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Full text: 35, 1912

Bewölkung und Sonnenschein des Mittelmeergebietes. 
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Nur die Gebirge, besonders die Alpen, werden sich infolge ihres abweichenden jährlichen Ganges in ver 
schiedener Weise bemerkbar machen. Deshalb möchte ich in diesem Abschnitt nur das Wesentliche hervor 
lieben und in bezug auf Einzelheiten auf die Isonephenkarten verweisen. 
5. Die Verteilung der Bewölkung. 
Zur Veranschaulichung der Verteilung der Bewölkung zeichnete ich Isonephenkarten, indem ich für 
das Jahr und die einzelnen Monate alle Stationen mit Angabe ihrer Bewölkungsmittel in Karten eintrug 
und die Orte mit der Bewölkung 5 bzw. 10 usw. untereinander verband 1 ). Man wird einwenden, daß der 
Abstand von 5% gegenüber dem viel größeren wahrscheinlichen Fehler zu klein gewählt ist. Das in 
großen Teilen unseres Gebietes dichte Beobachtungsnetz gestattet aber, die Stationen, deren Mittelwerte 
augenscheinlich unrichtig sind, zu erkennen und dadurch unschädlich zu machen, daß man sie unberück 
sichtigt läßt. In Gebieten, in denen man wegen einer zu geringen Anzahl von Beobachtungsstationen auf 
Vermutungen angewiesen ist, sind die Linien, wie üblich, punktiert gezeichnet. Die Karten sind farbig 
gehalten; ein Vergleich zwischen der Karte von Eifert 2 ) und der von Schönrock 3 ) dürfte zeigen, daß man 
der Anschaulichkeit halber besser den Nachdruck mehr auf die von Isonephen begrenzten Flächen als auf 
die oft unübersichtlichen Isonephen selbst legt. 
a) Allgemeine Bemerkungen. 
Bei der Betrachtung der Isonephen stellt sich unser Gebiet als eine Übergangszone dar zwischen 
einem Gürtel starker Bewölkung in seinem Norden und einem Bereich extrem geringer Bewölkung in seinem 
Süden, der verbrannten Zone der Alten. So rasch, wie sich die Himmelsbedeckung mit Annäherung an diese 
vermindert, so rasch nimmt sie an der Nordgrenze unseres Gebietes zu. Denn hält sich in Deutschland die 
Bewölkung zwischen 60 und 70 °/o, so erreicht sie im Jahresdurchschnitt in der Poebene bereits nicht mehr 
50°/o.. Hierin drückt sich ein Teil des Gegensatzes zwischen dem Klima unserer Breiten und dem der 
Mittelmeerländer aus, des Gegensatzes, der die Sehnsucht der germanischen Völker nach dem Süden immer 
aufs neue belebte und noch jetzt auf den, der die Alpen südwärts überschreitet, einen tiefen Eindruck 
macht. Besonders auffällig tritt dieser auch in dem Verhältnis der Zahl der trüben zu der Zahl der 
Regentage hervor. Während bei uns oft Perioden trüben Wetters verstreichen, ohne daß zugleich be 
trächtliche Niederschläge fallen, spenden umgekehrt die Wolken im Mittelmeergebiet den Regen in kurzen, 
heftigen Güssen, um bald darauf dem hellsten Sonnenscheine Platz zu machen 4 ). Auch die Alten rühmen 
von mehreren Orten, daß dort kein Tag so schlechtes Wetter habe, daß man nicht eine Zeitlang die Sonne 
sähe 5 ). Und zu dieser wertvollen Eigenschaft des Mittelmeerklimas gesellt sich die wunderbare Transparenz 
der Luft. Der Mittelmeerhimmel strahlt in tiefstem Blau bis an den Horizont hinab und wölbt sich über 
Landschaften, deren Formen und Farben in bezaubernder Klarheit erscheinen 6 ). Mit gutem Grunde ist 
daher auf den Einfluß hingewiesen worden, den zweifellos diese Besonderheit des Mittelmeerklimas auf 
den Menschen ausgeübt hat. Die Frische und Beweglichkeit der Athener, ihr Sinn für das Schöne wird 
daraus erklärt 7 ), ebenso wie man die Vorliebe der Orientalen für Astronomie und Astrologie der Durch 
sichtigkeit der Luft zuschreiben kann. 
Allerdings darf man diesen Vorzug nicht für das ganze Jahr gelten lassen. In vielen Teilen des 
*) Karten für das Jahr und die Monate Dez., Febr,, April, Juli, Okt. am Ende der Arbeit. Für das Gebiet nördlich 
des Schwarzen Meeres wurden einige Werte aus Schönrocks Arbeit verwendet. 
2 ) Eifert, a. a. 0., Pet. Mitt. 1890. 
3 ) Schönrock, a. a. O. 
4 ) Vgl. Th. Fischer, a. a. O., Pet. Mitt. Ergh. 58, S. 12; Neumann und Partsch, Physikalische Geographie von 
Griechenland, S. 66. Breslau 1885. M. Willkomm, Zschr. f. Allgem. Erdkunde Bd. 3, S. 262; Alfr. Philippson, Das 
Mittelmeergebiet, S. 105. Leipzig 1904. G. Hellmann, Die Regenverhältnisse der Iberischen Halbinsel. Zschr. d. Ges. f. 
Erdkunde Bd. 23, S. 333. Berlin 1888. 
5 ) Cicero, In Verrem V, 26 ed. C. F. Müller, pars II, vol. I. Lips. 1894 (über Syrakus). C. Plinius, Nat. 
Hist. II, 153 ed. D. Detlefsen, vol. I, lib. I—VI. 
6 ) Neumann und Partsch, a. a. O. S. 37/38; Philippson, Das Mittelmeergebiet, S. 108; Fallmerayer, zit. 
von Hann, Handbuch der Klimatologie Bd. 3, S. 96, 3. Aufl. 
’) Neumann und Partsch,.a. a. O. S. 38.
	        
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