Prof. Dr. G. Schott und Pr. B. Schulz: Pie Foi'schungsreise S. M S. „Möwe“ im Jahre 1911. A. Ozeanographie, 47
über 36.25 und somit der gleiche wie in etwa 200 m Tieie! Statt annähernd horizontal verlaufen die
Isohalinen und Isothermen in größerer Tiefe als 600 m in einem großen nach der Tiefe konvexen Bogen.
Die Erhöhung des Salzgehaltes und der Temperatur in der Tiefe von rund 400 m bis 1400 m in diesem
Teile des Atlantischen Ozeans wird zweifellos von dem Mittelmeerwasser verursacht, das durch die Straße
von Gibraltar in der Tiefe aus dem Mittelmeer herausströmt. Die Tatsache an sich ist bereits früher
gefunden, doch in ihrer ganzen Tragweite erst durch die modernen Messungen, besonders des „Thor“ in
den Jahren 1908—1910 erkannt worden. Diese Feststellungen, die u. a. zeigten, daß das Mittelmeer
wasser nordwärts bis zu den Breiten von Irland in der Tiefe nachweisbar ist 1 ), werden nun durch das
„Möwe“-Material voll bestätigt und nach Süden hin ergänzt; die Verhältnisse treten bei einigen be
sonders glücklich gewählten Serienmessungen, besonders der Stat. 9, wie wir sahen, außerordentlich klar
und deutlich hervor.
Den Gegensatz zu dem Mogadorschnitt bildet der Dakarschnitt (Taf. 5) bei Kap Verde. Wir
finden hier in der Tiefe das bereits bei dem Kanarenschnitt erwähnte Salzgehaltsminimum mit weniger
als 35%o; es rührt offenbar vom Einfluß südatlantischen Tiefenwassers her, das wir in den anschließenden
südlicheren Regionen noch klarer wiederfinden werden. Die Annäherung an die tropischen Gebiete
tritt in der obersten 100 m-Schicht sehr deutlich hervor, indem von den hohen Temperaturen an der Ober
fläche nach der Tiefe zu sehr schnell niedrige Wärmegrade erreicht werden, die Isothermen infolgedessen
sehr dicht aufeinander folgen, im Gegensatz zum Mogadorschnitt. Nach den größeren Tiefen zu erfolgt
langsamere und regelmäßige Temperaturabnahme. So finden wir z. B. in 1000 m Tiefe, in der im Mogador
schnitt Temperaturen von 8.8° bis 11.0° auftreten, hier Temperaturen von nicht über 5.8 °. —
2. Die obersten 200 m.
Betrachten wir jetzt die an Hand der Profile geographisch und allgemein skizzierten Verhältnisse
auch zahlenmäßig etwas näher, und zwar zunächst die Temperaturänderung in der obers ten
200 m-Schicht. Bei den meisten Stationen sind Temperatur und Salzgehalt bis zu 100 m Tiefe von
25 m zu 25 m gemessen worden; die folgende Beobachtung liegt dann mit Ausnahme von Station 1 und 3,
wo auch für 150 m Tiefe Werte festgestellt worden sind, erst in 200 m, so daß sich die Temperatur
änderung von 0 bis 100 m und 100 bis 200 m verfolgen läßt, außerdem noch in der obersten Schicht von
0 bis 100 m in vier kleineren Intervallen (vergl. die folgende Tabelle). Wir greifen dabei, um die Sach
lage in der Nordwestafrikanischen Region in ihrer ganzen Schärfe und in ihren von der Äquatorialen
Region ganz abweichenden Verhältnissen zu erfassen, nach Süden bis über Kap Verde hinüber in die
Äquatorialregion.
Wenn wir eine Sprungschicht dort annehmen, wo in einer 25 m mächtigen Wasserschicht die Tempe
ratur um wenigstens 2° sich ändert, so lassen sich in der nachstehenden Tabelle (S. 48) sofort 3 Gebiete
unterscheiden.
a) Ein Gebiet von Station 1—18, in dem die Temperaturdifferenz für 25 m im Mittel nur 0.2° bis
0.6° beträgt, eine Sprungschicht also durchaus fehlt.
b) Ein Gebiet von Station 19—22, wo mehrfach Gradienten von über 2°, ja bis 6° für 25 m, also
Sprungschichten Vorkommen und der Gradient von 0 bis 100 m im Mittel 7.6° beträgt gegen
1.5° bei a).
c) Von Station 23 ab das rein tropische, also nicht mehr zurNordwestafrikanisclienRegion gehörige
Gebiet, in dem ebenfalls stets Sprungschichten auftreten und der Gradient für die obersten 100 m
den Betrag sogar von 10° überschreitet (s. § 12).
*) J. Schmidt, J. N. Nielsen, J. P. Jacobsen. Fra den danske oceanografiske Ekspedition til Middel-
havet i Vinteren 1908—1909. Kobenhavn 1910. Saertrvk af Geografisk Tidskrift 20 B. H. VI, 1910. Jobs. Schmid t,
Report on the Banish Oceanographical Expeditions 190S 1910 to the Mediterranean and Adjacent Seas, Vol. 1. Copen
hagen 1912. S. 79 ff. Mey, Die dänische ozeanographische Expedition nach dem Mittelmeer im Winter 1908/09. Ann.
d. Hydr. XXXVÏIT. 1910. S. 663. Job. Schmidt, Exposé sommaire des travaux de l’expédition océanographique
danoise dans la Méditerranée. La Géographie XXI. 2. 1910.