84
Aus dem Archiv der Deutschen Sec warte — 1920 Nr. 5 —
Verhältnisse und lassen nur mit starken Einschränkungen einen Schluß auf die durchschnittlichen Luft'
Strömungen in der Höhe zu. Es ist anzunehmen, daß an wolkenlosen Tagen, die hier nicht
berücksichtigt sind, meist trockne kontinentale, also nördliche Winde herrschen werden, deren
Häufigkeit deswegen, wie bei den Bodenwinden auch der Fall ist, größer sein wird, als die Wolkenbeob
achtungen schließen lassen. Die wesentlichen Züge der Windverhältnisse in der Höhe sind aber, wie
sich später zeigen wird, in der Wolkenzugstafel schon enthalten.
Exakt und eingehend untersucht wurden die Luftströmungen in der Höhe zum ersten Mal während
der Kriegsjahre. Die Heereswetterwarten haben die Windverhältnisse fortlaufend nach Richtung und
Stärke überwacht. Es ist hierdurch ein wertvolles Material gewonnen worden. Die Messungen wurden
in der bekannten Weise mit Pilotballons angestellt, zuerst mit Gummi-, später Papierpiloten. Da
genau nach den militärischen Vorschriften gearbeitet worden ist, für welche die möglichen Fehler fest-
gestellt wurden, kann hier eine Kritik der Ergebnisse nach ihren Fehlergrenzen unterbleiben. Es sei be
merkt, daß dem gebirgigen Charakter des Landes entsprechend in den unteren Luftschichten durch Auf
treten von vertikalen Strömungskomponenten von manchmal nicht unbeträchtlicher Stärke die Resultate
beeinflußt sind. Durch Doppelanschnitte sind solche vertikalen Komponenten festgestellt worden, so in
Sofia einmal in mittleren Höhen bei Föhnlage eine tatsächliche Abwärtsbewegung mit fast 8 mps.*Ge
schwindigkeit. 1 ) In den Bodenschichten können grobe Fälle z. B. bei Fallböen von den Bergen her leicht
erkannt werden; hierdurch stark gefälschte Windwerte wurden bei der Verarbeitung ausgeschaltet.
Die Messungen waren über den ganzen Tag verteilt (meist morgdhs» mittags, abends, z. T.
auch nachts). Die Termine schwankten im einzelnen häufig, teils wegen der Beleuchtungs- und Witterungs
verhältnisse, teils auch aus Zweckmäßigkeitsgründen. In der ersten Zeit (1916) wurden Messungen aus
praktischen Gründen häufig willkürlich unterlassen oder in mittleren Höhen abgebrochen, so daß hier die
Zahl der Beobachtungsfälle allgemein und besonders in größeren Höhen gering ist. Später
wurden jedoch die Messungen grundsätzlich regelmäßig und möglichst hoch hinauf angestellt, so daß
also nur Gründe meteorologischer Art die Zahl der Aufstiege beschränkten.
Die Bodenwindstärke wurde anfangs teilweise nach der Beaufortskala geschätzt und hei der Ver
arbeitung in mps. umgewandelt, geschah sonst aber mit Fueßschen Schalenkreuzanemometern. Zum
Teil wurde sie (auch die Richtung) aus Aufzeichnungen selbstschreibender Instrumente bestimmt. Die
Auswertung der Windrichtungen geschah nach der 32teüigen Windrose, zeitweise wurden nur die geraden
Striche berücksichtigt. Bei der Verarbeitung wurde über die Höhe von 5000 m nicht hinausgegangen.
Sämtliche Messungen wurden monatsweise zusammengefaßt und für sie die Häufigkeit der ein
zelnen Windrichtungen in, % bestimmt sowie die mittlere Windgeschwindigkeit in den einzelnen Wind
richtungen und die mittlere Geschwindigkeit überhaupt, alles für die einzelnen Höhenstufen. Hierbei
wurden nur die 8 Hauptrichtungen berücksichtigt, die Zwischenrichtungen wurden je zur Hälfte den be
nachbarten Hauptrichtungen zugeschrieben.
Tabelle 37. Zahl der Beobachtungsfälle. (Höhe über Meerespiegel.)
Bode.n
500 m
1000 m
2000 m
3000 m
40C0 m
5000 m
Summe
Zeit
Üskiib
39
19
17
13
5
93
Dezember 1915
Yeles
54
35
33
24
9
155
Januar 1916
Xanthi ....
83
41
39
37
30
12
242
Oktober 1916
Monastir . . .
635
360
340
265
169
46
1815
März - Sept., Nov. 1916
Prilep
2086
2045
1984
1619
1289
857
9880
Okt. 1916 - Sept. 1918
Hudova ...
2883
2525
2485
2291
1948
1423
886
14441
Fein- 1916-Sept. 1918
Drama ....
2550
1857
1840
1729
1499
1073
798
11346
Nov. 1916 - Sept. 1918
Summe
8330
4477
6819
6418
5375
3954
2599
37972
*) vgl. A. Postelmann: Vorläufige Ergebnisse von Pilot - Doppelanschlüßen als Hei trug zur Frage der Yertikalströmungen.
Ann. d. Hydr. nsw. 1919, S. 207.