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Full text: 37, 1914

Dr. P. Perlewitz: Die Forschungsreise S. M. S. „Möwe“ im Jahre 1911. B. Meteorologie. 
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Über die Technik der Aufstiege ist zu bemerken, daß Motorwinde und Drachen zufriedenstellend 
arbeiteten 1 ). Durchschnittlich wurden 3 Drachen für einen Aufstieg verwendet, je zweimal einer, zwei, 
vier und fünf und einmal 3 Drachen. Jeder Drache hatte etwa 6 qm Fläche. Die ausgelassene Draht 
länge betrug im ganzen 30 km, für jeden Aufstieg im Mittel 3300 m, im Maximum 5860 m. 
Nach der geographischen Breite der Stationen wollen wir 4 Gruppen, A, B, C und D, mit je 3, 1, 
3 und 2 Aufstiegen unterscheiden. 
Gruppe A, zwischen 30° und 40° N-Br., liegt westlich der marokkanischen Küste, östlich des Roß- 
breitenmaximums, wo nördliche Winde vorherrschen. Die 3 Aufstiege zeigen nördliche, unten schwache 
bis mäßige, oben schwache Winde, Abnahme der Temperatur fast nach der Adiabate bis 1‘/j km Höhe 
und darüber eine starke Temperaturumkehr bis 8° C mit außerordentlich großer Trockenheit, bis 2%. 
Darüber folgt wieder Abnahme der Temperatur. 
Wir befinden uns hier im Gebiet der nördlichen und nordnordöstlichen Winde, an der Nordgrenze 
des Nordostpassats. Zu der gleichen Zeit des Jahres 1910 herrschten in demselben Gebiet westliche 
Winde mit Zunahme der Geschwindigkeit nach oben-’), wie sie nördlicheren Gegenden entsprechen. 
Unsere Gruppe A ist also nicht mit Gr. I der unten angeführten Arbeit zu vergleichen. Die Winde sind 
in diesem Gebiet offenbar mit der Verschiebung der Nordgrenze des Passats wechselnd. 
Gruppe B. Den 4. Drachenaufstieg müssen wir für sich betrachten. Der Ort liegt im Nordost 
passat zwischen Gruppe III und IV der angeführten Arbeit. Der Wind dreht mit der Höhe weiter nach 
Ost und nimmt zuerst etwas zu, aber schon in über 500 m Höhe wieder ab. Die Sprungschicht der 
Temperatur, um 5° C, der Feuchtigkeit, bis 5% herab, und der Windstärke liegt erheblich niedriger 
als in Gruppe A, nämlich schon in etwa 500 m Höhe. 
Gruppe C besteht aus 3 Aufstiegen im Südostpassat, die entsprechende Windverhältnisse zeigen, 
wie der eben behandelte Aufstieg und wie die Ergebnisse der Gruppe V der erwähnten Arbeit, soweit die 
sehr geringen auswertbaren Höhengrade dieser Aufstiege, bis 650 m, Resultate liefern können. Eine 
Winddrehung ist nicht feststellbar; die Windgeschwindigkeit ist am 11. und 14. Juli schon unterhalb 
900 m Höhe so schwach, daß die Drachen eingeholt werden müssen, während am Zwischentage, dem 
13. Juli, mindestens bis 3000 m Höhe guter Drachenwind von 8 bis 11 m p. Sek., durchgängig aus Süd 
südost, herrschte. Die Temperaturverhältnisse zeigen im untersten km normale, annähernd adiabatische 
Abnahme, aus größerer Höhe fehlen gut auswertbare Messungen. Bei Aufstieg 6 beträgt die niedrigste 
Temperatur zwischen 650 m mit 17.5° und 3000 m 8°. Ein gleichmäßiger Gradient von 0.4° zwischen 
diesen beiden Höhen dürfte, nach anderen Beobachtungen mit zu schließen, mit Bestimmtheit nicht an 
zunehmen sein. Das Herabgehen der relativen Feuchtigkeit von 95% auf 55% innerhalb dieser Schicht 
weist ferner darauf hin, daß zwar keine besonders starke, aber sicherlich eine Temperaturumkehrung — 
wenn nicht gar mehrere kleine — vorhanden gewesen sei. Ihre Höhe ist zwischen 900 und 2000 m an 
zunehmen. 
Gruppe D liegt mit seinen 2 Aufstiegen im Gebiet südlicher Winde an der afrikanischen Südwest 
küste. Der Wind ist oben nur schwach. Eine sehr starke Temperaturumkehr, bis 8° C, mit großer 
Trockenheit, bis 3%, findet sich in 1000 m Höhe. 
Wenn wir die vorliegenden Ergebnisse zusammenfassen, so sehen wir, daß im wesentlichen das 
bestätigt wird, was die Forschungsreise S. M. S. „Planet“ an aerologischen Resultaten auch gefunden 
hat. Es genügt daher, hier auf die zusammenfassende Bearbeitung von Admiralitätsrat Professor Dr. 
Koppen im Planet-Werk hinzuweisen * 2 3 ). Die auffallendste Erscheinung der aerologischen Verhältnisse 
in den tropischen Meeren ist neben der geringen Windstärke in der Höhe die dort regelmäßig, meist 
schon in geringer Höhe auftretende Temperaturumkehrung von gewöhnlich sehr beträchtlicher Größe, 
verbunden mit sehr geringer Feuchtigkeit. Eine Folge dieser stabilen Schichtbildungen in den Tropen 
dürfte eine erhebliche Beschränkung des vertikalen Luftaustausches sein. 
D Vergl. Forschungsreise S. M. S. „Planet“, Reichs-Marine-Amt Berlin 1909, S. 43—53. 
2 ) Vergl. Annalen der Hydrographie usw. 1912, S. 467. 
8 ) Forschungsreise S. M. S. „Planet“, wie oben, S. 110—118.
	        
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