Skip to main content

Full text: 38, 1920

46 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte 
1920 Nr. 5 — 
als Ausgleichsströmung zwischen dem dynamisch bedingten subtropischen Hochdruckgebiet über den 
Azoren und der thermisch bedingten großen vorderasiatischen Depression, welche hier die Stelle der 
nordwärts verschobenen äquatorialen Wärmedepression einnimmt und als Aspirationszentrum auftritt. 1 ) 
Da der Passat aber einen das ganze Jahr hindurch wehenden Wind darstellt, die Etesien aber mit der 
vorderasiatischen Zyklone im Winter wegfallen, so vergleicht man unsern Jahreszeitenwind besser mit 
einem sommerlichen Monsun zwischen dem verhältnismäßig kühlen nordatlantischen Ozean und an 
schließenden Mittelmeer und den erhitzten Flächen Vorderasiens. 
Die Bedeutung der Etesien für die sommerliche Witterung ist groß. Das Mittelmeerklima wird 
auch „Etesienklima“ bezeichnet. Die Trockenheit der Luft ist im Sommer gleichmäßig groß. Im Innern 
Mazedoniens stellte sich die relative Feuchtigkeit als besonders gering heraus. Die Bewölkung erwies 
sich ebenfalls als sehr gering, Mazedonien hat den charakteristischen heiteren Mittelmeerhimmel. Der 
Sommer ist als regenarm, in einzelnen Monaten z. T. regenlos nachgewiesen worden. All das bedingt 
eine anhaltende starke Sonneneinstrahlung. Die Lufttemperatur ist hoch, erreicht tropische Grade. Die 
große Strahlungsintensität machte sich im mazedonischen Sommer als besonders wichtiger Klimafaktor 
sehr empfindlich bemerkbar und vermehrte wesentlich das Wärmegefühl. Mit einem Wort: Mazedonien 
hat im Sommer die dem Etesienklima eigentümliche beständige, heitere Witterung, Hitze und Regenarmut. 
Im Winter liegen die Verhältnisse wesentlich anders. Das subtropische Druckmaximum ist für 
unser Gebiet nicht mehr wirksam; es hat an Ausbreitung und Stärke abgenommen und sich mit sinkendem 
Sonnenstände nach südlicheren Breiten zurückgezogen. Über den das Mittelmeer umgebenden Kon 
tinenten steigt infolge der Abkühlung der Luftdruck. Die große winterliche Antizyklone in Innerasien 
sendet nach E- und SE-Europa eine Zunge hohen Luftdrucks (über 765 mm); diese erstreckt sich bis zum 
Alpengebiet, verstärkt sich teilweise über Siebenbürgen und der Walachei und „leckt“ zur Balkanhalb 
insel herunter (hier über 764 mm). Über dem Mittelmeer, das jetzt ein warmes Gebiet darstellt, liegt ver 
hältnismäßig niedriger Luftdruck. Von einem deutlich ausgeprägten Tiefdruckgebiet über dem Jonischen 
Meere mit 761—762 mm dringt ein Ausläufer in das Adriatische Meer vor, wo sich besonders im Herbst 
ein geschlossenes Minimum zeigt (etwas über 762 mm). Ferner erstreckt sich vom Jonischen Meere nach 
dem östlichen Mittelmeerbecken ein Gebiet tieferen Druckes von derselben Stärke. Über dem Schwarzen 
Meere liegt-, noch wenig untersucht, ebenfalls ein Teilminimum. Die Isobaren verlaufen jetzt über der 
Balkanhalbinsel so, daß ein starker Gradient vom Innern zu den Meeren, besonders zu der Adria und 
Ägäis entsteht. 
Wir fanden den Luftdruck in Mazedonien hiermit im Einklang zu 763—764 mm im Januar und Gra 
dienten zur Küste, die in den kältesten Monaten am stärksten ausgeprägt waren. Es ist nun wesentlich, 
daß im Winter die eben geschilderte mittlere Druckverteilung im Gegensatz zum Sommer häufigen und 
starken Schwankungen unterliegt. Die Teildepressionen über dem Mittelmeer liegen nicht dauernd fest. 
Sie deuten vielmehr an, daß hier die Tendenz zur Erhaltung niedrigeren Luftdrucks am größten ist, daß 
die Ausprägung von Depressionen hier gefördert wird. Die Minima des Mittelmeeres wandern unter 
Veränderung ihrer Ausbreitung und Stärke vorwiegend in west-östlicher Richtung. Sie erstrecken bald 
ihren Bereich über die südliche Balkanhalbinsel und unser Gebiet, bald ziehen sie ohne Einwirkung- 
südlich vorüber. Das nördliche kontinentale Hochdruckgebiet seinerseits drängt bald über die ganze 
Halbinsel südwärts vor, bald zieht es sich nach Osteuropa zurück und macht den heranziehenden 
Depressionen Platz, von welchen es auch gewaltsam durchbrochen werden kann. Antizyklonale und 
zyklonale Wetterlagen wechseln so im Winter häufig. Unser Gebiet ist jetzt- in die für Europa allge 
mein (auch im Sommer) gültigen Witterungsbedingungen einbezogen. 
Bei der Behandlung des Luftdruckes an den mazedonischen Stationen wurde auf das Maximum 
der Veränderlichkeit im Winter hingewiesen (besonders Februar). Dasselbe geschah mit den Winden. 
Der Gedrängtheit der Jsobaren entsprechend ist die Windstärke im Winter am größten, schwankt jedoch 
hier am meisten. Der Richtung des vorherrschenden Gradienten gemäß überwiegen in Mazedonien 
nördliche Winde. Diese stellen die Ausgleichsströmung zwischen dem kalten Binnenlande und dem 
') Siehe auch Krugler, a. a. 0.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.