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Full text: 35, 1912

Bewölkung und Sonnenschein des Mittelmeergebietes. 
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des Wasserdampfes herbei, die sich an dem zweiten parallelen Gebirgszug wiederholt. Der Himmel des 
von beiden gebildeten Längstales ist dagegen weniger bewölkt, dort verringert sich eher die relative 
Feuchtigkeit der Luft, als daß sich Wolken bilden. Die algerischen, in Längstälern gelegenen Stationen 
fallen z. B. durch relativ niedrige Bewölkungsgrade auf. Orleansville hat 25%, Constantine und Guelma 
34 °/o Bewölkung, gegenüber Djidjelli mit 41 °/o und Setif mit 43 °/o. 
b) Die Jahresisonephen. 
Es erscheint mir zweckmäßig, beim Studium der Verteilung der Bewölkung in unserem Gebiete 
drei Zonen auseinanderzuhalten, die durch Breitenkreise getrennt werden. 
I. Die Zone nördlich vom 44.° N. Br., in der eine Annäherung an mitteleuropäische Verhältnisse 
stattfindet. 
II. Die Zone zwischen dem 44.° und 35.° N. Br. 
III. Die Zone südlich vom 35.° N. Br., in der, abgesehen vom östlichen Mittelmeerbecken, die Be 
wölkung rasch abnimmt. 
Am einfachsten verlaufen die Isonephen in dem dritten Gürtel, nämlich ungefähr den Breitenkreisen 
parallel. Nur in Algier und Tunis biegen sie nach Norden aus, indem sich im Windschatten des Teil die 
Bewölkung rasch verringert. Nach Osten zu kommen dieselben Isonephen etwas südlicher zu liegen, im 
Zusammenhänge mit dem sich weiter nach Süden erstreckenden Meere, auf dem die Bewölkung nicht so 
rasch abnimmt, als auf der Schellenbergschen Karte') angenommen ist. Auffällig ist in diesem Gürtel nur 
die niedrige Bewölkung der cyprischen Stationen, die in schroffem Gegensätze zu dem Jahresmittel Caneas 
stehen, das in gleicher Breite mit Cypern liegt. Sie findet ein Äquivalent, soweit man die gleiche Breiten 
zone im Auge hat, nur noch im Hinterlande Algiers und jedenfalls in Mesopotamien * 2 ). 
In dem ersten Gürtel nimmt die Bewölkung allgemein, jedoch nicht so regelmäßig zu wie in der 
dritten Zone ab. Die meteorologischen Bedingungen sind liier viel mannigfaltiger als an dem geschlossenen, 
einheitlichen Nordrand Afrikas. Bemerkenswert ist das Gebiet relativ geringer Bewölkung, das sich, die 
Dobrudscha und einen Teil der Walachei umfassend, westwärts zungenförmig vom Schwarzen Meer hervor 
schiebt und zum Teil mit dem Gebiet geringer Niederschläge an der Donaumündung zusammenfällt 3 ). 
Südlich dieses Gebietes erstreckt sich ostwärts eine Zone relativ starker Bewölkung (55°/o), in der auch 
die Niederschläge am stärksten sind, und zwar von Serbien her, wo eine Region maximaler Bewölkung 
liegt (über 60°/o), wie die allerdings noch nicht langjährigen Mittel der serbischen Stationen erkennen 
lassen. In Bosnien und der Herzegowina steigt die Bewölkung von der Adria landeinwärts allgemein an, 
und zwar so, daß sich die Isonephen parallel den Gebirgsketten erstrecken, deren Wert als Kondensatoren 
des Wasserdampfes auch hierdurch zum Ausdruck kommt 4 ). Noch südlich vom 44.° N. Br. erreicht sie in 
einer schmalen Zone ihren höchsten Betrag (55—60%), um von da nach NO wieder abzunehmen. 
In dem mittleren zweiten Gürtel endlich verlaufen die Isonephen am wenigsten regelmäßig. In 
ihm liegen zunächst die Gegenden mit stärkster Bewölkung, nämlich an der Nordküste Spaniens und Klein 
asiens, hervorgerufen durch die beständigen nördlichen Winde, die ihren Wasserdampf an den Abhängen 
der Küstengebirge abliefern. Hinter diesen nimmt die Bewölkung ebenso wie die Menge der Nieder, 
schlage rasch ab 5 6 ), in Kleinasien vermutlich schneller als in Spanien, und erreicht kleinere Beträge als 
im Innern der beiden Halbinseln Griechenland und Italien, mit deren gebirgigem Kern Gebiete relativ 
starker Bewölkung sich zungenförmig nach Süden erstrecken. 
Umgekehrt hat geringe Himmelsbedeckung vor allem das Gebiet der Rhonemündung und der Riviera. 
Der an der Südküste Frankreichs mit besonderer Stärke und Häufigkeit auftretende Mistral ist es, der die 
*) Schellenberg, Studien zur Klimatologie Griechenlands; Karte. 
2 ) Das allerdings südlicher gelegene Bagdad hat 23%; vgl. Hann, Haudb. d. Klimatol. Bd. 3, S. 176, 3. Aufl. 
3 ) Kaßner, Die Niederschlags Verteilung in Bulgarien. Pet. Mitt. S. 147. 1902. K. meint, daß die vom Schwarzen 
Meere kommenden Winde erst an den Gebirgen des Inneren zur Kondensation des Wasserdampfes gezwungen werden. 
4 ) Vgl. über die Niederschläge an dem Westrand der Balkanhalbinsel: Hann, Handb. d. Klimatol. Bd. 3, S. 144, 
und die Karte von Kaßner, Pet. Mitt. S. 289. 1904. 
6 ) Philippson, Die Westküste Kleinasien. Zschr. d. Ges. f. Erdkunde S. 263. Berlin 1904. 
Archiv 1912. 2. 
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