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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte
1920 Nr. 5 —
als Ausgleichsströmung zwischen dem dynamisch bedingten subtropischen Hochdruckgebiet über den
Azoren und der thermisch bedingten großen vorderasiatischen Depression, welche hier die Stelle der
nordwärts verschobenen äquatorialen Wärmedepression einnimmt und als Aspirationszentrum auftritt. 1 )
Da der Passat aber einen das ganze Jahr hindurch wehenden Wind darstellt, die Etesien aber mit der
vorderasiatischen Zyklone im Winter wegfallen, so vergleicht man unsern Jahreszeitenwind besser mit
einem sommerlichen Monsun zwischen dem verhältnismäßig kühlen nordatlantischen Ozean und an
schließenden Mittelmeer und den erhitzten Flächen Vorderasiens.
Die Bedeutung der Etesien für die sommerliche Witterung ist groß. Das Mittelmeerklima wird
auch „Etesienklima“ bezeichnet. Die Trockenheit der Luft ist im Sommer gleichmäßig groß. Im Innern
Mazedoniens stellte sich die relative Feuchtigkeit als besonders gering heraus. Die Bewölkung erwies
sich ebenfalls als sehr gering, Mazedonien hat den charakteristischen heiteren Mittelmeerhimmel. Der
Sommer ist als regenarm, in einzelnen Monaten z. T. regenlos nachgewiesen worden. All das bedingt
eine anhaltende starke Sonneneinstrahlung. Die Lufttemperatur ist hoch, erreicht tropische Grade. Die
große Strahlungsintensität machte sich im mazedonischen Sommer als besonders wichtiger Klimafaktor
sehr empfindlich bemerkbar und vermehrte wesentlich das Wärmegefühl. Mit einem Wort: Mazedonien
hat im Sommer die dem Etesienklima eigentümliche beständige, heitere Witterung, Hitze und Regenarmut.
Im Winter liegen die Verhältnisse wesentlich anders. Das subtropische Druckmaximum ist für
unser Gebiet nicht mehr wirksam; es hat an Ausbreitung und Stärke abgenommen und sich mit sinkendem
Sonnenstände nach südlicheren Breiten zurückgezogen. Über den das Mittelmeer umgebenden Kon
tinenten steigt infolge der Abkühlung der Luftdruck. Die große winterliche Antizyklone in Innerasien
sendet nach E- und SE-Europa eine Zunge hohen Luftdrucks (über 765 mm); diese erstreckt sich bis zum
Alpengebiet, verstärkt sich teilweise über Siebenbürgen und der Walachei und „leckt“ zur Balkanhalb
insel herunter (hier über 764 mm). Über dem Mittelmeer, das jetzt ein warmes Gebiet darstellt, liegt ver
hältnismäßig niedriger Luftdruck. Von einem deutlich ausgeprägten Tiefdruckgebiet über dem Jonischen
Meere mit 761—762 mm dringt ein Ausläufer in das Adriatische Meer vor, wo sich besonders im Herbst
ein geschlossenes Minimum zeigt (etwas über 762 mm). Ferner erstreckt sich vom Jonischen Meere nach
dem östlichen Mittelmeerbecken ein Gebiet tieferen Druckes von derselben Stärke. Über dem Schwarzen
Meere liegt-, noch wenig untersucht, ebenfalls ein Teilminimum. Die Isobaren verlaufen jetzt über der
Balkanhalbinsel so, daß ein starker Gradient vom Innern zu den Meeren, besonders zu der Adria und
Ägäis entsteht.
Wir fanden den Luftdruck in Mazedonien hiermit im Einklang zu 763—764 mm im Januar und Gra
dienten zur Küste, die in den kältesten Monaten am stärksten ausgeprägt waren. Es ist nun wesentlich,
daß im Winter die eben geschilderte mittlere Druckverteilung im Gegensatz zum Sommer häufigen und
starken Schwankungen unterliegt. Die Teildepressionen über dem Mittelmeer liegen nicht dauernd fest.
Sie deuten vielmehr an, daß hier die Tendenz zur Erhaltung niedrigeren Luftdrucks am größten ist, daß
die Ausprägung von Depressionen hier gefördert wird. Die Minima des Mittelmeeres wandern unter
Veränderung ihrer Ausbreitung und Stärke vorwiegend in west-östlicher Richtung. Sie erstrecken bald
ihren Bereich über die südliche Balkanhalbinsel und unser Gebiet, bald ziehen sie ohne Einwirkung-
südlich vorüber. Das nördliche kontinentale Hochdruckgebiet seinerseits drängt bald über die ganze
Halbinsel südwärts vor, bald zieht es sich nach Osteuropa zurück und macht den heranziehenden
Depressionen Platz, von welchen es auch gewaltsam durchbrochen werden kann. Antizyklonale und
zyklonale Wetterlagen wechseln so im Winter häufig. Unser Gebiet ist jetzt- in die für Europa allge
mein (auch im Sommer) gültigen Witterungsbedingungen einbezogen.
Bei der Behandlung des Luftdruckes an den mazedonischen Stationen wurde auf das Maximum
der Veränderlichkeit im Winter hingewiesen (besonders Februar). Dasselbe geschah mit den Winden.
Der Gedrängtheit der Jsobaren entsprechend ist die Windstärke im Winter am größten, schwankt jedoch
hier am meisten. Der Richtung des vorherrschenden Gradienten gemäß überwiegen in Mazedonien
nördliche Winde. Diese stellen die Ausgleichsströmung zwischen dem kalten Binnenlande und dem
') Siehe auch Krugler, a. a. 0.