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Aus dem Archiv der Deutscheu Seewarte — 1920 Nr. 4 —
erklärt werden muß. Die Beobachtung wurde daher nicht verwendet, sie würde sonst eine zu steile
Meteorbahn ergeben. Leider konnte auch die sehr zuverlässig erscheinende Beobachtung aus Kiel (48)
keine Verwendung finden, obwohl selten gute Anhaltspunkte vorhanden waren. Von einer Zeichnung
war aus dem Vorübergang des Meteors am Fensterkreuz Azimut, Höhe und Neigung der Bahn genau
abzulesen, Höhe und Neigung war jedoch stark unterschätzt, so daß die daraus abgeleiteten größten
Kreise weit westlich vom Strahlungspunkt vorbeiliefen. Auch fünf Angaben, die Bahn sei zum Schluß
wagerecht verlaufen, hätten benutzt werden können, diese Angabe ist aber als nur sehr roh und ungefähr
zu bewerten, da es sich ja nur um Beobachtungen aus großer Nähe des hochgelegenen Endpunktes
handeln konnte; nur die sicherste Beobachtung aus Apenrade (149) ergibt ein gutes Resultat. Der
größte Kreis, der noch etwas schräger zum großen Strahlenbüschel verläuft als bei 177, geht genau durch
den Radiationspunkt und kann als dessen Bestätigung dienen. Die Winkelangaben aus Rapstedt (30)
und Tondern (158) mußten als zu unsicher unberücksichtigt gelassen werden, da die Beobachter die
scheinbare Bahn als fallend angaben, während sie für diese Orte tatsächlich stark ansteigend erscheinen
mußte. Möglicherweise ist der letzte, für die Beobachter auffallendste Teil der Bahn auch bereits
steiler gewesen, oder die Angaben beziehen sich auf die steil herabfallenden Splitter des zuletzt zer
springenden Meteors. Die Abweichungen aller dieser nicht verwerteten Angaben sind entweder durch
ungünstige Beobachtungsbedingungen zu erklären oder beruhen auf groben Irrtümern des Beobachters.
Sie durften daher nicht A-erwendet Averden, sollten aber Erwähnung finden zur Beurteilung der Sicher
heit der Angaben über die scheinbare Bahn; sie heben sich im übrigen etwa gegenseitig auf.
YII. Höhe des ersten Aufleuchtens.
Für die Bestimmung des ersten leuchtenden Bahnpunktes sind in diesem Falle Höhenschätzungen
weniger geeignet als Azimutangaben. Wegen der Flachheit der Bahn kämen auch nur Höhenangaben
von solchen Beobachtern in Betracht, die nicht zu nahe dem Hemmungspunkt und auch nicht Aveit von
der Erdprojektion der Bahn standen, da man sonst ungünstige Schnittpunkte unter spitzem Winkel mit
der Bahn erhält. Diese Bedingungen sind in brauchbarer Weise nur bei der Beobachtung Nr. 127 aus
Hamburg erfüllt. Der Beobachter sah das Meteor als schAvachleuohtende Sternschnuppe erscheinen, er
erblickte es also wohl bereits im ersten Leuchtstadium. Nach dem vom Beobachter in der Richtung
gehaltenen Arm schätzte ich die Höhe zu 40°; man kommt so zu 308 km Bahnlänge (siehe Fig. 1 und 4
punktierte Linie).
Viel sicherer für die Beurteilung des Ortes' des ersten Aufleuchtens sind die Azimutangaben aus
größerer Entfernung, sie sind in Fig. 1 eingezeichnet. Es fällt sogleich auf, daß sich die Schnittpunkte
der Azimutstrahlen mit der eingezeichneten Bahnprojektion in zwei weit auseinander liegenden Gruppen
anordnen. Die meisten Beobachter scheinen danach das Meteor erst über Hamburg oder wenig südlich
davon bemerkt zu haben. Sucht man den Schwerpunkt der Schnittpunkte der Azimutstrahlen der Beob
achtungen Nr. 104, 127, 199, 184, 202, 217 und 169, so kommt man zu dem © Punkt 12 km nordnord-
westlieh von Lüneburg. Dort lag die Meterbahn 83 km hoch, also etwa an der oberen Grenze der Stick
stoffatmosphäre 1 ), einer Höhe, für die einerseits ein sprunghaftes Hellerwerden von Meteoren gelegent
lich festgestellt Avurde, die andererseits der ersten Sichtbarkeit der Tagesmeteore ungefähr entspricht.
Die andere kleinere Gruppe von Schnittpunkten liegt Aveit südlicher, der aus den Beobachtungen
Nr. 179, 127, 182, 166 und 181 abgeleitete Schwerpunkt liegt etwa 15 km nördlich von Helmstedt. Die
Azimutstrahlen von Nr. 74 und Nr. 171 schneiden die Meteörbahn unter zu ungünstig spitzem Winkel,
auch liegen sie zu Aveit vom Mittel entfernt, so daß sie besser nicht berücksichtigt werden. In Nr. 127
1 ) Alfred Wegener, Thermodynamik der Atmosphäre, Leipzig 1911.