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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1920 Nr. 5 —
niemals bewölkt ist und die Sonnenstrahlen ungehindert herabbrennen. Dazu ist beinahe kein Baum
zu sehen.“
Die sommerliche Dürre wurde als das Hauptmerkmal des mazedonischen Klimas empfunden.
Sie stellt hohe Anforderungen an die Körper- und Willenskraft aller, die sie nicht gewohnt sind. Die
klassische Beschreibung, welche Philippson 1 ) für den Mittelmeersommer gibt, trifft auch für den maze
donischen Sommer zu. Wir haben früher gesehen, wie Sommergewitter zum Teil erhebliche Regen
massen herabsenden. Die für Mazedonien charakteristischen tief eingegrabenen Bachbetten zeugen von
der Heftigkeit, mit der jene zu Tal stürzen. Die Wirkung aber ist gering. Die Wassermassen fließen
rasch ab, auch verdunsten sie stark auf dem heißen Fels- und Sandboden, denn die Verdunstung ist
entsprechend der hohen Temperatur und Lufttrockenheit groß.
Der Waldmangel ist ein besonders auffälliges Kennzeichen Mazedoniens. Er trägt wesentlich
dazu bei, die allgemeine. Trockenheit zu vermehren. Kein Wurzelwerk ist vorhanden, das die Feuch
tigkeit zurückhalten und für den Sommer aufbewahren könnte. Das Klima an und für sich verhindert
nicht den Waldwuchs. Es gibt an schwer zugänglichen Stellen oft prächtig gewachsenen Hochwald,
von Nadel- und Laubholz. Der in früherer Zeit weit verbreitete Wald, welcher den' alten Griechen
das Schiffsholz lieferte, ist im Laufe der Zeit dem Raubbau zum Opfer gefallen. Nachdem die Berge
entforstet waren, spülten die starken Regengüsse die haltlose Erde weg.
Bei der wenig gehinderten Ein- und Ausstrahlung ist die mechanische Verwitterung des Bodens
groß. Wir haben gesehen, welche Größe die tägliche Schwankung der Lufttemperatur erreichen kann;
die des Bodens ist noch erheblich größer. Das Gestein zerspittert, die Felsen nehmen bizarre Formen
an. Die Berge sind mit Blöcken besät, Geröll und Schutthalden sammeln sich in Mulden am Fuße der
Berge an. Die Ebenen werden mit an geschwemmtem Boden ausgefüllt. Die Flüsse haben kein aus
gesprochenes Bett; in schwankendem Laufe fließen sie dahin und überschwemmen leicht. Der Boden
in den Ebenen zerfällt weiter; die Staubentwicklung ist groß. Vom Boden auf ge wirbelt legt sich der
Staub auf die ganze Landschaft, trübt häufig stark die Luft. Wenn die Bodenluftschichten über den
Ebenen durch starke Einstrahlung überhitzt sind, dann bahnen sie sich gewaltsam den Weg in die
Höhe; Klein-Tromben sind eine häufige Erscheinung. Sie sind besonders über Ortschaften und Land
straßen sichtbar, weil sie hier große Staubmassen emporwirbeln. Meist sind die Staubschläuche nur
mäßig hoch und halten sich nur kürzere Zeit, Die größte Trombe, welche Verfasser beobachtet hat
(25. 8. 1917) war mindestens 500 m hoch.' Mit unten glockenartig aufgewölbtem Ende reichte sie als
schmaler gewundener Staubschlaucb, auf dem dunklen Hintergrund der Berge bell hervortretend, hoch
hinauf. Ihr Ende konnte nicht abgesehen werden, weil sie sich vom wolkenlosen Himmel als Hintergrund
zu wenig abhob. Die unteren Luftschichten bis 1200 m zeigten zu derselben Zeit Windstille, Staub
böen wurden mehx* *fach beobachtet; sie gaben eine Vorstellung von Sandstürmen ln der Wüste.
Berg- und Talwinde sind im Sommer stark ausgeprägt. In Monastir z. B. wehte tagsüber meist
Wind aus Ost und Südost, aus der pelägonischen Ebene in das Dragortal. Die gradientmäßige Strömung
aus dem Nordwestquadranten, die in der Höhe wehte, war in den Bodenschichten aufgehoben. Nach
mittags aber setzte gleich mit heftigen Stößen der westliche Wind ein aus dem Dragortal in die Ebene.
Hier verstärkte jetzt der Bergwind die „herabkommende“ allgemeine Strömung. Der Westwind nahm häufig
stürmische Stärke an. Auf den kahlen Hängen des Peristerigebirges, wo zudem Ablenkung und Stau
ung stattfindet, kann der Westwind so stark wehen ~ nachdem kurz vorher vielleicht noch Windstille
herrschte —, daß aufrechtes Stehen sehr schwierig ist. Dieser Westwind hat föhnartigen Charakter,
ist auffallend trocken und warm. Wir haben es hier mit demselben Wind zu tun, von welchem Stange
berichtet, daß er als föhnartiger Wind aus dem Westquadranten vom Gebirgsstock des Pindus her
in die thessalische Ebene weht; es heißt dort Livas.*) Die starken Winde tragen ebenso wie die
Regengüsse dazu bei, die Ansammlung von Verwitterungshoden auf den Felsgesteinen zu erschweren.
*) Das Mittelmeergebiet, Leipzig 1911.
*) Versuch einer Darstellung der griechischen Windverhältnisse und ihrer Wirkungsweise. Dissertation Leipzig 1910.