A. Koppen: Das detonierende Meteor vom 3. Sept. 1919. ln Ulir 2f> Min. abends, in Schleswig - Holstein. 13
wird ausdrücklich das Meteor als zuerst punktförmig klein bezeichnet; durch die ausgezeichnete Über
einstimmung der fünf Angaben wird es wahrscheinlich gemacht, daß in der Nähe des ermittelten
Punktes, wenn auch wohl nicht das erste Erglühen, so doch ein plötzlich helleres Erstrahlen stattfand.
Man kommt so zu 122 km Höhe überm Erdboden.
Leider stimmen mit diesem Ergebnis zwei andere Beobachtungen, die ebenfalls ausdrücklich an
geben, zuerst das Meteor in der Größe einer Sternschnuppe gesehen zu haben, durchaus nicht überein.
Nach einem Bericht aus Lübeck (67) wurde das Meteor von einem Südfenster des Wohnhauses aus
zuerst sternschnuppenförmig im Südwesten gesehen. Nach dem Stadtplan hatte die Hausfront das
Azimut '275°; so kommt man zu einem Azimut für den Anfangspunkt des Leuchtens, welches gegen das
des oben ermittelten Punktes um 82 abweicht. Eine noch genauer zu wertende Beobachtung liegt
aus Hannover (203) vor. Danach ist zuerst ein rötlicher Strich zu sehen gewesen, etwas danach wurde
ein rotes Pünktchen sichtbar. Das allererste Stadium lag nach einer genauen Zeichnung im Azimut 35 ,
die Abweichung gegen das Azimut des oben bestimmten Punktes des Aufleuchtens beträgt 56°.
Wenn man diese beiden offenbar irrtümlichen Beobachtungen nicht berücksichtigt und nur die 5
gut übereinstimmenden Angaben als richtig annimmt, so erhält man für den Punkt-des Aufleuchtens eine
Höhe von 122 km über dem Erdboden. Die leuchtende Bahnlänge würde 312 km betragen.
VIII. (xesohwmdiiikeit
Bei einigen der bereits im vorhergehenden Abschnitt benutzten Azimutbeobachtungen des Auf
leuchtungspunktes war auch die Dauer des Leuchtens geschätzt worden, so daß Bahnlänge und Ge
schwindigkeit bestimmt werden konnten:
Vergleicht man die drei längsten mit den drei
kürzesten Bahnen, so erhält man als mittlere Leucht
zeit in beiden Fällen 6 Sekunden,die mittleren Ge
schwindigkeiten betragen aber 57 und 30 km/sek.
entsprechend den mittleren Bahnlängen von 324 und
140 km. Diese großen Unterschiede in der Ge
schwindigkeit können nicht allein durch fehlerhafte
Azimutangaben erklärt werden, sondern zeigen die
starke Geschwindigkeitsabnahme des Meteors auf
seiner atmosphärischen Bahn 1 ). Wegen der gleichen
mittleren Dauerschätzungen für die ganze und die halbe Bahn kann man auch so sagen, daß das Meteor
die erste Hälfte seiner leuchtenden Bahn mit so großer Geschwindigkeit zurücklegte, daß die dafür be
nötigte Zeit nicht in Betracht kommt (und eben in den Schätzungen gar nicht zum Ausdruck kommt)
gegenüber der Flugdauer in der zweiten Bahnhälfte. Viel sicherer noch ist die Geschwindigkeitsabnahme
aus drei weiteren Beobachtungen zu entnehmen, bei denen die Bahnlängen wegen der jeweilig bekannten
Begrenzung des Gesichtsfeldes sehr genau bestimmt werden konnten. Ein Beobachter in Hamburg (127)
hat von seinem nach Osten gelegenen Balkon die Leuchtkugel von Anfang an gesehen. Seine bereits
im vorigen Abschnitt verwendete Beobachtung ergab für den Punkt des Aufleuchtens 308 km Entfernung
vom Hemmungspunkt. Der letzte Teil der Bahn, etwa 146 km, war durch das Haus verdeckt, so daß die
beobachtete Bahnlänge 162 km beträgt. Als Dauer der Sichtbarkeit wurde 2 Sekunden angegeben, so
Beobacht nngsort
Anfangs
höhe
in km
Balm
länge
in km
Dauer
in
Sekunden
Geschwin
digkeit
in
km. sec.
Burg (171)
140
369
8
46
Usedom (166)
124
318
6
53
Oharlottenb. (179)
115
285
3—5
71
Hannover (203)
92
212
3 S ,4—4
55
Bagcnsand (104)
72
147
10
15
Wedel (125)
60
142
2 1 /ä—3
52
Friedrichsort (48)
66
130
5—6
24
*) Den genaueren Beweis für die Berechtigung einer solchen Annahme hat an umfangreicherem Material in
einem entsprechenden Fall G. v. Xießl geführt in „Über die Bahn des großen detonierenden Meteors vom 29. Juni
1917“. Sitz. Ber. d. Ak. d. Wiss. in Wien, Math.-Xatnrw. Klasse, Abt. Ila. 128. 1. 1919.