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Johannes Jankef: Strömungen und Oberflächentemperaturen im Golfe von Guinea.
umspült werden. Das ist der Nordstrom, wie ihn auch die Strompfeile zeigen. Auch das Eingradfeld
von Fernando Poo weist nur eine geringe weitere Wärmezunahme auf.
Vergleicht man mit diesen Wassertemperaturen die Lufttemperaturen von Fernando Poo (3°46'N,
8°86'0, 20m Höhe, 5 Jahre) 1 ) und St. Thomé (0°20'N, 6°43'0, 17m Höhe, 9 Jahre) 2 ), dann fällt die
niedrige Lufttemperatur dieser Inseln auf. St. Thomé ist um 1.4; und Fernando Poo um 1.5° kälter als
der umgebende Ozean.
Ì
Lufttemperatur
Regen in mm
Lufttemperatur
Regen in mm
Fern. Poo
St. Tliomé
Fern. Poo
St. Thomé
Fern. Poo
St. Thomé
Fern. Poo
St. Thomé
Januar ....
27.7
25.7
25
94
Juli
24.7
23.6
162
0
Februar. . . .
27.6
26.2
93
111
August....
24.5
23.8
282
1
März .....
26.9
26.1
230
178
September . .
23.6
24.9
420
21
April
26.2
25.9
210
150
Oktober . . .
24.7
25.3
392
109
Mai
24.8
25.6
213
135
November . .
25.7
25.5
222
154
J uni
24.1
24.4
280
16
Dezember . .
26.9
25.7
28
101
Jahr
25.6
25.2
2557
1070
Eingehend berichtet Greef 3 ) über das Klima von St. Thomö. Er nimmt eine Regenzeit, zu
gleich die Windstille und heißeste Zeit an. Sie trifft mit der größtem Erwärmung des umgebenden
Ozeans zusammen. Im Gegensatz hierzu steht die Windzeit, die weniger feuchte und weniger heiße
Zeit der Monate Juni, Juli und August, wo das Meer am kühlsten ist, und der Südwestmonsun am stärksten
weht. Schon vorher 4 ) wurde auf die niedrige Temperatur, die starke Bewölkung und den geringen
Regenfall hingewiesen. Man suchte dies alles mit der kühlen Strömung in Zusammenhang zu bringen.
Über den Regenmangel im Südwinter schreibt eine neuere Darstellung 5 * ): „Der sehr große Unterschied
zwischen der Regenhäufigkeit in diesem und in den übrigen Monaten des Jahres mag auch darin seine
Ursache haben, daß die in der Gegend vorherrschenden südlichen bis südwestlichen Winde von Juni
bis August am kräftigsten und beständigsten sind, und ferner zur selben Zeit der kalte Äquatorialstrom
bis zur Insel St. Thomd hinan reicht oder sie vielleicht gar umgibt. Der kühle, vom kalten Wasser
und von höheren Breiten herwehende Wind trägt wahrscheinlich nicht viel Feuchtigkeit mit sich.“ „In
den Monaten Oktober bis April kommt der Wind durchgehends schwächer und veränderlicher, als See
brise von Nordwest oder Nordost. Auch ist die Insel jetzt nicht vom kalten Wasser, sondern vom
warmen Guineastrome umspült: alles Umstände, welche Wolkenbildung und Niederschlag begünstigen.“
Hierzu bemerkt Hann c ), daß der Beobachtungsort auf St. Thome vor allem im Südwinter im Lee
der vorherrschenden Süd- und Südwestwinde liegt, im Südsommer dagegen von wechselnden Winden
bestrichen wird, wodurch die entschiedene Trockenheit von der Regenzeit streng zu unterscheiden ist.
Die abweichend niedrige Lufttemperatur läßt sich jedoch nicht durch die Niederschlagsverhält-
nisse erklären. Zwar fällt der größte Wärmeunterschied mit dem stärksten Niederschlag zusammen,
wo das Wasser 2.3° wärmer ist als die Insel, aber er beträgt immer noch 1.2°, wenn im Juli die Regen
menge auf Null gesunken ist. Auf Fernando Poo herrschen ähnliche Verhältnisse: Man findet sie in
den spanischen Jahrbüchern beschrieben 7 ), wo auch auf die unerwartet niedrige Lufttemperatur hin
gewiesen wird, die allerdings an der Gabunmündung kaum höher ist. Nach den neuen Beobachtungen 8 )
beträgt sie hier gar nur 24.6°, also noch 0.6° weniger als auf St. Thome.
b Meteorol. Zeitschrift 1873, S. 46—48.
b Meteorol. Zeitschrift 1903, S. 421—423.
s ) Peterm. Mitteil. 1884, S. 131.
*) Meteorol. Zeitschrift 1878, S. 79/80; 1879, S. 56-59.
s) Meteorol. Zeitschrift 1903, S. 421/423.
6 ) Hann, Handbuch der Klimatologie, II, 1, 1910, S. 76.
5 ) Meteorol. Zeitschrift 1873, S. 47.
Meteorol. Zeitschrift 1905, S. 120.