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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1914, Nr. 1.
Nord und Süd der Kanarischen Inseln zu verschärfen. In den 800 m überschreitenden Tiefen steigt
südlich der Kanaren der Salzgehalt wieder auf für diese Tiefe normale Werte an. Was also die Rich
tung oder den Sinn der Salzgehaltsänderung mit wachsender Tiefe betrifft, so stimmt in der Schicht
von 800 bis 1000 m Tiefe das Gebiet südlich der Kanaren, äußerlich betrachtet, mit der gleichen Tiefen
schicht nördlich der Kanaren überein, aber aus ganz verschiedenen Ursachen, dort: weil das salzreiche
Mittelmeerwasser noch einwirkt; hier: weil der Einfluß des südatlantischen Tiefenwassers bereits nach
läßt. Erst in größerer Tiefe, wie an einigen Zahlen die letzte Spalte der Tabelle S. 51 zeigt, tritt der Gegen
satz zwischen beiden Gebieten wieder hervor, da nun auch im Norden normale Verhältnisse wieder ein-
treten, wozu dort aber im Gegensatz zum Süden nicht Zunahme, sondern verstärkte Salzgehaltsabnahme
nötig ist.
So ausgeprägt der Einfluß des Mittelmeerwassers auch ist, in seiner Stärke kann er offenbar örtlich
wie zeitlich sehr verschieden sein. Dies läßt sehr deutlich ein Vergleich zwischen „Möwe“- und „Planet“-
Stationen erkennen, da in verschiedenen Jahren und zu verschiedenen Jahreszeiten am fast oder genau
gleichen Orte beobachtet worden ist.
Temperaturbeobachtungen von
S. M. S. „Planet“ S. M. S. „Möwe“
Stat. 3. 35° 58' N-Br. 7° 54' W-Lg. Stat. 2. 35° 58' N-Br. 7° 54' W-Lg.
4. Febr. 1906 19. Mai 1911
Tiefe
t°
Temperatur-
S °/oo
Salzgehalts-
Tiefe
t°
Temperatur-
S °loo
Salzgehalts-
abnalime
abnalime
abnahme
abnalime
0
500
15.5
11.2
4.3
0.3
0.5
0.3
36.40
35.62
0.78
0.01
-0.12
-0.11
0
500
16.6
11.7
4.9
1.0
-0.4
0.4
36.85
36.26
0.59
0.71
-0.20
-0.15
600
800
1000
10.9
10.4
10.1
35.61
35.73
35.84
600
800
1000
10.7
11.1
10.7
35.55
35.75
35.90
Stat. 5. 34° 46' N-Br.
11° 9' W-Lg.
Stat. 3. 34° 15' N-Br.
8° 39' W-Lg.
5. Febr. 1906
30. Mai 1911
0
400
800
1000
15.3
11.7
11.0
10.8
3.6
0.7
0.2
36.31
35.68
35.84
36.09
0.63
-0.16
-0.25
0
400
800
1000
18.3
11.7
10.4
10.1
6.6
0.7
0.3
36.42
35.64
35.71
35.91
0.78
-0.07
-0.20
Station 2 von S. M. S. „Möwe“ war offenbar im Jahre 1911 wesentlich mehr vom Mittelmeerwasser be
einflußt als der gleiche Ort 1906. In der Schicht von 600 m bis 800 m Tiefe fand 1906 eine Temperatur
abnahme um 0.5° statt, 1911 aber fand sich sogar Temperaturzunahme um 0.4°. Aus dem zweiten Bei
spiele von „Planet“- und „Möwe“-Beobachtungen am ungefähr gleichen Orte folgt dagegen, daß an
beiden Terminen fast gleiche Verhältnisse geherrscht haben.
Die diskutierte Beeinflussung der Nachbarschaft der Gibraltar-Straße tritt auch bei einem Ver
gleich der in diesem Gebiete von S. M. S. „Möwe“ angestellten Beobachtungen mit weiter westlich ge
fundenen Werten hervor. Hierfür lassen sich die von G. Schott 1 ) berechneten Normalwerte der Wär
meverteilung in der Tiefsee benutzen, sodann einige Serienbeobachtungen, die auf der deutschen
antarktischen Expedition, Schiff „Deutschland“, 1911 angestellt und von Dr. W. B r e n n e c k e freund-
lichst zur Verfügung gestellt wurden. Was die „Normalwerte“ betrifft, so entnehmen wir der nach
folgenden kleinen Tabelle, daß weiter im Westen, also z. B. auf 30° W-Lg., sowohl in der Breite der
Gibraltar-Straße als auch in der Breite der Kanaren die Temperaturabnahme mit der Tiefe (vor allem
wieder zwischen 400 m und 800 m Tiefe) wesentlich größer als an den küstennahen Stationen in den
1) „Valdivia“-Werk, Jena 1902, Band I, S. 158 ff.