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Full text: 35, 1912

Nr. 1. 
Bewölkungsverliältnisse und Sonnensclieindauer von Nordamerika, 
(Mit 22 Figuren und 7 Tafeln.) 
Einleitung 1 . 
Erst in den letzten Jahrzehnten hat die Beobachtung der Bewölkung die ihr gebührende Beachtung 
gefunden. Die Kenntnis derselben ist von größter Wichtigkeit, denn die Wolken geben uns das einzige 
Mittel zu erkennen, welche Veränderungen in irgend einem Teile der Atmosphäre vor sich gehen. So 
wollen wir uns in dieser Arbeit über den Grad der Himmelsbedeckung eines großen Teiles Nordamerikas 
orientieren. 
Über die Verteilung der Bewölkung geben die Mittel der einzelnen Stationen Aufschluß, die aus 
drei, bzw. zwei täglichen Beobachtungen gebildet worden sind. Es könnte hier die Frage aufgeworfen 
werden, ob dies Mittel auch dem wahren Tagesmittel entspricht. Schönrock weist nun in seiner „Be 
wölkung des russischen Reiches“ darauf hin, daß die Abweichungen zwischen beiden nicht groß sind, weil 
die Bewölkung keinen erheblichen täglichen Gang habe. Während man früher mit der Unterscheidung von 
bewölktem, trübem und heiterem Himmel auszukommen glaubte, führte man seit dem internationalen 
meteorologischen Kongresse in Rom 1877 die Skala 0—10 ein, so daß 3 den Himmel mit solcher Bedeckung 
bezeichnet, dessen Wolkenmassen zu einer zusammenhängenden Fläche vereint 3 /io des sichtbaren Himmels 
gewölbes ausmachen. 
Da die Bewölkung in Wechselbeziehung zur Sonnenscheindauer steht, gewährt die gleichzeitige 
Beobachtung der letzteren eine bessere Übersicht, zumal selbstregistrierende Apparate es auch ermöglichen, 
den täglichen Verlauf kennen zu lernen. 
Die folgende Arbeit über die Bewölkungsverhältnisse umfaßt nicht ganz Nord- und Mittelamerika. 
Für den hohen Norden und auch für Teile Mittelamerikas reichten die Beobachtungen der spärlich ver' 
teilten Stationen nicht aus zu einer eindringenden Betrachtung. So beschränkt sich die Darstellung 
ungefähr auf das Gebiet zwischen dem 20. 0 und 55. 0 N. Br., von Canada diesseits des 55. 0 N. Br. durch 
die Vereinigten Staaten von Nordamerika bis zur Insel Cuba und bis Mexico nördlich vom 20.° N. Br. 
Die Beobachtungen dieser Gebiete stellte die Königlich Sächsische Landesw T etterwarte zu 
Dresden dem Verfasser in höchst dankenswerterweise zur Verfügung. 
Das für Mexico etwas lückenhafte Material erfuhr eine erwünschte Ergänzung durch die vom König 
lich Preußischen Meteorologischen Institut zu Berlin mit dem freundlichsten Entgegenkommen gewährte 
Einsicht in sein vollständigeres Exemplar des „Boletin Mensual“. 
Für Canada lagen vor die „Reports of the meteorological Service of the Dominion of Canada“ für 
die Jahre 1873—1890 und 1895—-1905 und das „Monthly Weather Review of the Dominion of Canada“ 
1881—1905. 
Für die Vereinigten Staaten hatte bereits General Greely in den „Charts showing the monthly 
Average of Cloudiness“ eine Behandlung der Bewölkungsverhältnisse von 1870—1890 durgeführt: Zwölf 
Isonephenkarten für die einzelnen Monate mit eingetragenen, berechneten Mittelwerten. Es war möglich, 
damit die Beobachtungen für die Jahre 1892—1906 im „Monthly Weather Review“, herausgegeben vom 
United States of America Department of Agriculture, zu neuen Mittelwerten zu verbinden. Mittel der 
Sonnenscheinbeobachtungen wurden entnommen: Henry, Climatology of the United States, Washington 1906. 
Auch für Westindien war gesorgt durch die Publikationen des Monthly Weather Review, Washington. 
Britisch Nordamerikas Beobachtungsnetz zeigt eine sehr ungleiche Dichte. Seine 
131 Stationen verteilen sich folgendermaßen auf die einzelnen Provinzen, wenn man von den mancherlei 
Stationen mit Beobachtungen von weniger als einem Jahr absieht. 
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