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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1914, Nr. 1,
Kap. IV. Besondere Untersuchungen.
§ 14.
Mehrfach wiederholte Reihenmessungen westlich von Kapstadt.
Um zur Klärung der Frage beizutragen, inwieweit die einmaligen Ablesungen bei Reihenbeob
achtungen maßgebend sind für den durchschnittlichen Zustand in den Tiefenschichten, wurden bei Station
57 westlich von Kapstadt die Reihenbeobachtungen an einem Tage, dem 13. April 1912, also im Herbst,
dreimal nacheinander im Abstand von etwa 2 und 5 Stunden wiederholt. Jedesmal wurden die Tem
peraturen bestimmt und bei einer Serie auch Wasserproben zur späteren Salzgehaltsbestimmung ent
nommen. An fast gleichem Orte wurden am 7. Dezember 1912, also im Sommer, kurz nacheinander
nochmals zwei Serienbeobachtungen ausgeführt; außerdem sind in annähernd gleicher Position auf der
„Valdivia“-Expedition, und zwar im Oktober (Frühjahr) 1898, Tiefentemperaturen gemessen worden
(vergl. Tab. S. 74/75). Vorausbemerkt muß allerdings werden, daß bei den Beobachtungen von S. M. S.
„Möwe“ jedesmal zwei geschützte Thermometer hinabgegeben wurden, aber keins mit offenem Schutz
rohr, so daß, da auch Angaben über die Drahtwinkel nicht vorliegen, kein Anhalt für die tatsächlich
erreichte genaue Tiefe vorhanden ist, 1 ) so daß geringe Temperatur- und Salzgehaltsdifferenzen nicht
auf Schwankungen zu deuten brauchen, sondern ebensogut sich dadurch erklären lassen, daß die
Messung nicht genau in derselben Tiefe erfolgte. So ist es bei den dreimal kurz nacheinander wieder
holten Temperaturbeobachtungen der Station 57 (vergl. Fig. 16).
Größere Differenzen in Temperatur und Salzgehalt sind in gleichen Tiefen der Stationen 58
und 59 besonders in 200 m bis 400 m vorhanden. Die zweite Beobachtungsreihe fand etwa 10 bis 12
Stunden später als die erste statt. Wollte man die hier auftretenden Unterschiede nur dadurch erklären,
daß die Beobachtungen in nicht genau der gleichen Tiefe ausgeführt worden sind, so müßte man, wie
aus der graphischen Darstellung (s. Fig. 16) beider Reihenbeobachtungen zu schließen ist, annehmen,
daß bei Station 58 die 400 m-Beobachtung etwa 80 m, die 200 m - Beobachtung etwa 50 m höher als bei
Station 59 erfolgt ist. Diese Zahlen sind aber unwahrscheinlich hoch * 2 ), so daß sicher auch zeitliche
Temperaturänderungen im gleichen Niveau anzunehmen sind. Ob kurzperiodische Temperatur- und
Salzgehaltsschwankungen die alleinige Ursache sind oder sie durch den geringen Positionsunterschied
zwischen Station 58 und 59 mit bedingt sind, läßt sich nicht entscheiden.
Die Reihenbeobachtungen aus verschiedenen Jahreszeiten weichen dagegen in ungleich stärkerem
Maße von einander ab und weisen sicher auf reale Temperatur- und Salzgehaltsschwankungen hin (Fig.
16). Es ergibt sich, daß bis 1000 m Tiefe die niedrigsten Temperaturen zusammen mit geringeren Salzge
halten im April 1912, also im Herbst, auftraten; im Dezember desselben Jahres, also im Sommer, und
auch schon im Frühjahr („Valdivia“, Oktober 1898), war die Temperatur wesentlich höher und der
Salzgehalt größer. Der größte Unterschied ergibt sich für die „Möwe“ - Beobachtungen in 100 m
Tiefe, er betrug bei der Temperatur über ö 1 /* 0 , beim Salzgehalte über V2°/oo. Bis 1000 m Tiefe nähern
') Vergl. W. Brennecke. Tiefenbestimmnngen im Meer mittels geschützter und ungeschützter Umkipp-Thermometer
„Annalen der Hydrographie usw.“ 1914 S. 34 ff.
2 ) Vergl. W. Brennecke a. a. O.
G. Schott, Wissenschaftliche Ergebnisse der DeutschenTiefseeexpedition auf dem Dampfer,, Valdivia“ 1S9S/99 Bd, 1 S.71.