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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1920. lieft 6.
lialstrom. Dies führt zu einer dauernden aufsteigenden Bewegung unter der Passattrift und Bei
mischung von Tiefenwasser zu dieser Trift.
Bei Kap Frio ist die Benguelaströmung stärker als in ihrer Fortsetzung; denn nördlich davon
weicht das Land nach Osten zurück, und die Windstärke hat nachgelassen. Erst mit Zunahme der
Windstärke und Annäherung an die Äquatorialströmung wächst ihre Stärke wieder.
Sobald die Passattrift den Äquator überschreitet, treten in ihr zwei Striche stärkeren Fliedens
und größerer Beständigkeit auf. Ihre Entstehung beruht auf der Einwirkung der Erdrotationskraft.
Diese drängt die Wassermassen vom Äquator weg, was in einiger Entfernung davon einen Anstau von
Wasser und daher ein schnelles Fließen zur Folge hat.
Am linken Außenrand der Passattrift läßt Stromstärke und Beständigkeit bedeutend nach. Es
biegt das Wasser nach dem Innern des Südatlantischen Stromkreises ab. Dieses Gebiet liegt außerhalb
der Einflußzone der Äquatorialtrift. Sein Wasser wird daher nicht zum Ersatz herangezogen und kann
der Einwirkung der Erdrotation folgen.
Am rechten Rande biegt Wasser nach der Monsuntrift ab. Die wirkende Kraft ist südlich des
Äquators nur der Südwestmonsun, nördlich davon auch die Erdrotation. Infolge der Richtung des
Windes und der Richtung der Küsten streben die vom Monsun bewegten Wassermassen auf die Bucht
von Biafra zu. An der Niederguineaküste entsteht demnach ein Nordstrom, an der Oberguineaküste
ein Oststrom. Dieser tritt am stärksten zwischen Kap Palmas und Кар В Points auf als Guineastrom.
Er erreicht eine Stabilität von 85% und ein mechanisches Mittel von 22.7 Sm., übertrifft also teilweise
noch den Südäquatorialstrom an Geschwindigkeit. Die große Stärke hat er seiner geringen Durchfluß-
breite zu verdanken. liier liegt die Oberguineaküste besonders weit- südlich und die Grenze gegen die
andrängende Passattrift am nördlichsten. Auch das Wasser, das aus dem westlicher gelegenen Gegen
strom dem Guineastrom zufließt, erhöht seine Stärke. Nach Osten nimmt mit Zurücktreten der Küste
und der Stromkante die Schnelligkeit wieder ab. Jetzt wird die Monsuntrift nur.noch vom Winde
bewegt. Sie fließt auf die Bucht von Biafra zu und staut sich hier, da sie nicht abfließen kann. Im
Norden und Osten ist die Küste im Wege. Von Süden und Westen drängt mit dem Winde anderes
Wasser nach. Ein Teil des Wasers findet nach der Tiefe seinen Ausweg. Das übrige bleibt angestaut
und hat dauernd das Bestreben, nach Süden zu entweichen. In derselben Richtung wirkt die Passat
trift, die Ersatz braucht, saugend. Dem Wasser gelingt es nun, dort, wo der Monsun eine schwache
Stelle zeigt, zeitweise nach Süden und Westen zu entweichen. Doch fließt die Wassermasse in ihrer
Gesamtheit auf die Bucht von Biafra zu. Nur, wenn einmal der Monsun in seiner ganzen Ausdehnung
recht schwach ist, kann ein Abfluß- und Ersatzstrom eintreten. Dann strömt das Wasser nach Süd
westen in den Äquatorialstrom und nach Süden an der Niederguineaküste entlang, sich allmählich der
Passattrift beimischend, ganz wie man es im Golf von Panama sehen kann, dem Gegenstück zu unserem
Golfe. So erklärt sich auch die geringe Beständigkeit und mechanische Stärke der Monsuntrift in
dieser Gegend.
Kommen wir nun weiter nach Süden in die Bucht von Niederguinea, so haben wir bei gewöhnlichen
Windverhältnissen die beiden Kraftrichtungen des Passats und des Monsuns mit den entsprechenden Strö
mungen. Sie gehen nach Norden auseinander. Ein südlicher Ersatzstrom muß die Folge sein. Er wird
die schwächeren Stellen ausnutzen, die ihm der Wind bietet. Diese müssen im Monsun liegen, der über
haupt schwächer ist als der Passat. Wird aber einmal der Monsun ungewöhnlich schwach, dann wird
in der Bucht von Niederguinea der nördliche Küstenstrom verschwinden und sich ein südlicher Ersatz
oder Neerstrom der Passattrift entwickeln. Doch gellt auch hier das Wasser in seiner Gesamtheit
nach Norden.
Eine weitere Wind Wirkung bildet der Küstenauftrieb. Sobald der Wind einen ablandigen Strom
erzeugt, tritt Auftriebwasser auf. Dies ist an der Oberguineaküste besonders dort der Fall, wo diese
aus der Westostrichtung mehr in eine Südwestnordostrichtung übergeht, also an der Elfenbeinküste,
Goldküste und Nigeriaküste. Der Auftrieb wird nicht durch den Anstau des Guineastromes unter
drückt; denn der Anstau wird liervorgerufen durch die Richtung des Monsuns, der in Äquatornähe zwar