K. Kulilbi'udt: Klimatologie und Meteorologie von Mazedonien.
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satioa gezwungen. Andrerseits 'iegt der Rand im Schutze vor den rauhen Binnnenwinden. Bekannt
ist die üppige Vegetation bei Vodena, der Stätte der berühmten Midasgärten des Altertums 1 ), sowie der
Moglenaebene nördlich dieser Stadt. Diese Ebene liegt im Schutze des Hoehgebirgszuges der Nidze
Planina (Kaimakcalan)* im Norden; ihr mildes Winterklima steht im Gegensatz zu dem rauhen des
Morihovoberglahdes nördlich der Höhenkette. Im Küstenvorland wird die Sommerhitze durch die
Seewinde gemildert. Ad. Struck bestätigt dies für die Kampania 3 ): „Ausnahmslos sind die
Nachmittage im Sommer infolge des Seewindes, Imbad genannt, welcher eine Lebensbedingung des
Landes ausmacht, sehr angenehm, und dies um so mehr, je mehr die Ebene dem Gebirge zu ansteigt.“
Wardaraufwärts dringt die mittelmeerische Einwirkung zum Becken von Ghevgheli, nach
Hudova und bis zum Riegel von Demir-Kapu vor. Das Tikvesbecken nördlich dieser Enge und weiter
hin die Ebene von Usküb zeigen den unmittelbaren mediterranen Einfluß nicht so deutlich. Der Gegen
satz in der Vegetation zwischen den Gebieten nördlich und südlich des Riegels von Demir-Kapu ist
ähnlich wie zwischen dem Morihovo- und Moglenagebiet. In der Gegend von Hudova und Ghevgheli
weisen die weite Verbreitung des mittelmeerischen Maquis, die Maulbeerbäume, welche die bekannte
Seidenkultur ermöglichen, sowie die Feigenbäume auf einen überwiegend milden feuchten Winter hin.
L. Adamovic rechnet auf seiner Karte der Vegetationsregionen Mazedonien zu dem mediterranen
Pflanzengebiet, mit Ausnahme des Nordostens, des Gebiets beiderseits der oberen Struma (mitteleuro
päisches Gebiet).*) Das stimmt mit unseren Darlegungen überein. Nur die drei Spitzen der Halbinsel
Chalkidike gehören zur immergrünen Region. Selbst Thessalien hat noch keine Ölbäume. Die rauhen
Winter lassen in Mazedonien die immergrünen Pflanzen nicht bestehen. Den unteren Wardar-, Struma-
und Mestalauf, die Gegend von Seros, Drama und Kavalla rechnet Adamoviö zur Misehlaubregion.
Die Hochebenen, wie die Tikveslandschaft, das Ovee Polje, das Morihovobergland, die pelago-
uische Ebene haben “Plateauklima", sind also besonders durch große Temperaturschwankungen ausge
zeichnet. Hier ist einerseits die Sommerhitze nicht durch Seewinde gemildert, andrerseits sind hier die
Winter besonders streng. Steigert wir höher hinauf auf die mazedonischen Berge, so ähnelt das Klima
immer mehr dem gemäßigten mitteleuropäischen. Hoch oben in den Bergen, besonders in Mulden, in
denen das Schneewasser sich ansammelt, findet man auch zur Zeit der größten Sommerdürre frischen
Pflanzenwuchs, grüne Matten.
Im Kriege waren „Balkankrankheiten“ mannigfacher Art gefürchtet. Die anhaltende Hitze des
Sommers, der Wassermangel, besonders aber die intensiven Temperaturschwankungen waren für den
Mitteleuropäer ungewohnt und führten zu Gesundheitsschädigungen. Die meisten Krankheiten jedoch
waren keine Klimakrankheiten im eigentlichen Sinne; sie wurden wohl durch das Klima gefördert,
waren aber in erster Linie eine Folge der mangelnden Kultur von Land und Leuten.
Als charakteristische Züge des mazedonischen Klimas wurden vorwiegend solche behandelt,
welche für den Menschen nachteilig sind. Es ist verständlich, daß allen Nordländern, welche in Maze
donien weilten, sich diese in das Gedächtnis besonders einprägten. Das gilt besonders von den Mit
kämpfern auf dem mazedonischen Kriegsschauplatz, welche infolge der notwendigen Lebensgestaltung
sich vor den Unbilden der Witterung nicht genügend schützen konnten. Es darf aber nicht vergessen
werden, daß das mazedonische Klima viele Tage bringt, zu allen Jahreszeiten, welche von der Witte
rung sehr begünstigt sind und die eigenartige Schönheit des Landes, den Formen- und Farbenreichtum
voll zur Geltung kommen lassen.
(Abgeschlossen Dezember 1919.)
l ) Vgl. C. v. d. Goltz: Ein Ausflug nach Mazedonien, Berlin 1894, S. 88.
*) Oie mazedonische Ebene. ..Die Natur 1 . Ralle 1898.
:i ) Pflanzengeographie dev 'Balkanhalbinsel. Wiener Sitzungsberichte. Bund 80. Wien 1907.