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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1914, Nr. 1.
Die Lotungen Stat. 23—25, welche von der Mündung des Gambia von der Küste querab nach Süd
westen liegen, haben ergeben in 28: grauen Schlick und in 24 und 25: Globigerinenschlamm, welcher
unterlagert wird von einer sehr sandigen Schicht.
Die Proben Stat. 26 und 27 stammen von der flachen submarinen Terrasse vor der Küste von Free
town (vergl. Planetwerk 3, Tafel 5) und bestehen aus mittel- bis grobkörnigem Sand.
Die folgenden Lotungen von Kap Palmas bis in den Golf von Biafra (Stat. 28—32) haben dunkel
grauen Schlick ergeben. Die beiden letzten stimmen gut überein mit den Proben der Stationen 56 und
58 der „Valdivia“.
Von den Stationen 33—35 haben die beiden ersten tonigen Globigerinenschlamm, die letzte dunkel
grauen Schlick (vergl. „Valdivia“-Station 67) geliefert.
In der Kongorinne wurde bei 4 Lotungen (Kongo I—IV) 1 ) graubrauner Schlick zutage gefördert.
Von großem Interesse wäre es, wenn gleichzeitig einige Grundproben von den Plateaus nördlich und
südlich der Kongorinne genommen worden wären, da von diesen noch wenig bekannt ist. Doch werden
die 4 Grundproben von S. M. S. „Möwe“ einigermaßen ergänzt durch die Stationen 68 u. 71 der „Valdivia“,
von denen die erste aus 214 m Tiefe nördlich von der Rinne gewonnene Probe blaugrauen (Koprolithen-)
Schlick, ein hauptsächlich aus Exkrementen von Echlnodermen (Seeigeln etc.) bestehendes Sediment, an
getroffen, und die zweite südlich von der Rinne in 44 m Tiefe gewonnene Probe ein sandigeres und an
Schalen verschiedener Meerestiere reiches Sediment ergeben hat.
Die drei folgenden Lotungen (Stat. 36—38) liefern ebenso wie Stat. 33—35 ein normales Küsten
profil: in der Nähe der Küste graubraunen Schlick, in größerer Entfernung schlickreichen Globigerinen
schlamm resp. globigerinenreichen Schlick.
Die Grundproben, welche westlich von der Küste von Angola und Deutsch-Südwestafrika bis Kap
stadt gewonnen wurden (Stat. 41—59), bestehen sämtlich aus Globigerinenschlamm wie die Proben der
Stationen 85, 87, 90 und 91 der „Valdivia“.
Im allgemeinen läßt sich über die von S. M. S. „Möwe“ aus dem Atlantischen Ozean gewonnenen
Grundproben folgendes sagen. Von Interesse und Bedeutung sind namentlich die Proben von der West
küste von Afrika; denn bei ihnen handelt es sich vielfach um systematisch gewonnene Küstenprofile,
d. h. um Serien, welche von der Küste in den offenen Ozean hinausführen. Nur durch solche Profile
können wir den Wechsel der Facies von der Flachsee zur Tiefsee unter den verschiedensten Verhält
nissen kennen lernen, und es wäre daher wünschenswert, wenn bei den Küstenprofilen künftig die Sta
tionen noch dichter gelegt und näher an die Küste herangeführt würden, als es im allgemeinen bisher
geschehen ist.
Die Profilserien von S. M. S. „Möwe“ lassen ferner deutlich erkennen, welchen Einfluß die
großen Ströme auf die Ablagerungen am Rande des Kontinents haben. Während westlich von Marokko
und Mauretanien und von Angola und Deutsch-Südwestafrika sich kalkige Ablagerungen (Globigerinen
schlamm) bis in bedeutende Nähe der abflußarmen Küsten bilden, sind vor den Mündungen der großen
Ströme Senegal, Gambia, Niger und Kongo die von diesen dem Meere zugeführten Schlammassen auf
dem Sockel des Kontinents als förmliche Deltas angehäuft, welche sich weit in den offenen Ozean hin
aus ausdehnen und bis in große Tiefen hinabreichen. Schon P h i 1 i p p i hat in dem Valdiviawerk („Die
Grundproben der Deutschen Tiefsee-Expedition“) Seite 149/50 darauf hingewiesen, daß die Flußtrübe der
großen westafrikanischen Ströme „noch in größerer Entfernung vom Lande und oft in sehr beträcht
lichen Tiefen“ in den Sedimenten nachweisbar ist. Die Ergebnisse der vorläufigen Untersuchung der
Proben on S. M. S. „Möwe“ stimmen also mit den Resultaten früherer Expeditionen gut überein und
sind geeignet, sie in gewisser Weise zu ergänzen.
*) Vergl. über die Auslotung der Kongorinne den besonderen § 9 sowie Tabelle S. 29 und Taf. 2.