E. Kulilbrodt: Klimatologie und Meteorologie von Mazedonien.
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Preußischen Meteorologischen Institut ein mit dem dortigen Normalbarometer verglichenes Reise
instrument zum Balkan, mit welchem die Korrektionen nachgeprüft wurden. Die Seehöhen der
Warten wurden von Vermessungsabteilungen eingemessen. Bei der Reduktion auf Meereshöhe wurden
bis Juni 1917 die gemessenen Lufttemperaturen benutzt, vom 1. Juli 1917 ab die mittleren Temperaturen
der Luftsäule zwischen Barometerhöhe und Meeresspiegel, unter der Annahme eines vertikalen Tem
peraturgradienten von 0.5° für i 00 m. Die Schwerekorrektion wurde neben der Instrumentalkorrektion
überall angebracht.
Im September 1918 konnte nur bis zum 19. beobachtet werden, alle anderen Monate sind voll
ständig. Die Termine waren Februar und März 1916 7, 2, 8 11 mitteleuropäische Zeit, April und Mai 1916
7, 2, 7 h osteuropäische Zeit, von Juni 1916 bis März 1917 7, 2 k Ortszeit, 9 k O.E.Z, darauf 7, 2, 9 h Ortszeit.
Diese Bemerkungen gelten auch für alle späteren Kriegstabellen. Die Hundertstelstelle in Tab. 5 hat
nur Rechenwert.
Tabelle 6. Jahresmittel des auf Meeresspiegel
reduzierten Luftdrucks für 1917 sowie Jahres
extreme und -Schwankung in mm.
7 2 9 Mittel
Max. Min.
Schwan
kung
Prilep . . .
63.2 60.8 62.4 62.1
77.8 41.3
36.5
Hudova . .
62.5 61.0 61.8 61.7
75.4 42.9
32.5
Drama . . .
62.1 61.0 61.7 61.6
73.9 43.6
30.3
Die Luftdruckreihe von Hudova ist bereits in Ta
belle 1 zusammengefaßt. Das Kalenderjahr 1917 ist
3 Warten gemeinsam. Mit Annäherung vom Binnen
lande zum Meere nimmt der Luftdruck ab, verflacht
die tägliche Amplitude, stumpfen die Extreme ab
(Tab. 6).
Nimmt man alle gemeinsamen vollständigen
Monate zusammen, die Zeit von Dezember 1916 bis
August 1918, so erhält man:
Tabelle 7. Jährlicher Gang der Luftdruckdifferenzen in mm.
i
11
11)
IV
V
VI
yd:
VJ11
IX
X
XI
XII
Jalir
Prilep
-— Hudova . . .
0.50
0.91
0.38
0.59
0:25
0.65
0.57
0.21
0.28
0.28
0.61
0.33
+0.47
Prilep
— Dnuna . . .
0.69
1.33
0.23
0.07
0.20
0.81
0.65
0.43
0.54
0.20
0.69
0.35
40.51
Hudo v
i — Drama . . .
0.14
0 42
-0.15
-0.12
-0-05
0.15
0.08
0.22
0.11
-om
0.08
0.02
+0.07
Es besteht also ein Gradient in westöstlicher Richtung, der von Prilep nach Hudova wesentlich
größer ist als für die doppelt so lange Strecke Hudova—Drama, wo er fast verschwindet. Der Gradient
Saloniki—Kavalla, wie er früher erhalten wurde, stimmt der Richtung nach hiermit überein. Der
Gradient hat das Maximum im Winter, im Monat mit höchstem Luftdruck und niedrigster Temperatur,
sein Minimum aber nicht im Sommer zur wärmsten Zeit, sondern im Frühjahr und Herbst; hier ist er
im Frühling, teilweise auch im Herbst, zwischen Drama und Hudova sogar ostwestlich gerichtet.
Nach Hann 1 ) kommen selbst bei einer ziemlich erheblichen Seehöhe durch die Reduktion auf das
Meeresniveau keine Luftdruckunterschiede zum Vorschein, die man dein Reduktionsverfahren zur Last
legen könnte. Offensichtlich beeinflussen zwei Faktoren den durchschnittlichen Gradienten; einmal der
thermische Gradient, der in der kalten Jahreszeit vom Inlande zum Meere, in der warmen umgekehrt
gerichtet ist, dann der Gradient aus der allgemeinen Luftdruckverteilung, der im Winter vom Binnen
land zum Meere gerichtet ist, also durch den thermischen Gradienten jetzt verstärkt wird, im Sommer
ebenfalls westöstliche Richtung hat, hier aber durch den thermischen Gradienten geschwächt wird. Im
Frühjahr ist das allgemeine Luftdruckgefälle schwach und wechselnd, der thermische Gradient vom
Meere zum Inlande aber am größten; daher kann das mittlere Luftdruckgefälle jetzt ostwestlieh, zum
Lande hin gerichtet sein. Im Herbst und Frühwinter ist die allgemeine Luftdruckverteilung stark
wechselnd, der mittlere Gradient daher verwischt. Man vergleiche dieses Verhalten mit der späteren
Darstellung der Luftdruckverteilung sowie der Winde.
Tabelle 5 bestätigt, daß der Barometerstand im Sommer wenig, im Winter stark schwankt.
Januar 1917 stellt den Typus eines Wintermonats mit besonders niedrigem Luftdruck dar; alle 3 Warten
x ) Die Verteilung des Luftdrucks über Mittel- und Südeuropa, Wien 1887, S. 20.