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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1912, Nr. 2.
in bezug auf die Mittagszeit und stellen, stärker oder schwächer hervortretend, den Übergang her zwischen
den winterlichen und sommerlichen Tagesperioden.
Besonders markant treten die sekundären Maxima und Minima in den Sommermonaten von Perpignan
in Erscheinung, und zwar auch hier in Parallele zur Wanderung der absoluten Maxima vom Vormittag im
Winter (9 a ) nach dem Nachmittag im Sommer (6p). Ja, einmal, im August, wird das sekundäre Mittags
minimum sogar zum absoluten und erhöht damit die Ähnlichkeit des täglichen Ganges von Perpignan mit
dem fast in gleicher Breite liegenden Tiflis 1 2 ).
Berücksichtigt man in Anbetracht der Unsicherheit der Mittel bei den Gradfeldern (I und II) nur
die täglichen Perioden für die Jahreszeiten, so zeigt sich auch bei dem Gradfeld II (südöstlich von Kreta)
die Erscheinung, daß im Winter und Herbst die Bewölkung vormittags, im Frühling nachmittags überwiegt.
Im Sommer ist aber zwischen den beiden Tageszeiten kein Unterschied zu bemerken.
Dasselbe gilt auch für das andere Gradfeld (südöstlich von Malta), wo im Frühling und Sommer die
Bewölkung des Vor- und Nachmittags die gleiche ist. Im Flerbst und Winter überwiegt aber die
Nachmittagsbewölkung, und damit ist der zu den bisher besprochenen Beispielen genau entgegengesetzte
Fall angedeutet, der dadurch gekennzeichnet ist, daß sich in der Zeit vom Winter zum Sommer das
Maximum der Bewölkung vom Nachmittag auf den Vormittag verlegt.
Diese Erscheinung kommt recht klar bei der Station Coimbra zum Ausdruck, wo die ziemlich regel
mäßig verlaufenden Tageskurven vom Oktober bis März um 3P, im April und Mai um 12 a und 3l> und
vom Juni bis September um 9 a ihr Maximum haben. Besonders deutlich läßt sie sich aber bei Kairo
erkennen, wo die Bewölkung vom Januar bis April nachmittags, vom Mai bis Dezember morgens am größten
ist. Die Vormittagsmaxima sind wenigstens im Herbst und Winter augenscheinlich hervorgerufen durch
die mit dem Wachsen des Nils eintretenden Morgennebel Die Tagesperioden von Kairo sind am besten
von allen Kurven der uns bekannten Mittelmeerstationen ausgeprägt. Das hat seinen hauptsächlichen
Grund in der großen Amplitude des täglichen Ganges, mit der wir den Unterschied zwischen dem größten
und kleinsten Tagesstundenmittel bezeichnen wollen, obgleich nicht von allen Stunden Beobachtungen
vorliegen.
Tabelle 36.
Amplituden des täglichen Ganges 3 ).
Station
Dez.
Jan.
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli
Äug.
Sept. J
Okt.
Nov.
Winter
Früh-
jahr
Som
mer
Herbst
Jahr
Lyon
6
9
15
6
11
9
10
12 l 5
5
6
7
10
9
9
6
8
Toulouse ....
9
11
13
11
9
5
6
4 8
7
11
11
11
8
6
10
9
Pic du Midi . .
10
8
13
14
18
20
25
29 ! 24
30
19
13
10
17
26
21
19
Madrid
10
10
12
17
17
21
21
13 i 25
15
12
11
11
18
20
13
15
Kairo
27
28
25
26
22
19
29
46 ■ 50
37
29
26
27
22
42
31
30
Aus der Tabelle 36 sieht man, daß die Amplituden an den nördlichen Stationen Lyon und Toulouse
keinen ausgesprochenen jährlichen Gang aufweisen was auch Schönrock für die Stationen des russischen
Reiches fand 4 ). Nach Süden zu und vielleicht auch, wenn wir uns erlauben, den Resultaten für den Pic
du Midi eine allgemeinere Bedeutung beizulegen, mit wachsender Höhe nimmt jener dagegen eine aus
geprägtere Gestalt an, indem die extremen Werte in ihm schärfer hervortreten. Die Maxima fallen alle
auf den Spätsommer, bemerkenswerterweise in vollem Gegensätze zu jenen des jährlichen Ganges der
interdiurnen Veränderlichkeit. Zu diesem stehen die Jahreskurven der Amplituden des täglichen Ganges
in einem weiteren Gegensätze. Nehmen, wie wir sahen, die Beträge der interdiurnen Veränderlichkeit
K a ß n e r, Untersuchung über die Bewölkung» Verhältnisse von Tiflis. Aus d. Archiv' der Deutschen Seewarte.
Hamburg 1898.
2 ) Barois, Über das Klima von Kairo. Bullet, de l’Institut Égyptien, Iliéme Serie, No. 10. 1889. Le Caire 1889.
Ref. Met. Zschr. S. 416 ff. 1891.
8 ) Die Beobachtuugsstunden sind: 6», 9*, 12», 3P, 6p, 9p, 12p; bei Lyon und Pic du Midi statt 6», 7 S .
*) Schönrock, a. a. 0. S. 69.