68
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte.
1920. Heft 6.
Die Isothermen sind in der Richtung der Haupt-Strömung, der Passattrift, vorgewölbt. Im Gebiet
der Rückströmungen, also in den Buchten von Biafra und Niederguinea, reicht wärmeres Wasser in
einer Wärmezunge weit nach Süden. Die Auftriebgebiete treten dagegen als kalte Küstenstreifen an
der Ober- und Niederguineaküste und als Kälteinsel im freien Ozean hervor.
Die Auftriebgebiete zeigen auch eine stärkere Anomalie und größere Jahresschwankung. Die
Anomalie ist am größten im Gebiete dauernd starken Auftriebes, an der südwestafrikanischen Küste.
Die Jahresamplitude erreicht die höchsten Werte dort, wo starker Auftrieb mit warmem Südstrom
wechselt, in der Bucht von Niederguinea.
Den ozeanographischen Erscheinungen folgen die meteorologischen im Küstengebiet. Die kalte
Strömung gibt den Guineaküsten ihren Wärmecharakter. Das kalte Auftriebwasser verstärkt die
Wirkung. Die auflandischen Winde begünstigen sie. Die Auftriebküsten sind nebelreich. Das Land
selbst zeichnet sich durch Trockenheit aus, wo der Auftrieb intensiv ist, wie an der südwestafrikani
schen Küste, durch geringeren Regenfall an den Küsten schwächeren Auftriebes. Der Regenmenge
entsprechend schwankt die Vegetation der Küste zwischen Urwald und Wüste. Die negative Tempe
raturanomalie verlegt die Wohnsitze von Meerestieren aus höherer in niedrigere Breiten.