38
Aus dem Archiv der Deutschen See warte. 1912, Nr. 2.
leugnet. Die niedriger gelegenen rumänischen Stationen Sinaia (860 m) und Campulung (600 m) haben
das Maximum wenigstens vorwiegend um '2h P.
Den Gebirgsstationen ist noch eine andere Erscheinung eigentümlich, die sich bei den für jede der
drei Beobachtungsstunden sich ergebenden jährlichen Perioden der Bewölkung 1 ) zeigt. Im Tieflande
weichen jene drei Jahreskurven kaum voneinander ab. Als einziger Unterschied ist zu erwähnen, daß die
Jahresperioden für die Stunden 21’ und 7 P bzw. 8 P an manchen Stationen ein sekundäres Maximum zur
Zeit der Äquinoktien auf weisen, während es die Jahreskurve für die Morgenstunde nicht hat (z. B. Sarajevo,
Travnic, Bukarest, Turnu-Severin) oder daß, wenn bei der letzteren im Frühjahr ein sekundäres Maximum
existiert, die Jahresperioden für die beiden anderen Tageszeiten das sekundäre Maximum weiter nach dem
Sommer verlegen (Triest, Görz).
Zeigt sich hier schon, daß die jährlichen Perioden der Abend- und Nachmittagsbewölkung am ehesten
streben, von dem für das Tiefland typischen gleichmäßigen Verlaufe abzuweichen und Formen anzunehmen,
die für höher gelegene Stationen charakteristisch sind, so wird diese Erscheinung bei den Gebirgsstationen
besonders offensichtlich. So haben bei einem absoluten August- bzw. Septemberminimum die Jahreskurven
für die Stunde 2l* an der Station Rilskimonastir und Tschepelare im Juni sogar das absolute Maximum,
und dieselbe Jahresperiode der Station Campulung zeigt bei absolutem Septemberminimum im Mai die
größte Bewölkung. Das gleiche, wie für Campulung gilt für Sinaia, wo außerdem das absolute Minimum
sogar auf den Oktober fällt, so daß wir hier den schon früher behandelten Höhentypus des jährlichen
Ganges nahezu erreicht sehen, der in der Jahresperiode der Vormittags-, Abend- und mittleren Tagesbewölkung
nicht auftritt. Es erfolgt also bei den Jahreskurven für die Nachmittagsstunden mit wachsender Höhe
dieselbe Umgestaltung wie bei denen der mittleren Tagesbewölkung, nur geschieht diese rascher, und
der Höhentypus tritt schon viel früher ein. Eine Ausnahme macht nur die Höhenstation der Bjelasnica.
Hier ist der jährliche Gang für alle drei Beobachtungsstunden derselbe und kennt die Gestalt des Höhen
typus nicht, ebenso wie jener der mittleren täglichen Bewölkung, wofür eine Begründung bereits angeführt
worden ist 2 ).
ß) Italien, Südfrankreich und die Iberische Halbinsel. Der tägliche Gang der Bewölkung gewährt
bei den italienischen Stationen ein ganz anderes Bild als bei jenen der Balkanländer. Wahrscheinlich ist
hier die Wahl der Beobachtungsstunden von Einfluß 3 ). Zeigt doch die Periode von Turin in allen, außer
den Wintermonaten, eine Abnahme der Bewölkung von 6 a bis 9 a und im April bis September eine Zunahme
derselben von 12 « bis 3 p, d. h. die Wahrscheinlichkeit, ein Maximum aufzuweisen, muß für die Nachmittags
stunde 3P gegenüber 2 p steigen, für die Vormittagsstunde 9» gegenüber 7 a abnehmen. So ist es vielleicht
zu erklären, wenn in Italien selbst an Küstenplätzen das Minimum meistenteils auf den Nachmittag (3 P)
fällt, im Gegensatz zu den Küstenstationen der Balkanhalbinsel. Nur ganz im Norden überwiegen die
Frühmaxima (9 a ), indem nur im Sommer die Bewölkung um 3 p am größten ist, und schon Bologna hat
außer im Winter in allen Monaten nachmittags 3P das Maximum. Der jährliche Gang für die drei Tages
zeiten (9 a , 3P, 9 p) ist stets den entsprechenden Jahreskurven für die mittlere tägliche Bewölkung
äußerst ähnlich.
Dasselbe gilt für die Stationen Frankreichs und der Iberischen Halbinsel, jedoch nicht für alle.
Denn hier wird der veränderte jährliche Gang der hochgelegenen Stationen bemerkbar, für die in Italien
keine Stundenmittcl zur Verfügung stehen. Beim Mont Ventoux und in Bagneres de Bigorre macht sich
zwar die größere Höhenlage in den Jahresperioden für alle drei Beobachtungsstunden gleichmäßig geltend,
und zwar, wie im jährlichen Gange der Tagesmittel, durch das Auftreten absoluter Maxima im Frühling.
Ganz anders verhält es sich dagegen auf dem Pic du Midi und in Mont Louis. Hier heben die Jahres
kurven für die Mittags- und Abendstunden die hohe Lage der Stationen viel mehr hervor als die Jahres
perioden für die übrigen Stunden und für das Jahresmittel, indem sie den Höhentypus des jährlichen
Ganges aufweisen, d. h. ein absolutes Winterminimum haben, während die letzteren ein ausgesprochenes
Sommerminimum zeigen. Es liegt damit also dieselbe Erscheinung vor, wie sie schon an einigen rumänischen
Stationen zu beobachten war.
*) Siehe in den Tabellen für den täglichen Gang die Vertikalkolonnen.
*) Siehe S. 18 ff.
3 ) Auf der Balkanhalbinsel meist: 7», 2P, 9p; in Italien: 9», 3P, 9p.