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Full text: 37, 1914

Prof. Dr. G. Schott und Dr. B. Schulz: Die Forschungsreise S. M. S. „Möwe“ im Jahre 1911. A. Ozeanographie. 55 
Die Lufttemperatur war, wenn wir vom Auftriebgebiet vorläufig absehen, ausnahmslos nie 
driger als die des Wassers. Für das Gebiet von Dakar nach Südosten bis etwa 1° W-Lg. ergibt sich als 
Mittel aus 26 Beobachtungen für die Differenz Luft minus Wasser —1.4°, für den Hafen von Freetown 
aus 14 Beobachtungen sogar —2.0°. Das gleiche Vorzeichen hat dieser Unterschied östlich vom Auf 
triebgebiet in der Kamerunbucht, wo 9 Beobachtungen den Wert —0.4° ergeben. Anders ist es im 
Auftriebgebiet, also auf der lokal beeinflußten Strecke östlich vom Kap Palmas bis Lagos. Die hoher 
erwärmte aus südlicher Richtung stammende Luft wird hier durch das Auftriebwasser zwar ganz wesent 
lich abgekühlt, so daß z. B. in Accra bei 18.5° Wassertemperatur die Luft nur 19.9° warm war, jedoch 
zeigt die Luft fast immer noch einen Wärmeüberschuß gegenüber dem Wasser. Aus 17 gleichzeitigen 
Luft- und Wassertemperaturbeobachtungen ergibt sich für die Differenz Luft minus Wasser im Auf 
triebgebiet + 0.5°. 
Die relative Feuchtigkeit war in der niederschlagsreichen Region des SW - Monsuns 
wesentlich größer als in der des NO-Passates. S4% ist das Mittel aller Beobachtungen zwischen Dakar 
und dem Äquator bei Ausschluß der im Auftriebgebiet angestellten. Dort nämlich steigt dieser Wert noch 
höher; zwischen Accra und Lagos ergibt sich das Mittel 89%, in Lome gar 92%. 
Bei Betrachtung der Beobachtungen des Salzgehalts fällt vor allem auf, daß das südlich von 
Kap Verde bis an die Küste Guineas vorhandene Salzgehaltsminimum sich weniger ausprägte, als zu 
erwarten war 1 ). Zwischen Dakar und Kap Palmas blieb der beobachtete Salzgehalt mit zwei Ausnahmen 
(33.88%>o und 33.19%u) über 34°/uo, und zwar meist recht beträchtlich, statt unter 34°/oo, so daß, wenigstens 
nach den „Möwe“-Beobaclitungen, die von der Küste Ober-Guineas nach Westen bis etwa 40° W-L. sich 
vorstreckende Zunge geringen Salzgehaltes schon in einem Abstande von rund 50 Sm von der afrika 
nischen Küste durch Werte zwischen 34 bis 35 %o charakterisiert ist. Es liegt aber auch die Möglich 
keit vor, daß mehr nach dem Hochsommer hin —• die „Möwe“ beobachtete Ende Juni, Anfang Juli — 
der Salzgehalt der Oberfläche mit Zunahme des Monsuns und der Niederschläge abnimmt. Unmittelbar 
an der Küste trat geringerer Salzgehalt auf; vor dem Hafen von Freetown, in 8° 15' N-Br., 13° 53' W-Lg. 
wurde der Wert von nur 33.19 %o festgestellt. Südlich der Guinea-Küste ergaben die Beobachtungen 
Übereinstimmung mit dem bisher Bekannten; Werte von wenig über 35 %o bildeten die Regel. Im 
Auftriebgebiet war der Salzgehalt wieder etwas geringer, vor allem aber im Innern der Kamerunbucht 
infolge der Beimengung von Flußwasser; 16.62 %o südöstlich von Fernando Po war hier der niedrigste 
beobachtete Salzgehalt. 
Die starke Grün f ärbung des Meerwassers, die für das Gebiet zwischen Kap Blanco und Kap 
Verde auffällig war, trat auch noch etwas südlich von Kap Verde auf; dann aber wurde während der 
Fahrt durch den Golf von Guinea bis dicht vor Kamerun fast ausnahmslos Wasser von tiefem Blau 
festgestellt, nur im Hafen von Freetown und in dessen Nähe befand sich Wasser mit 15 bis 30 % Gelb 
sowie von schmutziggrauer Farbe. Zusammen mit der vorherrschend blauen Farbe wurden wieder 
größere Sichttiefen gefunden, etwa von der Größe wie bei den Kanarischen Inseln, nämlich bis 30 m. 
Diese Feststellungen sind auffallend; „Valdivia“ z. B., die im Sept. 1898 vom Äquator in rund 9° W-Lg. 
mit ONO-Kurs nördlich um Fernando Po gehend die Kamerunbucht ansteuerte, beobachtete auf dieser 
Strecke Wasserfarben von meist 2—5% Gelb und keine größeren Sichttiefen als 18 m. Allerdings muß 
man dabei beachten, daß „Möwe“, obwohl sie vor Lome und Lagos ganz nahe an der Küste war, auf 
ihrem weiteren Weg dann südlich um Fernando Po herum ging, und damit weit von der Festlandsküste 
abstand, während „Valdivia“ ziemlich nahe an den Nigermündungen vorbei kam. So mag sich erklären, 
daß unter derselben geographischen Länge von Th° Ost „Valdivia“ in 3V2 0 N-Br. grüngelbes Wasser 
*) Vergl. G. Schott, Geographie des Atlantischen Ozeans, Hamburg 1912, Tafel IX.
	        
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