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Full text: 38, 1920

38 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1920, Nr. 1. 
Diese NW-Winde treten in Swakopmund um 12 n und 6 a am häufigsten auf, während sie auf 
Diazspitze um 6 p und 12 m am zahlreichsten sind (s. Tab. 24); sie verspäten sich also gewissermaßen um 
6 Stunden gegen Swakopmund. Nimmt man nun mit Gülland 40 ) ah, daß die Winde von W nach E 
ziehenden Depressionen ihre Entstehung verdanken, so muß der Weg dieser Depressionen südlich von 
Lüderitz-Bucht vorbeiführen. Diese Erklärung hat übrigens sehr viel für sich; denn in einer ganzen 
Anzahl von Fällen läßt sich ein Drehen des Windes von N nach W feststellen, was ja stets Eintreten 
muß, wenn südlich eines Beobachtungsortes ein barometrisches Minimum vorbeizieht 41 ). Auch das 
spätere Eintreten der nordwestlichen Winde in Diazspitze kann darauf zurückgeführt werden; denn 
wenn südlich von Lüderitz-Bucht eine Depression vorbeizieht, so wird dort noch NE wehen — daher 
dort auch die häufigeren NE-Winde —, wenn Swakopmund bereits N-Wind hat, eine Erscheinung, die 
durch die nnw-ssö-liche Richtung der Küste noch verstärkt werden wird (s. Fig. 3). Schließlich läßt 
sich hiermit auch die geringere Anzahl der nw-liehen Winde in Lüderitz-Bucht erklären, dadurch, daß 
diese Depressionen öfters ihren W T eg zwischen Lüderitz-Bucht und Swakopmund nehmen. Ersteres liegt 
dann auf der Südseite des Minimums und muß zunächst Landwinde und beim Weiterwandern der 
Depression SSE- und SSW-Winde erhalten, so daß damit auch die größere Anzahl der Landwinde 
erklärt wird und auch die gegen Swakopmund sehr hohe Zahl der SSE-SSW-Winde eine weitere Erklä 
rung findet (s. Fig. 4). 
Die Landwinde können nun in Föhnwinde entarten. Es wird dies der Fall sein, wenn über dem 
Innern Südafrikas ein besonders hohes Maximum oder an der Küste ein besonders tiefes Minimum oder 
auch beides gleichzeitig vorhanden ist, wenn jedenfalls ein genügend großer Gradient dafür bürgt, daß 
die Luft aus dem hochgelegenen Innern Südafrikas rasch nach der Küste abfließt, so daß sie bei ihrer 
großen Geschwindigkeit keine Zeit findet, ihre durch Druckerhöhung erlangte Wärme abzugeben. Zu 
weilen führen diese Winde viel Staub und Sand mit sich und werden dann als Sandstürme bezeichnet, 
obwohl ihre Geschwindigkeit die der von See kommenden stürmischen Winde nicht erreicht. Da sich 
nur im südhemispherischen Winter ein barometrisches Maximum über Südafrika ausbilden kann, so 
erklärt sich daraus, daß diese Föhnwinde nur in den Wintermonaten auftreten. 
Das System der lokalen Land- und Seewinde tritt, wie an der Küste eines jeden größeren 
Gewässers, auch in unserem Beobachtungsgebiet auf, jedoch scheint es nicht besonders aus 
geprägtzusein. 
Die Windgeschwindigkeit ist in Diazspitze, also im Süden, bedeutend größer als in Swakopmund 
und den nördlichen Gebieten. Im täglichen Gange ist sie während der Nacht am geringsten, steigt dann 
bis Mittag an und erreicht in Lüderitz-Bucht öfters Sturmgeschwindigkeiten, in Swakopmund dagegen 
seltener. Diese großen Windstärken halten dann bis gegen 6 p an und nehmen darauf allmählich 
wieder ab. 
Wir haben an der Küste von Südwestafrika also meistens auflandigen Wind und können diesen 
unmöglich zur Erklärung des Auftriebes heranziehen. Der einzige Grund für die Erscheinung des Auf 
triebe® bleibt also das nach NW und NNW gerichtete Abbiegen der Benguela-Strömung, während für die 
jährlichen Veränderungen die Schwankungen der Benguela-Strömung und vor allem der wechselnde 
Stand der Sonne verantwortlich gemacht werden müssen. 
Die Strombeobachlungen. Die von der „Möwe“ im südwestafrikanischen Küstengebiet ausge 
führten Strombeobachtungen sind in dem Werk „Die Forschungsreise S. M. S. „Möwe“ im Jahre 1911“, 
S. 16/17, veröffentlicht. Die Beobachtungen sind zu wenig zahlreich und liegen auch zum Teil in Land 
einbuchtungen, um zur Ableitung eines Bildes der allgemeinen Stromverhältnisse im Küstengebiet ver 
wendet zu werden; sie können jedoch zur Ergänzung des bislang Bekannten herangezogen werden, 
Fassen w ir zunächst die außerhalb der Buchten beobachteten Strömungen ins Auge, so ist bemer 
kenswert, daß verschiedene Beobachtungen einen ausgesprochen ablandigen Strom ergeben, wie die nach 
folgende Zusammenstellung zeigt: 
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