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Full text: 35, 1912

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1912, Nr. 2. 
eine entsprechend größere relative Sonnenscheindauer aufzuweisen, und das gleiche gilt von Rom 
(Universität) l ). In Sinaia und Lussinpiccolo scheint umgekehrt zu wenig Sonnenschein registriert zu sein. 
Weit größer fallen aber die Abweichungen der Summen der beidei-seitigen Monatsmittel von 100 
aus. Daß hierbei besondere Ursachen im Spiele sind, zeigen die deutlichen jährlichen Perioden jener 
Differenzen. Diese haben im allgemeinen die Minima im Winter, die Maxima im Sommer. Der Grund zu 
dieser Erscheinung, die sich auch an vielen Stationen anderer Gebiete zeigt 2 ), wird darin gesehen, daß 
im Winter bei niedrigem Sonnenstände die Absorption der Sonnenstrahlen und die perspektivische Ver 
dichtung der Wolkendecke zu wenig Sonnenschein registrieren läßt. Im Sommer vermögen dagegen die 
intensiveren, steiler herabfallenden Sonnenstrahlen dünne Wolkenschichten und die Ränder der Wolken 
noch so zu durchdringen, daß sie in das Heliographenpapier noch merklich ihre Schrift schreiben. Neuer 
dings macht man vor allem die „Uberleistung“ des Apparates, der auf intermittierende Bewölkung nicht 
reagiert, verantwortlich 3 ). 
Bei der Station auf der Bjelasnica liegen die Summen: relative Sonnenscheindauer + Bewölkung in allen 
Monaten äußerst nahe an 100, und ihre Differenzen gegen diese Zahl haben keinen ausgesprochenen jährlichen 
Gang. Dasselbe fand Billwiller für den Säntis. Als Grund führt er an, daß die in hohen Regionen 
geringere Wärmeabsorption die Brennwirkung der Sonnenstrahlen auch in den Wintermonaten so weit 
steigere, daß der Apparat im Gegensatz zu den Heliographen im Tieflande viel eher zu funktionieren 
beginne 4 ). 
Bei einigen Stationen zeigt aber der jährliche Gang unserer Differenzen ein wesentlich anderes Bild, 
indem er im Sommer beträchtlich sekundäre, ja öfter sogar absolute Minima aufweist, während die Maxima 
in die Zeit der Äquinoktien fallen. Diese Erscheinung tritt bezeichnenderweise an südlich gelegenen 
Stationen auf, und zwar wachsen die sekundären Sommerminima von Norden nach Süden, um schließlich 
absolute zu werden, wie die Stationen Madrid, Lissabon, San Fernando und Rom, Lecce, Catania, Athen 
beweisen. Das erklärt sich wohl daraus, daß nach Süden zu die Bewölkung in den Sommermonaten so 
gering wird, daß der Überschuß der Werte der relativen Sonnenscheindauer über jene der Heiterkeit 
(H = 100 —Bewölkung) gar nicht groß sein kann. 
In Alexandria und Kairo aber ist überhaupt kein ausgesprochener jährlicher Gang der Differenzen 
zu erkennen. 
4. Die Veränderlichkeit der Souuenscheimnittel und der wahrscheinliche Fehler. 
Von weit geringerem Betrage als die durch falsche Registrierungen entstandenen Fehler sind die 
jenigen, die in der Kürze der Beobachtungsreihen ihren Ursprung haben. Um den wahrscheinlichen Fehler 
zu erhalten, ist wie bei der Bewölkung zunächst die mittlere Veränderlichkeit der Mittel berechnet 
worden, aus der dann mit Hilfe der Fechnersclien Formel die wahrscheinlichen Fehler erhalten werden 5 ). 
Für die relative Sonnensclieindaucr ergibt sich hierbei, wie zu erwarten war, eine überaus große Ähnlich 
keit mit der Bewölkung, obgleich die Monatsmittel beider Elemente den gerade entgegengesetzten jährlichen 
Gang haben. Das lassen die Jahreskurven der mittleren Anomalie für die Stationen Madrid, Triest und 
Athen erkennen, vor allem aber Sarajevo. Dort hatte ja die Veränderlichkeit der Bewölkungsmittel für 
die Periode 1895—1907 einen abnormen jährlichen Gang (Minimum im März, Maximum im Oktober) 6 ); den 
gleichen zeigt die Jahreskurve der mittleren Anomalie der relativen Sonnenscheindauer für die Periode 
1894—1907. Sonst fallen, wiederum analog wie bei der Bewölkung, die Maxima oder wenigstens sekundäre 
Maxima der Veränderlichkeit in den Februar und die Minima im allgemeinen in die Sommermonate. 
Auch in bezug auf die Beträge unterscheiden sich die mittleren Anomalien beider Elemente nur 
wenig voneinander. Daraus folgt, daß auch die Größe der wahrscheinlichen Fehler und die Zahl der Jahre, 
die hinreichen, um jene kleiner als 1 werden zu lassen, bei der relativen Sonnenscheindauer etwa ebenso 
aüsfällt wie bei der Bewölkung, für die wir Tabellen (17 a und b) bereits angeführt haben. 
') Vgl. S. 7. 
2 ) Z. B. Potsdam (vgl. Met. Zsehr. S. 523, 1908), Helsingfors (Met. Zschr. S. 521, 1909), Kalocsa (Met, Zschr. S. 353, 1898). 
*) Johansson, Sonnenschein und Bewölkung. Met. Zschr. S. 137. 1910. 
*) Billwiller, a, a. O. S. 304. 
5 ) Vgl. Tabelle 38 und 39 im Anhang. 
«) Vgl. S. 31.
	        
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