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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1912, Nt. 2.
täglichen Perioden auftauchen, darf ihre verhältnismäßig hohe Anzahl von einem Vergleich der Stationen
untereinander nur die Hervorhebung der hauptsächlichen Eigentümlichkeiten erwarten lassen.
In den überall gleichmäßig und rasch ansteigenden und wieder abfallenden Tageskurven ist zunächst
die Lage der absoluten und sekundären Maxima charakteristisch, die von Monat zu Monat und Ort zu
Ort mannigfach wechselt. Die Tageskurven der Jahressummen lassen freilich eine geringere Verschiedenheit
erkennen; als Summen der Monatsbeträge verschleiern sie vielmehr die Erscheinungen, die bei den Tages
perioden der Monate auftreten. Nur an den Stationen der Iberischen Halbinsel weisen sie durchgängig
zwei Maxima auf: am späten Vor- und am frühen Nachmittag, und allein in Rom und Triest wiederholt
sich diese Erscheinung. Sonst ist nur ein Maximum vorhanden, das allermeistens in die Zeit von 11 a
bis 1P fällt.
Viel größeren Veränderungen unterliegen dagegen die von den Stundensummen der Monate gebildeten
Perioden. Ein Vorgang zeigt sich hierbei mit großer Regelmäßigkeit, der auch an anderen europäischen
Orten wahrzunehmen ist l 2 ) und darin besteht, daß das Tagesmaximum, welches in den Wintermonaten
Mittags liegt, nach dem Sommer zu allmählich nach früheren Stunden rückt, um in der zweiten Jahres
hälfte wieder nach dem Mittag zurückzukehren. Besonders deutlich kommt das bei den Stationen Bosniens
und der Herzegowina zum Ausdruck und in zweiter Linie bei den meisten Stationen Italiens. Die Orte
der Poebene (Padua, Modena, Turin) nehmen aber insofern eine Sonderstellung ein, als sich dort die
Maxima in der Zeit vom Winter zum Sommer vom frühen Nachmittag über die Mittagszeit nach den
späten Vormittagsstunden verschieben und auf demselben Wege während der zweiten Jahreshälfte zurück
wandern.
Besonders früh kommt das Maximum in Madrid und auf der Bjelasnica zu liegen, nämlich in die
Stunde 8—9 a , eine Erscheinung, die vor allem auch den Alpengipfeln eigen ist und die Hann für den
Obir näher erläutert hat®). Bemerkenswert ist ferner die Ähnlichkeit zwischen der bosnischen und den
alpinen Stationen in der Verteilung des Sonnenscheins auf die Vor- und Nachmittage, indem sich in
Bosnien und den Alpen die Berghöhen durch besonders starkes Überwiegen des Sonnenscheins der ersten
über jenen der zweiten Tageshälfte auszeichnen, was für die Stationen des benachbarten Tieflandes nicht
gilt. Für die Bjelasnica wird diese Erscheinung aus der folgenden, die Differenzen: Vormittagssonnen
schein — Nachmittagssonnenschein enthaltenden Tabelle ersichtlich.
Tabelle 43.
Station
d
CÖ
►“3
Febr.
März
April
'3
'3
3
1-3
"3
•-3
öi)
Sept.
M
o
>
©
N
©
Q
S-
ee
*""3
Bjelasnica. . .
Sarajevo....
Lussinpiccolo .
+ 2,4
-8,7
-9,3
+ 1,4
-9,6
-10,8
+ 7,1
+ 0,3
-4,9
+ 8,7
+ 14,7
-11,2
+ 15,1
+ 15,7
-11,0
+ 10,6
+ 12,3
-11,2
+ 14,3
+ 11,8
-6,9
+ 16,9
+9,9
-5,6
+ 12,6
-0,3
— 6,6
+8,2
-5,9
-3,5
+ 4,2
-8,0
-4,0
+4,0
-7,6
-4,6
+104,5
+24,6
-89,4
Bei dem Obir erklärte Hann das Überwiegen des Vormittags- über den Nachmittagssonnenschein
aus den „Nebelhauben, welche sich die Berge gegen Mittag hin so häufig aufsetzen“ 3 ).
Sekundäre Maxima sind besonders häufig im Sommer, und zwar liegen sie meist so, daß zu Mittag
ein sekundäres Minimum entsteht. Bisweilen lassen sie die Mittagsdepression der Tageskurven der
Sommermonate dadurch noch stärker hervortreten, daß sie in dieser Jahreszeit nachmittags erst später
erscheinen, so daß die Zeit relativ geringen Sonnenscheins im Verhältnis zur Dauer des Tages nach dem
Sommer zu wächst und nach dem Winter wieder abnimmt (Agram). Oft verstärken die sekundären
Maxima die Erscheinung des sommerlichen Auftretens relativ großer Sonnenscheindauer in den Vormittags
! ) Vgl, König, a. a. O. S. 352, und Menger, a. a. 0. S. 76.
2 ) Hann, Die neue Anemometer und Temperaturstation auf dem Obirgipfel (2140 m). Met, Zschr. S. 281. 1893.
Vgl. auch: Trabert, Der tägliche Gang der Temperatur und des Sonnenscheins auf dem Sonnenblickgipfel. Wien 1892.
Denkschriften d. Wien. Akadem. Bd. 59; Ref. Met. Zsehr. S. (65). 1892.
s ) Hann, a. a. 0., Met. Zschr. S. 287. 1893.