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Full text: 38, 1920

Johannes Janker: Strömungen and Oberfiächentemperaturen im Golfe von Guinea. 6a 
große Natureinflüsse zurückzuführender und so charakteristischer Verlauf dieser Grenzlinien, daß er 
ziemlich gesichert sein und den Tatsachen entsprechen dürfte.“ Diesen Natureinfluß leiten 
wir von den Meeresströmungen her; denn die Verbreitungsgrenze der Fliegenden Fische, Albatrosse, 
Kaptauben und Pinguine ist S-förmig gekrümmt. Sie reicht an der amerikanischen Küste weit nach 
Süden, während sie in Niederguinea nach Norden zurückweicht. Ja, es ist sogar eine Verschiebung 
dieser Grenze im Wechsel der Jahreszeiten nachzuweisen. „Einer der wichtigsten Punkte für Tier 
verbreitung ist die weitere Umgebung des afrikanischen Kap Frio und der Großen Fischbucht oder 
Tiger-Bai. Dies zeigt sich schon bei den fliegenden Fischen und wiederholt sich auch bei den Meeres- 
vögein.“ Hier haben wir den starken Gradienten der Wassertemperatur kennen gelernt. Bis hierhin 
reicht auch die beständige südwestafrikanische Auftriebzone. Besonders hebt Schott im Valdivia- 
werk 1 ) hervor, daß Pinguine noch in der Großen Fischbucht, also in 17° siidl. Br., angetroffen wurden. 
Der hier vertretene JackaspinguirF) „gibt“, so schreibt L. Schultze, „als das stattlichste Charaktertier 
der kalten Strömung dem Küstenmetr vom Kap der Guten Hoffnung bis zur Großen Fischbay einen 
polaren Zug“. 
Auf ein wichtiges Merkmal in biologischer Beziehung ist noch hinzuweisen, das Fehlen von 
Korallenriffen. Die Korallentiere sind ausgesprochene Vertreter der Tropen. Sie vermögen nur in 
einem klaren salzreichen und nicht zu kaltem Wasser zu leben. Daher sind sie an Auftriebküsten nicht 
anzutreffen. In unserem Gebiet könnten sie also nicht einmal an der Kamerunküste anzutreffen sein. 
Außerdem hindert sie hier der unter 32% betragende Salzgehalt am Fortkommen. 
VIII. Sehlußbetrachtung. 
Es seien nunmehr die Ergebnisse dieser Arbeit noch einmal kurz zusammengefaßt. 
Im Winde haben wir die Kraft kennen gelernt, die die Strom Vorgänge im wesentlichen hervor 
ruft, in der Erdrotation die Kraft, die hauptsächlich die Richtung der Strömungen bestimmt und in der 
Küstengestalt das Mittel, das den Stromerscheinungen unseres Golfes ihr eigenes Gepräge gibt. 
Dem herrschenden Windsystem entspricht das Stromsystem unseres Gebietes, dem Passat die 
Passattrift, dem Monsun die Monsuntrift. Wie der Passat südlich von Kap Frio fast noch das ganze 
Küstengebiet beherrscht und erst nördlich davon von der Küste abbiegt, so daß nach Norden zu für 
den Monsun ein immer breiter werdender Raum zur Verfügung steht, ebenso verläßt die Passattrift 
bei Kap Frio die Küste und wendet sich dem freien Ozean zu, während das zwischen ihm und dem Fest 
land liegende Gebiet von der Monsuntrift eingenommen wird. Die Grenze zwischen beiden Stromge 
bieten läuft von Benguela über 4° S 6° O und 0° Br. 4° W nach IV2 0 N 10° W, die der Windgebiete von 
Kap Frio über 5° S 3° O und 0° Br. 7%° W. 
Die Passattrift reicht demnach in das Gebiet des Monsuns hinein. Zum Teil wird die Erdrotation 
diesem das vom Monsun in Bewegung gesetzte Wasser entziehen. Außerdem ist der Passat und seine 
Trift stärker als der Monsun und dessen Trift. Die Passattrift wird in ihrem Hauptteil, im Südäquato 
rialstrom, geradezu zur vorherrschenden Strömung des Atlantischen Ozeans. Ausgezeichnet ist sie 
durch ihre große Beständigkeit und Stärke. In unserem Gebiet ist sie am ausgeprägtesten zwischen 
4°S und 1°N. Sie erreicht eine Stabilität von 87% und ein mechanisches Mittel der Stromstärke von 
21.5 Sm. Doch ist sie hier schon kein reiner Triftstrom mehr wie ihre westlichere Fortsetzung. Sie 
dient letzterer auch als Ersatzstrom. Noch mehr überwiegt der Charakter eines Zuflußstromes im Bengu- 
elastrom, aus dem die Äquatorialtrift ihr Wasser bezieht, wenn auch auf ihn der Passat einwirken wird. 
Doch kann der Benguelastrom von Süden her nicht genug Wasser zum Ersatz herbeischaffen, so daß 
er an der südwestafrikanischen Küste noch Wasser auf saugt. Auch dieses genügt nicht dem Äquato- 
*) Valdivia-Expedition, I. Teil, Ozeanographie, Text S. 129. 
3 ) Meyer, Das deutsche Kolonialreich, II, S. 166.
	        
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