Johannes Jankef: Strömungen und Oberfläckentemperaturen im Golfe von Guinea.
Die Anomalie übersteigt bis etwa 10° S nirgends —3°. Erst südlich davon tritt der Uberschuß an
kaltdrn Wasser gegenüber der größeren westlichen Hälfte des Atlantischen und Stillen Ozeans und gegen
über dem ganzen Indischen Ozean entschieden hervor. Bei Benguela liegt die Isanomale von —3°.
Bis zur Großen Fischbucht ist die Anomalie schon auf —7° gestiegen. Mit —8.5° erreicht sie südlich
von Kap Frio ihren höchsten Wert.
Um einen Vergleich mit der Koppen sehen Isanomalendarstellung 1 ) des Nord atlantischen Ozeans
zu ermöglichen, wurden für das nördlich der Linie gelegene Gebiet auch die Abweichungen von den
südhemisphärischen Durchschnittswerten berechnet. Dann ergibt sich allerdings im Bereiche des
Guineastromes eine schwache positive Anomalie von 0° bis +1°, und die Isanomalie von —1° ver
schiebt sich im Westen etwas weiter nach Süden.
d) Jährliche Schwankung. (Tafel 6.)
Die Unterschiede zwischen dem wärmsten und kältesten ■"Monat schwanken zwischen 2.5° und 8.9°.
An der Pfefferküste sind die Schwankungen am geringsten. Gerade in den Monaten, in denen die
Guineaströmung am wärmsten ist, tritt hier der kalte Küstenstreifen auf. Umgekehrt zeigen die
Monatskarten, daß gerade in den kühlen Monaten hier das von Westen eintretende Wasser eine Wärme
zunge erzeugt. Das Wasser kommt hier teilweise aus dem äquatorialen Stillengürtel. Dort bringen
starke Wolkenbedeckung, geringe Windgeschwindigkeit, reichliche Niederschläge und ein geringer
Wechsel der Sonnenhöhe einen Ausgleich der Gegensätze zustande 2 ). Das gleiche mag der zeitweilige
Auftrieb der Liberiaküste bewirken.
An der. Küste von Oberguinea wachsen die Schwankungen. Das Auftriebgebiet tritt zu Tage.
Es erstreckt sich über eine Fläche von wechselnder Größe. An der Goldküste sind die Unterschiede
am größten. Die Bucht von Biafra zeigt wieder geringere Amplituden. Hier liegt das Anstaugebiet,
das immer von der gleichen Strömung mit geringem Geschwindigkeitsunterschiede und nur wenig in
der kalten Jahreszeit von Auftriebwasser beeinflußt wird.
Ebenso wie hier spiegeln sich die ungestörten Verhältnisse im Südwesten wieder, wo auch nur
geringe Schwankungen einer schwachen Strömung und damit auch der Temperatur vorhanden sind.
Schott 3 ) hat für 10° N, 0 Br. 10° S und 20° S ! die mittlere Schwankung der Hochseetemperatur für
den Gesamtozean auf 2.2°, 2.3°, 2.6° und 3.6° angegeben. Wir sehen, das letztgenannte Gebiet, ebenso
die Pfefferküste, kommt diesen Zahlen noch am nächsten, während der Guineastrom doch schon von
dem südhemisphärischen Hauptstromgebiet zu sehr beeinflußt ist.
Die ozeanische Kälteinsel und Kältezunge tritt stark hervor. Diese Gebiete sind zeitweise von der
schwachen Passattrift, zeitweise vom Auftrieibwasser der starken winterlichen Trift in ihren Tempe
raturen beherrscht. Daher erreicht die Amplitude 7°. Schott 4 ) weist auf die Ähnlichkeit mit den
zungenförmigen Ausbuchtungen der Isoamplituden westlich der peruanischen Küste hin. Auch dort
ist es der Geschwindigkeitsunterschied in der das ganze Jahr ungefähr gleichgerichteten Strömung,
der die Temperaturgegensätze hervorruft. „Im (Nord-) Winter erfolgt die Bewegung des Äquatorial
stromes in viel größerer Ruhe, es fällt daher auch der Anlaß zum Aufquellen von Tiefenwasser ganz
oder fast ganz weg, die Oberflächentemperaturen können die der Breite nahezu normale Höhe einhalten.“
Ja, die Amplitude erreicht dort noch höhere Werte, weil der Äquatorialstrom im Südwinter „geradezu
von reißender Geschwindigkeit“ ist.
Die größten Schwankungen weist die Küste von Niederguinea auf. Hier
fiel es schon schwer, die StrOmungs- und Temperaturverhältnisse klar darzustellen. Einmal setzt eine
warme Strömung nach Süden. Dann tritt ein kalter nördlicher Strom auf. Die Breite und Küstennähe
*) Koppen, Hohe Wärme des Nordatlant. Ozeans, in Ann. d. Hydr. 1911, Tafel 8.
s ) Siehe Schott, die jährlichen Schwankungen usw. in Peterm. Mitt. 1895, S. 155.
s ) Peterm. Mitt. 1895, S. 157.
*) Peterm. Mitt. 1895, S. 156.