Bewölkungsverhältnisse und Sonnenseheindauer von Nordamerika.
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8. Zusammenfassung der Hauptmerkmale.
Nachdem wir so die Betrachtung der Bewölkungsverhältnisse von Nordamerika durchgeführt haben,
wollen wir noch einmal kurz zusammenfassen, was wir Interessantes feststellen konnten.
Zu Anfang der Einzeldarstellung war darauf hingewiesen worden, daß für die Bewölkung Temperatur
und Luftdruckverteilung eine wichtige Rolle spielen. Jetzt wollen wir im Zusammenhänge kurz noch ein
mal darauf zurückkommen.
Für einen großen Teil des Gebietes hat der Winter die stärkste Bewölkung im Gefolge, wie ander
seits der Sommer und der Herbst sich vielerorts der größten Himmelsklarheit erfreuen. So bringen für
den Westen unseres Gebietes westliche Winde im Winter die stärkste Bewölkung. Im Sommer dagegen
trägt die hohe Temperatur schuld, daß der Sättigungspunkt der Luft erhöht wird und der Himmel
klar bleibt.
Östlich vom Felsengebirge, wo der Betrag der Bewölkung sich kleiner erweist als westlich davon,
tritt eine Änderung ein. Liier verursachen teils nördliche, teils südliche Winde im Frühling die stärkste
Wolkendecke des ganzen Jahres. Die Reinheit der Luft und die hohe Temperatur lassen den Himmel im
Sommer klar erscheinen. Wenn in Manitoba und östlich davon der Winter einen freundlichen Charakter
aufweist, so ist der Grund in der klaren, kalten Luft zu suchen, die das Luftdruckmaximum mit sich im
Gefolge hat.
Eine besondere Stellung nimmt das Seengebiet ein. Die Wasserflächen erhalten sich lange warm
sie erkalten erst gegen den Ausgang des Winters. So ist es auch erklärlich, daß die westlichen kälteren
Winde die hohe Bewölkung zur Folge haben. Der Sommer dagegen erscheint ziemlich heiter. Da reicht
die Feuchtigkeit der Luft im Verhältnis zu der hohen Temperatur nicht zu einer größeren Wolkenbildung
aus. Die Eigentümlichkeit, daß die Ostufer stärkere Bewölkung aufweisen als die westlichen, erklärt
sich daraus, daß die westlichen Winde, wenn sie die Seen überw r ehen, einen Zuwachs an Feuchtigkeit
erhalten.
Für den Osten der Vereinigten Staaten ist im Winter das barometrische Minimum im Nord
atlantischen Ozean entscheidend. Es bestimmt die östliche Richtung der Luftströmung. Wenn trotzdem
hier der Winter die maximale Bewölkung aufweist, so liegt dies darin begründet, daß die kalte dem
Binnenlande entströmende Luft zu der noch verhältnismäßig warmen Luft der Küste in Beziehung tritt.
Der hohe Luftdruck im Herbste im Südosten hat das heitere Wetter im Gefolge. Die Alleghanies bieten
den Luftströmungen kein Hindernis.
Im Süden der Vereinigten Staaten führt die kalte, aus dem Inneren des Kontinentes wehende Luft
in Verbindung mit der verhältnismäßig warmen Luft im Süden die stärkste Bewölkung gegen Ende des
Winters herbei. Die hohe Temperatur des Herbstes ist der Wolkenbildung wenig förderlich.
Für den Süd westen der Vereinigten Staaten und West-Mexico hat der Golf von Californien erheb
liche Bedeutung. Die von hier aus ins Land webenden Winde geben den Anstoß zu der maximalen
Himmelsbedeckung im Sommer. Für den nördlichen Teil bringen die trockenen nördlichen Winde heiteres
Wetter im Herbste. Nicht viel anders ist es im Süden im Frühlinge.
Das östliche Mexico steht im Sommer und Herbste unter dem Einflüsse östlicher Winde, die die
starke Wolkendecke herbeiführen. Durch den Winter und Frühling offenbart sich der Himmel als heiter.
Die Luft erwärmt sich und steigt empor. Doch reicht die Feuchtigkeit nicht zu einer größeren Wolken
bildung aus.
Florida zeigt große Annäherung an die Passatregion. Im Sommer sind die südöstlichen Winde die
Urheber des Maximums der Bewölkung. Dagegen hat der hohe Luftdruck im Frühling das heitere Wetter
zur Folge.
Die vorliegende Untersuchung hat uns so über die Bewölkungsverhältnisse von Nordamarika, so
weit dies möglich war, orientiert. Wir konnten uns auf ein reichliches Beobachtungsmaterial stützen.
Nur für Mexico und für Teile Canadas kann die Darstellung nicht befriedigen. Entweder waren da die
Beobachtungen noch sehr lückenhaft, oder sie erstreckten sich nur auf sehr kurze Zwischenräume. Doch
da wird die Zukunft Abhilfe zu schaffen wissen.