Bewölkung und Sonnenschein des Mittelmeergebietes.
Fiume und Triest, Palermo und Syrakus, nach dem Ägäischen und dem Schwarzen Meere. Die Tage
bücher der letztgenannten Linie haben sich in der jüngsten Zeit erfreulich gemehrt, wenn sie auch für die
Berechnung sicherer Bewölkungsmittel nicht hinreichen. In Rücksicht auf sie mußten die Journale vom
Jahre 1909 an rückwärts benutzt werden, was insofern ungünstig ist, als die Landbeobachtungen nur in
Ausnahmefällen bis zum Jahre 1909 veröffentlicht vorliegen. Für das levantinische Meer und die Syrten
aber war so wenig Material vorhanden, daß auf die Berechnung von Mitteln verzichtet werden mußte.
Gegen 105000 Beobachtungen wurden nach Längen- und Breitengraden einerseits, Monaten und Jahren
andererseits aus etwa 1300 Tagebüchern ausgezogen und zwar für die Jahre 1909—1905. Für die seltener
befahrenen Meeresteile wurden noch weitere Jahrgänge benutzt, so daß für diese fast das gesamte vor
handene Material Verwendung fand, und für zwei Gradfelder südöstlich von Malta (Nr. 68) und südöstlich
von Kreta (Nr. 82) wurden zum Zwecke spezieller Untersuchungen die Beobachtungen bis zum Jahre 1898
ausgezogen.
Die Bildung der Mittel für die Gradfelder erfolgte ohne Berücksichtigung der Tagesperiode
(4 a , 8 a , 12 a , 4 p, 8 p, 12 p) und des Jahrganges. Letzteres war ‘deshalb geboten, weil bei eurer großen
Anzahl von Gradfeldern die Beobachtungen besonders in den zurückliegenden Jahren erheblich an Zahl
abnahmen, so daß im Endresultate die auf zahlreichere Beobachtungen sich stützenden Jahresmittel ihren
höheren Wert verloren hätten, wenn man sie mit den viel weniger sicheren Mitteln der übrigen Jahre
als gleichwertig behandelt hätte. Die Rücksicht auf eine möglichst gleichmäßige Verwertung des gesamten
Materials hielt mich anderseits ab, dieses Verfahren bei Gradfeldern mit in allen Jahren zahlreichen Be
obachtungen anzuwenden, besonders, da die Unterschiede unbedeutend waren. Die Gradfelder werden
begrenzt von den Breitengraden und den geradzahligen Längengraden, außer in wenigen Fällen, in denen
die Gestalt des betreffenden Meeresteils Anlaß war, eine andere Begrenzung vorzunehmen. Der vielfach
befolgte Vorschlag von Meinardus, für die einzelnen Schiffsrouten die mittleren Schiffswege festzustellen,
diese in gleiche Abschnitte zu teilen und für die Linienstücke die Mittel zu berechnen 1 ), schien sich mir
deshalb für das Mittelmeer nicht zu empfehlen, weil die einzelnen Schiffahrtswege des Mittelmeeres sich
außerordentlich oft kreuzen und auf alle seltener befahrenen Linien hätte verzichtet werden müssen.
Einigemal war schließlich das zu spärlich vorhandene Material Anlaß, zwei benachbarte Gradfelder zusammen
zulegen. Das gilt vor allem für den von deutschen Schiffen seltener befahrenen Meeresteil westlich von
Sardinien und Korsika, für das Adriatische und Ägäische Meer.
Mit Hilfe der Schiffsbeobachtungen wird es uns möglich, den Isonephen besonders im Süden unseres
Gebietes eine größere Wahrscheinlichkeit zu geben. Doch deren Genauigkeit hängt nicht allein ab von
der Dichte des Beobachtungsnetzes, sondern vor allem auch von der Güte des Beobachtungsmaterials. Wir
wenden uns daher zunächst der Betrachtung der Fehlerquellen zu.
3. Die Fehlerquellen.
Die Bestimmung des Grades der Bewölkung geschieht durch Schätzung. Schon darin liegt eine Fehler
quelle. Laurenty 2 ) konnte durch Untersuchungen in Pawlowsk ganz bedeutende individuelle Fehler nach-
weisen. Er fand, daß im Mittel von vier Jahren bei drei geschulten, an demselben Orte tätigen Beobachtern
die Ergebnisse im Sommer bis 8°/o voneinander abwichen, zeigte ferner, daß die Abweichungen durch die
Länge der Beobachtungsperiode nicht ausgeglichen werden, und daß die Veränderlichkeit der Jahresmittel
geringer ist als der persönliche Fehler. Schönrock 3 ) gibt weiterhin eine große Anzahl noch bedeutenderer
Schätzungsfehler an, deren einige sogar den jährlichen Gang der Bewölkung auffällig änderten, ohne daß
es ein Mittel gegeben hätte, das an keine Regel gebundene Vorkommen dieser Fehler zu beseitigen.
Natürlich kommen die Fehlschätzungen besonders stark bei einem Beobachterwechsel zum Vorschein, dessen
Einfluß auf die Homogenität der Beobachtungsreihen besonders Hegyfoky 4 ) nachweist. Er stellt direkt
den Satz auf: „Was bei den anderen meteorologischen Elementen das Versagen des Instrumentes ver
’) W. Meinardus, Verarbeitung von meteorolog. Beobachtungen zur See. Zsclir. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin
Bd. 29, S. 95. 1894.
2 ) Repertorium für Meteorologie Bd. 10, Nr. 2.
s ) Schönrock, Die Bewölkung des Russischen Reiches. S. 4/5.
4 ) J. Hegyfoky, Die Bewölkung in den Ländern der ungarischen Krone. Ref.: Met. Zsclir. Bd. 16, S. 559. 1899.