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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1913, Nr. 3
1. Vorder-Indien.
Nach der Ausgleichungsmethode dargestellt, zeigt sich, daß die Temperaturkurve, allerdings nur in
großen Zügen, ein Spiegelbild der Kurve für die Sonnenflecken ist. Die Kulminationspunkte eilen jedoch
1877 und 1900 den tiefsten Punkten der S. K. um 1 Jahr voraus. Die Ursache des großen Fleckenmaximums
1870 hat in Vorderindien keine äquivalenteTemperaturerniedrigung hervorgerufen, wenigstens nicht äquivalent im
Verhältnis zu den nächsten beiden in den Jahren 1883 und 1893. Die M. K. hat einen glatteren Verlauf,
unterscheidet sich aber im wesentlichen nicht von der vorigen; sie stellt die 5. Summationsreihe dar und
paßt besser für die Theorie als die 6., obgleich diese auch ein gutes Itesultat zeitigt.
2. Hinter-Indien.
Die Temperaturmaxima treten in denselben Jahren auf, wie die Fleckenminima. Danach erscheinen
die Maxima von 1881 und 1897 als sekundäre, trotzdem das letztere größer ist als das primäre von 1900
oder 1901. Die M K. vereinigt diese beiden hohen Werte von 1897 und 1901 zu einem, der ins Jahr 1899,
also 2 Jahre vor dem Fleckenminimum, fällt. Temperatur-Maximum von 1879 verspätet sich dagegen um
17-2 Jahre gegen Sonnenflecken-Minimum. Zum Vergleich ist für dieses Gebiet der unausgeglichene und
der ausgeglichene Temperaturverlauf nach der Methode von Angot beigegeben; im Gegensatz zu den beiden
andern läßt sie bezüglich des zu untersuchenden Objektes nichts erkennen.
3. Tropisches Amerika.
Auch bei dieser dritten tropischen Provinz stehen die Temperaturerhöhungen 1878, 1888/89 und 1902
offenbar im Zusammenhang mit den fleckenarmen Jahren 1878, 1889 und 1901. Das Temperaturminimum,
welches eigentlich 1870 oder 1871 eintreffen soll, erscheint merkwürdigerweise erst 1875. ihrem ganzen
Bau nach ist diese Kurve der von Hinterindien ähnlich; beide zeigen nach der Erhöhung 1878 eine Ein
senkung 1879, um dann nochmals zur gleichen Höhe empor zu steigen. Auch fällt das ähnliche Verhalten
der 3 tropischen Linien in den Jahren 1897 — 1902 auf: eine Senke, umgeben von 2 fast gleich hohen Rücken.
Sogar die Fleckenvermehrung von 190G spiegelt sich in diesen drei Kurven wieder. Die Zahlenauswertung
nach Magelssen liefert keine bedeutende Abweichung von der ausgeglichenen Kurve.
4. Gemäßigtes Süd-Amerika.
Daß die T. K. noch mit der S. K. zusammenhängt, erkennt man daran, daß die beiden großen Tempe
raturmaxima 1877 und 1900 beidemale ein Jahr vor den Fleckenminima erscheinen. Als Störungsperiode
wäre demnach die Zeit von 1884—1890 zu bezeichnen, wo vielleicht eine besonders starke, mehrjährige
Kältewelle eine Erwärmung um 1889 nicht zuließ. Das kalte Jahr 1898 hängt hier sowohl als auch in den
Gebieten 1—3 anscheinend mit der Fleckenerhöhung 1898 zusammen. Die M. K. bringt diesen Umstand
natürlich nicht zum Ausdruck, vereinigt dafür aber die beiden Temperaturmaxima 1896 und 1900 zu einem
solchen von 1901. Will man hier die T. K. durchaus als Spiegelbild der S. K. erhalten, so muß man an
einer Stelle ein dreijähriges Verfrühen der ersteren gelten lassen, was mir jedoch etwas gewagt erscheint.
5. Süd-Afrika.
Mit Ausnahme der Jahre 1872—1880 ist kein Zusammenhang zwischen der Temperatur und den
Sonnenflecken zu erkennen. Da ausgeprägte Minima und Maxima fehlen, so ist auch die M. K. nicht im
stande, den Verlauf der Temperaturlinie wesentlich anders zu gestalten; sie zeigt im Gegenteil teilweise ein
paralleles Verhalten mit den Flecken.
6. Australien.
Betrachtet man die T. K. in ihren höchsten und tiefsten Punkten, so entsprechen hier ihre auf
steigenden Aeste den absteigenden der S. K. und umgekehrt. Ich möchte auch hier nicht das Sinken der
Temperatur 1899, also 1 Jahr nach der kleinen Flecken Vermehrung, unerwähnt lassen. Die M. K. verschiebt
die ausgezeichneten Werte in 2 Fällen vor-, in 3 Fällen rückwärts; dadurch erscheinen die Maxima 1887
und 1900, sowie die Minima 1881.5 und 1892.5 um 1 — 2 Jahre verfrüht; die Jahre 1877.5 und 1872.5
bekommen allerdings günstigere Positionen. Immerhin gehört Australien zu den Gebieten, welche die 11-
jährige Wärmeschwankung gut zeigen und sich dabei entgegengesetzt verhalten wie die Sonnenflecken.