Skip to main content

Full text: 38, 1920

E. lv u li 1 b r o <11: Klimatologie und Meteorologie von Mazedonien 
3 
I. Geographische Uebersieht, 
Mazedonien, im Altertum eins der bekanntesten Kulturländer, gehört heute zu den am wenigsten 
* durchforschten Gebieten Europas. Es gibt oder gab bis vor dem Weltkriege im mazedonischen Bergland 
Gegenden, die noch gar nicht von „europäischen“ Reisenden betreten wurden und eine terra incognita 
darstellten. 1 ) Während des Krieges — der mazedonische Kriegsschauplatz bestand fast drei Jahre — 
wurde das Interesse für das fast in Vergessenheit geratene Land neu geweckt. Viele Lücken in unserer 
Kenntnis des mazedonischen Landes, welches sonst nur unter größeren Schwierigkeiten zugänglich war, 
wurden jetzt ausgefüllt. 
Die Grenzen Mazedoniens sind nicht feststehend. Im allgemeinen versteht man unter dieser 
Landschaft den Teil des zentralen Gebietes der Balkanhalbinsel, welcher zwischen den Breitengraden 
40° und 42° und den Längengraden 20'A ° und 24A° 
(östl. Greenwich) liegt (Fig. 1). Mazedonien um 
faßt das Wardargebiet, reicht im Westen bis zu 
den Dessaretischen Seen (Ochridasee) und den 
albanischen Gebirgsketten, umfaßt im Süden den 
Vi st ricabogen, erstreckt sich nach Osten bis zum 
Mestastrom und hat zur Nordgrenze den Sardagh 
und die Wasserscheide zwischen Wardar- und 
Moravagebiet. Das Land fällt zum Ägäischen Meere 
hin ab, welchem seine Flüsse zufließen. Maze 
donien hat eine außerordentlich mannigfaltige Ober 
flächengestaltung. Die Kampania, die Küstenebene 
am Golf von Saloniki, bildet den zentralen Teil. 
Sie wird umfaßt von einem stark gebirgigen 
Hinterland. Die Gebirge im Westen gehören zu dem 
mächtigen Dinarischen Gebirgssystem, welches die 
Balkanhalbinsel in ihrer ganzen Längsausdehnung von Nordwest nach Südost durchstreicht. Diese 
Streichrichtung ist von klimatischer Bedeutung. Das serbische Moravatal und anschließend das Wardar- 
tal bilden eine nordsüdliche Talflucht. Der mittere und östliche Teil Mazedoniens stellt den Übergang 
dar zwischen den Dinarischen Falten und dem Rhodopemassiv. Das Bergland zerfällt hier in ein Gewirr 
von Gebirgsstöcken und eingesenkten Ebenen. Der große Formenreichtum spiegelt sich in den 
klimatischen Verhältnissen im einzelnen wieder. 
Es ist von Wichtigkeit, sich die allgemeine Lage der Balkanhalbinsel zu vergegenwärtigen. Sie 
wird im Westen vom Adriatischen, im Süden vom Jonischen und Ägäischen, im Osten vom Schwarzen 
Meer umspült. Es besteht eine starke Durchdringung von Wasser und Land. Durch die verhältnis 
mäßig große Breite der südosteuropäischen Halbinsel stößt der europäische Rumpf hier am meisten 
nach Süden und in das Mittelmeer. vor. Während Italien und Spanien durch hohe Bergketten vom 
Kontinent abgesperrt sind, befindet sich nördlich der Balkanhalbinsel keine solche Trennungslinie. 
Die geographischen Bedingungen unseres Gebietes sind von ausschlaggebender Bedeutung für die Ge 
staltung der klimatischen Verhältnisse. Das Klima Mazedoniens wird dem Übergangscharakter des 
Landes, welcher hier besonders zum Ausdruck kommt, angepaßt sein. 
19* 90- 
Kig. 1. Mazedonien. 
') Vergl. N. Krebs und Kr. Ui-.iun: Die Kriegsschauplätze auf der Balkanlialbinsel, Leipzig 1916.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.