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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1913, Nr. 3
24. Island.
Nichts, außer dem Maximum 1890 und dem darauf folgenden Minimum, deutet auf die 8. K. hin.
Da dieses Maximum unter denselben Umständen auftritt wie im übrigen Europa, so brauche ich nur auf
die Erklärungsversuche im Abschnitt über Großbritannien zu verweisen. Hier in Island war jedoch die
Kälte von bedeutenderer Stärke, besaß aber dennoch nicht soviel innere Kraft, das Maximum 1890 total zu
unterdrücken. Die 6. Summationsreihe ändert die ursprüngliche Kurve stark; rekonstruiert man, wie in
einigen anderen Gebieten, in der M. K. so, wie sie wahrscheinlich ohne die Kältewelle verlaufen wäre, so
wird ihr Zusammenhang mit der 8. K. etwas erkennbarer.
24 a. Grönland.
Schon auf den ersten Blick zeigt sich, daß zu jedem größten und kleinsten Wert der S. K. die dazu
gehörigen Werte in der T. K. vorhanden sind. Viermal stimmen diese genau mit jenen überein, zweimal
muß eine durchschnittlich dreijährige Verspätung der Temperatur konstatiert werden. In die Augen fallend
ist die enorme Schwankung der Abweichung vom Mittel innerhalb der betrachteten Zeit: 1878 betrug sie
unausgeglichen + 1.9° und 1894: -—2.1°, das ist also eine Amplitude von 4.0°; in Hinterindien erreicht sie
nur 1°. Auch die M. K. läßt den Zusammenhang gut in die Erscheinung treten.
25. Nordeuropa.
Die T. K. ist fast dieselbe wie diejenige des nordwestlichen Rußlands. Daß sie zu der S. K. in
irgendwelchen Beziehungen steht, ist aus ihren allgemeinen Zügen nicht ersichtlich. Nur muß festgestellt
werden, daß in den Jahren geringer Fleckentätigkeit kleine Temperaturmaxima entstanden, welche mit ihren
Köpfen die Decke der über ihnen lagernden Kälteperioden gleichsam durchbrachen. Das wäre aber auch die
einzige Andeutung auf ein Verhältnis zu den Sonnenflecken Wie in Gebiet 20, so nimmt auch hier die
M. K. ab und zu, in gleichem Sinne wie die Flecken. Aus einem Vergleich dieser Kurve mit der von
Grönland ersieht man sofort, daß sie sich zueinander verhalten wie ein Bild zu seinem Spiegelbild, eiu
Umstand, auf den ich nachher bei der Frage der Kompensationen noch zurückkommen werde.
Von den 27 hier betrachteten Gebieten zeigen also 9 eine gute Uebereinstimmung mit der Theorie
über Temperaturen und Sonnenflecke: Vorderindien, Hinterindien, Tropisches Amerika, Australien, Innere
Vereinigte Staaten, Atlantische Vereinigte Staaten, Ural, N-O. Amerika, Grönland; weitere 6 lassen den Zu
sammenhang weniger gut erkennbar werden: Gemäßigtes Südamerika, Südliche Vereinigte Staaten, Kali
fornien, Südwest-Sibirien, Oestliches Sibirien, Nordwest-Amerika; die übrigen 12 haben anscheinend ihrer
T. K. oder M. K. nach keine Beziehungen zu den Flecken. Neigt man jedoch zu der Annahme, daß während
des untei’suchten Zeitraums drei große, mehrere Jahre andauernde Kältewellen den normalen Temperatur
verlauf störten, und daß diese Wellen ihrerseits an ihren schwachen Punkten wieder von der normalen
Kurve gestört wurden, wie ich es in einigen Abschnitten: 11, 15, 18 und 25 geschildert habe, so ist bei
allen Gebieten eine Aehnlichkeit mit der Fleckenkurve unleugbar.
Vergleicht man die ausgeglichenen Schwankungen des hier untersuchten Zeitraumes mit denen von
1820 — 1870, so ist zunächst in die Augen fallend, daß wir bald nach den Jahren 1830, 1870 und 1900 recht
lebhafte Schwankungen hatten, welche nicht auf ein bestimmtes Jahr beschränkt waren, sondern sich bis
auf ein Dezennium verteilten; besonders tritt diese Erscheinung in Europa zutage, mit Ausnahme des Mittel
meer-Gebietes, in welchem die hohen Schwankungen erst nach 1840 und um 1880 stattfanden; diese beiden
Perioden großen Temperaturwechsels sind aber durch Jahre getrennt, in denen die Schwankung sehr gering
war, sodaß die Maxima um 1840 und 1875 desto deutlicher hervortreten. Einige außereuropäischen Ge
biete zeigen von diesen drei hohen Extremen entweder 2 oder nur 1, wie Afrika, Hinterindien und Australien,
während China ein total anderes Verhalten aufweist. Es scheint überhaupt so, als ob die tropischen und
subtropischen Gegenden, wahrscheinlich wegen ihres mehr gleichmäßigen Klimas die großen Oszillationen
um die genannten Jahre nicht mitmachten — abgesehen von der Pentade 1830—1834 — im Gegensatz zu
den Gebieten mit ausgesprochenem Landklima, als deren besondere Vertreter wohl Sibirien und Nordost-
Amerika zu nennen sind. Diese großen Schwankungen sind im Durchschnitt etwa 35 Jahre auseinander
und würden somit ganz gut mit der Tatsache übereinstimmen, daß alle 34 Jahre ungefähr = 3 mal 11.1,
die Sonnenfleckentätigkeit eine besonders hohe ist. Dies offenbart auch die Fleckenkurve mit ihren 2 hohen
Maxima 1837 und 1870; 1905 war das Maximum jedoch recht schwach ausgebildet, was hinwiederum mit