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Full text: 35, 1912

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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1912, Nr. 2. 
der Bewölkung und in einem Lande mit wechselvollem Relief wird sie aber nur auf kurze Strecken und 
auch nur dann sich zeigen können, wenn die betreffenden Beobachtungsreihen durchaus homogen, das 
heißt, weder durch Beobachterwechsel noch durch unsystematische Fehlschätzungen entstellt sind. So 
konnte Hegyfoky für eine Anzahl Orte Ungarns die Reduktion durchführen s ). Zuerst hat sie Teisserenc 
de Bort 2 ) anzuwenden gesucht. Da jetzt an Stelle der damals vorliegenden 4 - 8jährigen Mittel solche 
von 20 und mehr Jahren vorhanden sind, kann man jetzt leicht kontrollieren, inwiefern Teisserenc de Bort 
die Mittel kürzerer Reihen durch die Reduktion auf längere verbessert hat. Zu diesem Zwecke sind in 
der Tabelle 6 (S. 11) für jede Station in der ersten Zeile die Abweichungen der jetzt vorliegenden lang 
jährigen von den Mitteln der kürzeren Periode gebildet, die Teisserenc de Bort vorlag, und in der 
zweiten Zeile die Differenzen zwischen den letzteren und den durch Reduktion erhaltenen Mittel ver 
zeichnet. Beide Male wurde auf das Vorzeichen keine Rücksicht genommen. Soll die Reduktion ihren 
Zweck erfüllt haben, so müssen die Differenzen in Zeile 2 kleiner sein als die Abweichungen in Zeile 1. 
Die Tabelle 6 (S. 11) zeigt aber das direkte Gegenteil. Denn durch die Reduktionen sind die Mittel 
ganz erheblich verschlechtert worden. Beträchtliche Abweichungen vom langjährigen Mittel sind besonders 
auffällig bei Pesaro, Foggia, Alessandria und Livorno sowie in einzelnen Monaten bei Rom und Lecce. 
Beim Pic du Midi und Piccolo S. Bernardo sind die entstandenen Fehler durch die Reduktion dieser 
Höhen- auf Talstationen erklärlich, die sich durch einen völlig verschiedenen jährlichen Gang der Be 
wölkung unterscheiden. Da das vorliegende Material auf Homogenität keinen Anspruch machen kann und 
vor allem die gerade beträchtlichsten individuellen Fehler nicht beseitigt werden 3 ), wurde auf die Durch 
führung von Reduktionen verzichtet. Der hierfür nötige Zeitaufwand dürfte zu dem zweifelhaften Gewinn 
in keinem rechten Verhältnis stehen. 
Natürlich mußte darauf Bedacht genommen werden, daß nicht zu kurze Beobachtungsreihen zur 
Mittelbildung Verwendung fanden. Im allgemeinen wurden alle (30) Stationen ausgeschieden, von denen 
weniger als fünf Beobachtungsjahre vorhanden waren, allerdings mit Ausnahme solcher Gebiete, die über 
haupt nur wenig Stationen aufzuweisen haben. So wurden trotz ihrer zum Teil kurzen Periode alle auf 
asiatischem und afrikanischem Boden, sowie in der europäischen Türkei gelegenen Beobachtungsorte be 
rücksichtigt. Im ganzen konnten neben den von mir berechneten Mittelwerten für 104 Gradfelder (Tab. 7 b) 
für 634 Landstationen die Monats- und Jahresmittel der Bewölkung in einer Tabelle vereinigt werden 
(Tab. 7 a), die sich am Ende der Arbeit befindet. Auf sie gestützt, wollen wir zunächst zur Betrachtung 
des jährlichen Ganges der Bewölkung übergehen. 
4. Der jährliche Gang der Bewölkung. 
a) Die Eintrittszeit des Minimums. 
Der jährliche Gang der Bewölkung ist in erster Linie von der Luftdruckverteilung abhängig. Im 
Sommer herrscht im Mittelmeergebiet überall der bemerkenswerte Gegensatz zwischen dem niedrigen Luft 
druck in dessen Süden und Südosten und dem Luftdruckmaximum über Südwest- und Mitteleuropa, dem 
Ausläufer des bekannten Hochdruckgebietes über dem Atlantischen Ozean. Dieser Luftdruckunterschied 
bewirkt in den Mittelmeerländern die beständigen nördlichen Winde des Sommers, die Etesien der alten 
Griechen, die, von trockenen Landmassen nach wärmeren Regionen wehend, den Grad ihrer relativen 
Feuchtigkeit immer mehr ei-niedrigen. Da sie außerdem infolge ihrer Beständigkeit und Stärke der Bildung 
lokaler aufsteigender Luftströmungen, den Erregern starker Kondensationen des Wasserdampfes, feindlich 
sind, so bewirken sie ein ausgesprochenes sommerliches Minimum im jährlichen Gange der Bewölkung. 
Nur die höher gelegenen Teile des Mittelmeergebietes machen eine Ausnahme; sie zwingen die Luft zum 
Emporsteigen und zur Verdichtung ihres Wasserdampfes. Die größere sommerliche Gewitterhäufigkeit im 
Gebirge ist ein Beweis dafür. Eine Verlegung der Minima im jährlichen Gange der Bewölkung oder 
wenigstens die Bildung beträchtlicher Nebenminima ist die Folge. Von den Gebirgen sei zunächst abgesehen. 
') Hegyfoky, a. a. O, Met. Zsclir. Bd. 16, S. 562. 1899. 
*) Teisserenc de Bort, Étude sur la distribution moyenne de la nébulosité à la surface du globe. Annales de 
Bureau Central Météorol. S. 35. 1884. 
3 ) Vgl. auch Sclionrock, a. a. O. S. 13.
	        
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