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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1912, Nr. 2.
Mittelmeergebietes zeigt sich im Sommer der Hitzenebel, von den Spaniern Galina genannt. Er wird
hervorgerufen durch feinen, in der Luft schwebenden Staub, verleiht dem Himmel ein bleiernes Aussehen
und Iaht die Landschaft, die schon wegen der von der extremen Sonnenhitze mitgenommenen Vegetation
an Schönheit eingebüßt hat, noch öder erscheinen ’).
Lokal wird auch der Rauch, der über Industriezentren und großen Hafenstädten lagert, die Trans
parenz der Luft herabsetzen, insbesondere den Horizont verschleiern. Ob er erheblich dazu beiträgt, an
solchen Orten ein erhöhtes Jahresmittel der Bewölkung zu erzeugen, durch das z. B. die Städte Barcelona,
Marseille, Genua, Triest und Fiume in ihrer Umgebung auffallen, vermag ich nicht näher zu verfolgen * 2 ).
Vor allem zeigt sich aber eine Steigerung der Bewölkung mit zunehmender Höhe, wie die folgenden
Paare benachbarter Stationen zeigen 3 ).
Tabelle 14a.
Nr.
Station
h
Bew. Periode
Nr.
Station
h Bew.
Periode
Nr.
Station
h
Bew.
Periode
62.
60.
Madrid . . .
Escorial. . .
655
1027
42 1877-80,
1888
47 ,1890-00
190.
189.
Florenz . .
Camaldoli.
73 50
1112:62
\ 1885 bis
( 1896
364.
378.
Sarajewo
Bjelasnica
637
2067
58
65
\1895 bis
} 1907
98.
Arles ....
8
36 1 1889 bis
215.
Rom....
51 46
11879-86
578.
Beirut . .
33
40
\1902 bis
93.
Mt. Ventoux
1900
49 / 1906
218.
Monte Cavo
957 ! 51
/1891-96
579.
Le Krey .
1015
43
/ 1906
Und dieselbe Erscheinung zeigen die Jahresgruppenmittel in Tabelle 11 (S. 19), nämlich das An
wachsen der Bewölkung längs des südlichen Anstieges der Alpen. Dem mit zunehmender Höhenlage in
den Alpen sich ändernden jährlichen Gange gemäß variiert natürlich auch die Stärke des Anstieges der
Bewölkung in den einzelnen Monaten. Im Sommer ist er am beträchtlichsten, im Winter erfolgt dagegen
sogar eine schwache Abnahme, mit der augenscheinlich die nach der Höhe stattfindende winterliche
Temperaturumkehr parallel geht 4 ).
In einigen Fällen zeigt sich jedoch eine Abnahme der Bewölkung mit der Höhe auch im Jahres
mittel, wie die folgenden Stationspaare erkennen lassen.
Tabelle 14b.
Nr.
Station
h
Bew.
Periode
Nr.
Station
h
Bew.
Pe ri ode
Nr.
Station
h
Bew.
Periode
107.
Bagnères
255.
Riposto . .
14
41
1879-96
513.
Philippopel
160
54
)
de Bigorre
547
62
jl896-06
>1900-07
108.
Pie du Midi
2859
54
254.
Ätna . , .
2950
37
1892-06
517.
Tschépélaré
1105
51
1
Bei hochgelegenen, aber nicht auf überragenden Gipfeln befindlichen Stationen wird dieses Verhalten
zum Teil schon der Beschränkung des übersehbaren Himmels zuzuschreiben sein, die ja eine bedeutende
Unterschätzung der Bewölkung bewirkt. Außerdem machen sich in Gebirgen besonders lokale Einflüsse
geltend, denen nachzugehen, hier nicht der Raum ist. Diese zeigen sich z. B. in Längstälem, zu denen
ein feuchter Wind senkrecht weht. Der von ihm zuerst getroffene Gebirgszug führt eine Kondensation
Neumann und Partsch, a. a. 0. S. 117; Nissen, Itäl. Landeskunde, Bd. 1, S. 387; Hellmann, Zschr.
d. Ges. f. Erdkunde S. 329, Berlin 1888. M. Willkomm, Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der Iberischen Halbinsel
S. 02. Leipzig 1896. Philippson, Das Mittelmeergebiet, S. 108;
2 ) Diese Vermutung, zu der ich in Hamburg geführt wurde, fand ich für diesen Ort, und zwar für die Sonnenschein
dauer bestätigt in der Arbeit: H. König, Dauer des Sonnenscheins in Europa, S. 330. Halle 1896.
*) Vgl. Hann, Handbuch der Klimatologie, Bd. 1, S. 246, 3. Aufl.
*) Vgl. Hann, a. a. 0., Bd. 3, S. 132, 3. Aufl.