llr. A. Franz: Ozeanographie und Klimatologie der D.-Siidwestafrik. Küste nach Beobacht, v. S. M. S. „Möwe“, 19
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Diese Unterdrückung ist die Folge davon, daß der jährliche Temperaturgang nicht mehr von der
Sonne allein, sondern hauptsächlich von den Windverhältnissen des SE-Passates, der seine größte Ge
schwindigkeit im November, seine geringste im Mai hat, geregelt wird (s. Tab. 9 u. 10).
Tabelle 9-').
Windgeschwindigkeit des SE-Passates auf St. Helena.
11 o n a t
1
II
111
IV
V VI
VI1
Vili
IX X
XI
XII
m pro sec
16.0
15.0
14.9
15.1
13.3* 15.1
14.6
18.0
19.9 18.7
20.5
18.0
Tabelle 10“).
Gemeinsamer Gang der Windgeschwindigkeit und Wassertemperatur an einem
Punkte der Südäquatorial-Trift, also dort, wo das zweite Maximum unterdrückt wird.
o il a t,
i
II
111
IV
V
VI
vu
VII!
IX
X
XI
XII
Wind hi sec. ;
18.2
17.2
15.8
16.5
14.8*
16.1
17.3
21.3
225
21.2
21.4
19.8
Wässertem)).
26.3
26.4
27.0
274
26.8
25.8
24.6
23.9
23.8*
24.6
25.3
25.7
Die Wirkung des Windes ist hierbei folgende: Die Beschleunigung der Luftbewegung wird eine
Beschleunigung der Strömung zur Folge haben, und mit dieser wird eine vermehrte Zufuhr kalter
Wassermassen nach Norden erfolgen. Diese stammen nun nicht nur aus der Westwinddrift, sondern
vornehmlich auch aus dem kalten Auftriebwasser an der südwestafrikanischen Küste. Da das Auftrieb
gebiet rund 1400 Seemeilen vom Äquator entfernt ist, so wird ein Wasserteilchen, wenn wir eine mittlere
Geschwindigkeit von 0,8 Seemeilen pro Stunde für die Benguela-Strömung annehmen*), 70 Tage
brauchen, um diesen Weg zurückzulegen. Wenn also im November das sekundäre Maximum in der Süd-
äquatorial-Strömung durch kaltes Auftriebwasser unterdrückt werden soll, so muß dieses im August das
Auftriebgebiet verlassen und, damit es auch seine Wirkung ausüben kann, dort reichlich gefördert
werden. Andererseits muß es auch sehr niedrige Temperaturen haben und möglichst schnell transportiert
werden, damit es unterwegs nicht zu sehr erwärmt wird.
Nun nimmt aber die Windgeschwindigkeit bis zum November noch zu, und trotzdem geht das Auf
triebgebiet zurück, und auch am Äquator tritt Temperaturerhöhung ein, obwohl nach den Windverhält
nissen jetzt noch viel eher eine Unterdrückung des Sonneneinflusses möglich sein müßte. Daß dieses
•nicht der Fall ist, ist ein Beweis dafür, daß jetzt die Sonne die Unterdrückung durch den Wind, wenn in
bezug auf das Auftriebgebiet von einer solchen überhaupt die Rede sein kann, überwunden hat und nun
mehr wieder allein maßgebender, die Temperatur bestimmender Faktor ist. Freilich erschwert ihr der
immer heftiger wehende SE-Wind ihre Aufgabe und das sekundäre Minimum der Wassertemperatur im
November (vgl. S. 15), also zur Zeit der größten Windstärke des SE-Passates, deutet fast darauf hin, als ob
sie hier unterliegen würde. Aber das darauf folgende Abflauen des Windes unterstützt sie wieder in ihrer
Wirkung. Der Wind gibt gewissermaßen den Kampf auf, noch ehe der Sieg errungen ist, und so können
dann beide, im gleichen Sinne wirkend, schneller die warmen Temperaturen herbeiführen.
Der Wind flaut nun weiter ab bis zum Mai, und es müßte, wäre er der allein maßgebende Faktor für
die Ausdehnung der Auftriebzone, in diesem Monat das Minimum des Auftriebes eintreten und nicht im
Februar. In Wirklichkeit breitet sich von Februar auf März und in den folgenden Monaten der Auftrieb
bedeutend aus. Dies ist bei der immmer geringer werdenden Windgeschwindigkeit ein deutlicher Beweis
*) Krümmel gibt, die Geschwindigkeit der Benguala-Strömung auf 12—30 Seemeilen pro Tag (0,5—1,2 Seemeilen pro Stunde)
an, Krümmel: Handbuch der Ozeanopraphie. Stuttgart 1907. Bd. 2, S. 611.