52
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1920 Nr. 5 —
und setzt gleich mit heftigen Böen ein, in Hudova mit etwa 15 mps, schwillt dann hier zeitweise zu
außerordentlichem Sturm an (am Boden 25 mps). Die Windmessungen in Prilep und Hudova vom
10. Januar morgens zeigen deutlich den Umschwung. Am Boden und in den Bodenschichten herrschen
starke böige nördliche Winde. Die Windgeschwindigkeiten schwanken auffällig, besonders starke
Stöße verursachen Stärken bis 25 mps und darüber, sowohl in Prilep als ganz besonders in Hudova.
Die Nordströmung ist um 8a auf die unteren Schichten beschränkt. Über Prilep hat sie erst eine
Mächtigkeit von 500 m, über Hudova bereits von 1400 m. Oberhalb dieser Schicht weht, in unge
wöhnlich scharfem Sprunge abgehoben, die alte südwestliche Strömung unverändert weiter. Die nörd
lichen Winde schieben sich deutlich unter diese. 11a liegt über Hudova die Sprungschicht in 1800 m
Höhe, um 2p in 2200 m (Prilep zu dieser Zeit in 1100 m relativer Höhe), um 5p in 2600 m. Am 11.
morgens hat die Strömung sich bis in große Höhen durchgesetzt; die Böigkeit hat nachgelassen, in
Prilep herrscht in den Bodenschichten sogar schon Windstille. Die Schichtgrenze zeigt sich um 8a
über Hudova in 4900 m, um 10a in 5300 m. Die Sprungschicht wird am 10. und 11. etwa um 400 m in
je 3 Stunden in die Höhe gedrängt; die Windmessungen zeigen das in auffallender Übereinstimmung,
auch über die Nacht hinweg. Auch Drama zeigt die Inversionsschicht am 11. deutlich (vom 10. liegen
keine Messungen vor). Hier hat sich die kalte Nordluft am 12. bis 4000 m durchgekämpft. Auffallend
sind die schwachen, wechselnden Winde in den unteren Schichten. Erst oberhalb 1000 m setzt- die
Nordströmung ein; sie wird hier durch die Berge im Norden in die Höhe gezwungen, außerdem ist der
Seewind ihr entgegengesetzt gerichtet. Infolgedessen ist auch der Temperatursturz nicht so plötzlich
und groß.
Dem Einbrechen der nördlichen Luftmassen parallel geht ein starker Anstieg des Barometers;
besonders in Hudova geht es stufenweise steil hoch. Während der heftigen Windstöße am 10. morgens
treten hier starke •Luftdruckschwankungen auf. Innerhalb von 2 Stunden steigt das Barometer am
Vormittag um 4 mm. Nachdem am 9. die Temperatur dauernd gestiegen ist, geht sie in Prilep um
Mitternacht noch weiter sprunghaft in die Höhe und erreicht jetzt unter andauernder Unruhe ihren
höchsten Stand (12—13°, wie in Hudova). In Hudova fällt sie darauf in der 1. Stunde um 6 , beträgt
nach 12 Stunden zu Mittag des 10. —3 C (also Temperaturfall von 15'). Nach 36 Stunden ist sie in Prilep
um 23 gefallen. Das trübe feuchte Wetter hält auch am 10. an, nur fällt statt Regen an allen 3 Orten
Schnee. Allmählich aber nimmt die Bewölkung ab, am 11. ist in Prilep und Hudova der Himmel wolken
los, in Drama, wo der Kälteeinbnich später einsetzte, erst entsprechend später. Die Nordströmung bleibt
noch einige Zeit weiter bestehen, weshalb auch dieTemperatur zunächst noch weiter sinkt. Dann aber
nehmen die Winde besonders in den unteren Schichten stark ab.
Bei dem Einbruch der kalten Luft aus dem Norden ist die Windströmung stark turbulent.
Heftige Fallböen treten auf; sie drücken bei den Windmessungen den Pilotballon abwärts und verfäl
schen so durch die auftretende vertikale Komponente die Windgeschwindigkeiten im Sinne zu hoher
Werte. Diese Winde haben große Ähnlichkeit mit den Bora-Fallwinden. Sie sind in Prilep eine
charakteristische Erscheinung, wo die kalte Luft von den Pässen im Norden in die pelagonisehe Ebene
herabstürzt. Sie sind noch mehr ausgebildet in Hudova, im tief eingegrabenen Wardartale, am Rande
zwischen dem gebirgigen Hinterlande und der Küstenebene. Der große Gegensatz zwischen dem kalten
Hinterland und dem warmen Meere sowie das zum Meere hin abschüssige Gelände erklären die außer
ordentliche Stärke und Böigkeit der Winde.
Wie dieser Fall 9, so verhalten sich, wenn auch nicht immer so ausgeprägt, die übrigen Fälle.
Sprungschichten in der Höhe sind eine typische Erscheinung, auch in vielen Fällen, in denen die
Erkaltung nicht scharf ausgesprochen war. Die Grenze zwischen der unteren nördlichen und der
oberen südlichen Strömung ist nicht immer so schroff; häufig ist eine windschwache oder -stille
Übergangssohicht eingelagert. Die Windstärken erscheinen vielleicht auch deswegen hier teilweise
geringer, weil der Pilotballon einen stärkeren Auftrieb bekommt infolge einer aufsteigenden Kompo
nente der in die Höhe gezwungenen oberen Strömung. Die Sprungschicht war, wie zu erwarten, häufig,
jedoch nicht immer Wolkenschicht. Die Niederschläge, die vor dem Einbruch der kalten Luft meist auf-