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Full text: 38, 1920

E. Ivuhlbrodt: Klimatologie und Meteorologie von Mazedonien. 
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warmen Meere dar, also auch einen Jahreszeitenwind, eine monsunartige Erscheinung (in gewissem 
Sinne das Gegenstück zum sommerlichen NW; beide Winde ergänzen sich aber nicht zu einem System, 
sie haben beinahe dieselbe Richtung). Diese winterlichen Winde mit N Komponente bilden keine bestän 
dige Luftströmung, sie werden häufig durch Winde anderer Richtung abgelöst, in den unteren Schichten 
besonders durch südliche, welche das sekundäre Häufigkeitsmaximum auf sich vereinigen. Es wurden 
in Kap. IX Beispiele gebracht für den typischen Umschlag im Winter von nördlichen zu südlichen Rich 
tungen und umgekehrt. Die relative Feuchtigkeit ist im Winter in Mazedonien ziemlich groß, ebenso 
die Bewölkung (etwas geringer als in Mitteleuropa). Letztere schwankt jedoch erheblich (Januar 1917 
8.2, Januar 1918 3.5 Zehntel in Prilep). Bei der Besprechung des Niederschlags wurde an Beispielen 
dargelegt, wie sehr nasse Wintermonate mit sehr trocknen wechseln können. Bei Behandlung der 
Temperaturverhältnisse wurden die großen Schwankungen im Winter im Gegensatz zum Sommer betont. 
Die gesamte Witterung im Winter ist in unserem Gebiet starken Wechseln unterworfen. In schroffem 
Gegensätze stehen trübe, feuchte, auffallend milde mittelmeerisehe zu osteuropäisch-kontinentalen Peri 
oden mit strengem Frost- und Schneetreiben und eisigen stürmischen Nordwinden. 
Herbst und Frühling zeigen alle Übergänge vom sommerlichen zum winterlichen Witterungstyp. 
Der September schließt sich dem Sommertypus an, bringt ihn häufig sogar am reinsten und unge 
störtesten zur Ausbildung. Auch der Oktober kann teilweise noch das Septemberwetter fortsetzen. 
Dann aber vollzieht sich meist rasch die Umwälzung zum Wintertypus. Die Mittelmeerdepressionen 
erscheinen, nachdem die Luftdruckverteilung im Laufe des September sich immer mehr abgeflacht hat, 
gleich in starker Ausprägung. Bei der noch hohen Lufttemperatur über dem Meere und somit großen 
absoluten Feuchtigkeit sind die ausgelösten Regen ergiebig; sie bringen das Niederschlagsmaximum. 
Auf den großen Sprung zwischen September und Oktober in Bezug auf Luftdruck, Wind, Bewölkung, 
Niederschlag wurde hingewiesen. Entsprechend der im Herbste häufigen zyklonalen Luftdruckver 
teilung verteilen sich die Winde mehr auf die verschiedenen Richtungen. Die zyklonalen südlichen 
Winde vereinigen z. T. die größte Häufigkeit auf sich. 
Der Übergang im Frühling vollzieht sich im Gegensatz zum Herbst allmählicher. Die Druck 
schwankungen bleiben, wie ausgeführt wurde, auch im Frühjahr noch groß. Perioden starker Erwär 
mungen wechseln mit empfindlichen Kälterückfällen; die Temperaturveränderlichkeit erreicht jetzt ihr 
Maximum. Infolge der rasch zunehmenden Erwärmung erscheinen im nördlichen inneren Teil der Halb 
insel flache, kurzlebige Depressionen. Die Winde verteilen sich infolgedessen wieder, mehr wie im 
Herbst; gemäß dein jetzt vom Meere zum Lande hin auftretenden Druckgradienten (thermisch bedingt) 
überwiegen die südlichen Winde. Dies wurde zahlenmäßig belegt; ebenso das bereits früher begründete 
sekundäre Bewölkungs- und Niederschlagsmaximum im Frühjahr (auf der nördlichen Halbinsel Haupt 
maximum). 
Herkunft und Verlauf der über dem östlichen Mittelmeergebiet erscheinenden Depressionen ist bisher 
nur wenig erforscht worden. Die Ursache liegt an dem Fehlen eines genügend dichten Stationsnetzes. 1 ) 
Verglichen mit den über West- und Nordeuropa auftretenden Tiefdruckgebieten sind die unseres Gebiets 
weniger ausgeprägt und seltener. Soweit bisher festgestellt wurde, wandert ein großer Teil der Minima 
längs des Mittelmeeres in west-östlicher Richtung,. Wichtiger sind zwei andere Zugstraßen, die sich 
mit der ersteren in der Gegend des Jonischen Meeres als „Strahlungsgebiet“ der Minima kreuzen: die 
Straße in der Richtung Jonisches—Ägäisches—Schwarzes Meer sowie besonders, in ihrem Anfang der von 
Köppen-van Bebber angedeuteten Zugstraße Vd entsprechend, die Bahn längs des Adriatischen Meeres nach 
SE (meist mit Randgebilden über Griechenland zum Ägäisehen Meere) und weiterhin entweder nach dem 
östlichen Mittelmeer oder auch, in die andere Zugstraße übergehend, vom Ägäischen zum Schwarzen 
Meere nach NE. Schließlich führt eine Straße, Vc entsprechend, von der Nordadria quer durch die 
Halbinsel zum Schwarzen Meer. Diese wird jedoch wesentlich weniger häufig aufgesucht als die erst 
genannten. 2 ) Vielfach werden Depressionen über den einzelnen Meeresteilen stationär, oft für längere 
*) Es ist zu erwarten, daß die Ergebnisse desvon derdentschcnHeeresleitungimKriege eingerichteten türkischen Feldwetterdienstes 
nnsercTtenntis hierüber"erweitern werden. — s ) Yergl. auch den Bericht: Wettertypen in Ägypten. Meteorol. Zeitschrift 1910 S. 42.
	        
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