26
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1912, Nr. 2.
Trockenheit der Luft und Himmelsklarheit herbeiführt l ). Denselben relativ niedrigen Grad der Bewölkung
finden wir an der Ostseite Spaniens. Ja, über einem schmalen Streifen der Ost- und Südostküste ist der
Himmel im Jahresdurchschnitt sogar weniger als zu 35°/o bewölkt, wie die Orte Valencia (34 °/o), Alicante
(30—32°/o), Carthagena (29°/o) und Malaga (30°/o) erkennen lassen 2 ). Mit Recht nimmt Th. Fischer an,
daß neben der bedeutenden mittleren Temperatur die mit Regenarmut und Lufttrockenheit verbundene
Himmelsklarheit das Bestehen des nördlichsten Dattelwaldes (bei Elche) ermöglicht, von dem eine Ernte
erzielt wird 3 ), eine Vermutung, die auch Renou 4 ) ausspricht. Freilich ist die Bewölkung, die Renou für
jene Gegend angibt (25 °/o), zu niedrig bemessen und der Schluß, daß die Nordgrenze der Dattelkultur mit
der Isonephe von höchstens 25°/o zusammenfällt, nicht mehr richtig, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß
auf afrikanischem Boden beide Linien ganz ähnlich verlaufen. Auch die Bezeichnung „il reino serenissimo“,
mit der die Spanier die Provinz Murcia zu belegen pflegen 5 ), trifft nach den bisherigen Ergebnissen nicht
zu; die Ebene des Guadalquivir weist noch geringere Bewölkung auf.
Ein inselartiges Gebiet mit relativ heiterem Himmel liegt schließlich noch vor der Westküste
Griechenlands, was sowohl die Schiffsbeobachtungen als die Landstationen Kephallenia und Zante erkennen
lassen. Diese Tatsache erscheint auffällig. Liegt doch jenes Gebiet auf der Ostseite des Barometer
minimums, das im Winterhalbjahre über dem Adriatischen und Jonischen Meere lagert, empfängt also
feuchte Seewinde 6 ), während auf der Ostseite Griechenlands keine Region relativ geringer Himmels
bedeckung zu finden ist 7 ), was wir eigentlicherwarten sollten. Kondensationen des Wasserdampfes treten
jedenfalls erst an der Küste und weiter landeinwärts in erheblichem Maße ein, wenn die Winde an den
Abhängen der Gebirge emporsteigen. Und in der Tat wächst der Betrag der Himmelsbedeckung an der
Westseite und im Inlande. Ganz analog nimmt die Bewölkung in Bosnien landeinwärts zu, die auf den
Inseln und an der Küste Dalmatiens noch auffällig gering ist 8 ).
c) Die Monatsisonephen.
a) Im Winter erreicht die Bewölkung fast im gesamten Mittelmeergebiet ihren größten Betrag,
und zwar speziell im Dezember, in dem ja, wie wir sahen, die meisten Jahreskurven ihr Maximum haben.
So bleibt das Gebiet mit einer Bewölkung von 40—45°/o, das auf der Jahresisonephenkarte nur wenig
über den 38.° N. Br. nach Süden reicht, im Dezember im allgemeinen südlich des 36.° N. Br. und im
östlichen Mittelmeerbecken, abgesehen von Cypern, sogar südlich vom 34.° N. Br. Im Januar hat die Be
wölkung schon etwas abgenommen, außer im Südosten, wo ja dieser Monat der trübste des Jahres ist.
Im Februar findet überall eine weitere Verminderung statt, und zwar, entsprechend dem sekundären
Minimum im jährlichen Gange vieler Jahreskurven, besonders auffällig im westlichen Mittelmeergebiete.
So hat die Himmelsbedeckung z. B. über dem Iberischen Meere Beträge erlangt, die kleiner sind als die
Jahresmittel und nach einem Anstiege im April erst im Juni wieder erreicht werden. Und in geringerem
Maße gilt Ähnliches von der Bewölkung im Gebiet der Rhonemündung und Riviera. Am wichtigsten aber
ist das Inselgebiet relativ geringer Himmelsbedeckung, welches sich über den Alpen, entsprechend dem
Winterminimum der Jahreskurven der Alpenstationen, zur Winterszeit ausbreitet und seine größte Aus
dehnung und den kleinsten Grad der Bewölkung im Januar erreicht. Sonst sind zwischen der relativen
Verteilung der Bewölkung während des Jahres und jener während der Wintermonate keine großen Unter
schiede bemerkbar. Die zungenförmig nach Süden sich erstreckenden Bereiche starker sowie die Insel
gebiete geringer Bewölkung z. B. sind auch in den Wintermonaten zu finden. Die letzteren, zusammen
mit dem relativ schwach bewölkten Alpengebiete sind nun deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil in
ihnen ein großer Teil der klimatischen Kurorte liegt, deren sich das Mittelmeergebiet zu erfreuen hat.
>) Th. Fischer, Studien üb. d. Kl. d. Mittelmeerldr. P. M. Ergh. 58, S. 342. Hann, Handb. d. Klimatol., Bd. 3,
3. Aufl., S. 25/26, 124, 140.
*) Th. Fischer, s. ') S. 28s.
3 ) Th. Fischer, Die Dattelpalme. Pet. Mitt. Ergh. 64, S. 53/54.
4 ) Renou, De la nébulosité du ciel en Europe. Ref. Zschr. d. Sst, Ges. f. Met. Bd. 16, S. 102. 1881.
e ) Hann, Handbuch der Klimatologie, 3. Aufl., Bd. 3, S. 116.
6 ) Schellenberg, Studien zur Klimatologie Griechenlands, S. 76.
’) Schellenberg, S. 91.
8 ) Über die Verteilung der Niederschläge vgl. Hann, Handbuch der Klimatologie, Bd. 3, 3. Auf!., S. 149.