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Full text: 38, 1920

f;(l Aus dem Archiv der Deutschen Seekarte — 1920 Nr. 5 — 
denjenigen Bergen, welche der Strömung im Wege liegen. Teilweise werden jedoch diese Wolken in zahl 
lose Fetzen zerrissen, von der herabstürzenden Luft mitgenommen und wild durcheinander gewirbelt, so 
deutlich die große Unruhe der Luft veranschaulichend. 
Im großen Gegensatz zu den kontinentalen machen die mittelmeerischen Winterperioden oft gar 
keinen winterlichen Eindruck. Bei lauen Winden aus Süd und West wechselt Regen und Sonnen 
schein. Der reichliche Niederschlag läßt die im Sommer verdorrten Gräser wieder grün aufsprießen, 
die Natur atmet wieder auf. Das Vieh findet bereits im Winter wieder Nahrung in der Niederung. 
Das gilt besonders vom südlichen Mazedonien. 
Der Herbst bringt ergiebige Landregen. Die Wege von meist unzureichender Beschaffenheit, 
die vom Sommer her mit dicker Staubschicht bedeckt sind, verschlammen. Der Dauerregen weicht den 
Boden gründlich auf. Die flachen Bach- und Flußbetten können das Wasser oft nicht wegschaffen: 
die Flüsse verbreitern sich, überschwemmen. Im eigentlichen Winter bleibt der Niederschlag auf den 
Bergen als Schnee liegen. Bis tief herab bedeckt eine dichte Schneeschicht die Landschaft, welche 
dann das typische Bild eines in Schnee erstarrten Hochgebirges bietet. Im Frühjahr, wenn die Schnee 
schmelze einsetzt, füllen sich wieder Bäche und Flüsse. Vermehren Gewittergüsse die Wassermengen, 
so stellt sich Hochwasser ein und Überschwemmungen, welche — wie im Kriege — erhebliche 
Zerstörungen anrichten können. Der Bergschnee speist bis zum Hochsommer hin die Bäche, deren 
Wasser dementsprechend eine auffallend niedrige Temperatur besitzt. Im Frühjahr erneuern sich die 
in den Becken und Ebenen Mazedoniens zahlreich vorhandenen Sümpfe. Wie in Mitteleuropa der 
Sommer, so ist in unserem Lande das Frühjahr die Zeit der stärksten Entfaltung der Pflanzenwelt. 
Während auch auf niedrigeren Bergen noch Schnee liegt und nur die Kraft der unmittelbaren Sonnen 
strahlung hinwegtäuscht über die hier oben noch tiefe Lufttemperatur, sprießt in den Niederungen 
bei schon beträchtlichen Wärmegraden in üppiger Weise Gras und Kraut, bedecken sich die Hänge 
mit einem Blumenteppich von überraschender Mannigfaltigkeit. Die Feld- und Gartenfrüchte gedeihen 
aufs Beste. Spätestens Ende Juni jedoch ist diese Pracht vorbei; sie unterliegt der Sommerdürre. 
Wir sahen, wie in Mazedonien sowohl die maritim-mittelmeerischen wie die kontinentalen mittel 
oder osteuropäischen Klimaeinflüsse zum Ausdruck kommen, wie beide Einflüsse in unserem Gebiete 
mehr als es sonst im Mittelmeer der Fall ist, Zusammenstößen und aufeinander einwirken. Von beiden 
Klimaarten treffen nicht der milde Mittelmeerwinter mit dem kühlen mitteleuropäischen Sommer, 
sondern hauptsächlich die beiden ungünstigen Jahreszeiten zusammen: der heiße, trockene, subtropi 
sche Sommer und der strenge kontinentale Winter Europas, Hieraus ergeben sich die Gefahren für 
die menschliche Gesundheit, hieraus folgt auch eine Einschränkung des Pflanzenlebens. 
Der wüstenartige Charakter Mazedoniens hat mehrfach dazu verleitet, unserm Gebiet ein Steppen 
klima zuzuschreiben. Die baumfeindliche Eigenschaft der südlichen Steppenregion besteht nicht in 
dem Mangel an Sommerregen, sondern umgekehrt darin, daß der meiste Niederschlag gerade im 
Sommer fällt und der Bodenfeuchtigkeit wenig zugute kommt, während die Niederschläge in den Jahres 
zeiten in welchen sie dem Boden am meisten Wasser liefern, fehlen. 1 ) Das ist in Mazedonien nicht der 
Fall. Der Pflanzenmangel ist wohl im Sommer bezüglich ' der niedrigen Formen auf klimatische 
Ursachen zurückzuführen, sonst aber und allgemein in Bezug auf die Waldarmut eine Folge der ver 
nachlässigten Kultur des Landes. 
. Das eigentliche Mittelmeerklima ist in Mazedonien am ausgeprägtesten an der Küste, in der 
Kampania, in den Becken von Seres und Drama. Die Flüsse aufwärts drängt es ins Innere vor. 
Cvijic nennt das Strumicatal das mildeste Gebiet. 2 ) Die Kampania, besonders ihr östlicher Teil, macht 
im Sommer eitlen völlig verbrannten Eindruck. Der nördliche und westliche Rand hat dagegen auch im 
Sommer reichere Vegetation und mehr Wasser. Das ist zum Teil auf die Bodenbeschaffenheit zurück 
zuführen, aber auch darauf, daß hier im Winter mehr Niederschläge fallen. Die südlichen Winde vom 
Ägäischen Meere her, mit Feuchtigkeit geladen, werden hier durch die Gebirge besonders zur Konden- 
*) Hann, Handbuch der Klimatologie 1, S. 268. 
*) a. a. O. S. 177.
	        
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