Bewölkung und Sonnenschein des Mittelmeergebietes.
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Es ist jedoch wohl möglich, daß die fehlenden Nachtbeobachtungen auch hier noch niedrigere Bewölkungs
mittel ergeben würden. Sonst liegt das absolute Minimum bei allen Kurven abends oder in der Nachtzeit,
während zu Mittag höchstens sekundäre Minima auftreten. Nach der Lage der Maxima, die auch hier
sehr verschieden ist, wird man am besten eine Ordnung der Tabellen des täglichen Ganges vornehmen,
und zwar je nachdem dieselben während des ganzen Jahres in der gleichen Tageszeit eintreten oder im
Laufe der Monate ihre Lage innerhalb der Tagesperiode ändern. Sekundäre Maxima und Minima stellen
die Übergänge von einem Typus zum anderen her.
Stationen, an denen während des Tages die Bewölkung nur mittags ihren größten Betrag erreicht,
kommen nicht vor, auch solche nicht, die nur Vormittagsmaxima aufweisen, man müßte denn Toulouse zu
ihnen rechnen, wo alle Maxima in die Zeit von 12 a bis 9 a fallen mit Ausnahme eines einzigen ÖP-Maximums
im Mai, das ein sekundäres Yormittagsmaximum gerade noch übertrifft.
Nur nachmittags hat in allen Monaten Marseille die größte Bewölkung. Im Sommer verlegt sich
diese nach den Abendstunden, um im Winter nach dem frühen Nachmittag zurückzuwandern. In Parallele
dazu verschiebt sich das absolute Minimum von der Zeit zwischen 10p und 7 a im Sommer nach 7p im
Winter. Sekundäre Minima sind selten und nur wenig ausgeprägt, wie überhaupt der An- und Abstieg
der Kurven recht gleichmäßig verläuft. Ein etwas bewegteres Bild bieten dagegen die täglichen Perioden
der Höhenstation des Pic du Midi. Auch dort fallen die absoluten Maxima nur auf die Nachmittags-
stunden (3p). Auffällig ist aber hier die Ausbildung sekundärer Mittagsminima in den Wintermonaten.
Diese erinnern an das, was Hann für den täglichen Gang der Bewölkung und Sonnenscheindauer der
alpinen Höhenstationen abgeleitet hat *), daß nämlich in den Alpen die Berghöhen im Winter, der Zeit der
geringsten Insolation, in den Mittagsstunden die größte Häufigkeit des Sonnenscheins, d. h. die geringste
Bewölkung haben, und daß gegen den Sommer die Sonnenscheindauer um die Mittagszeit ah-, d. h. die
Bewölkung zunimmt. Vergleicht man schließlich die sommerlichen Tagesperioden des Pic du Midi (besonders
Juni) mit den entsprechenden Perioden des unter gleicher Breite gelegenen Plateaus der Rocky Mountains 2 ),
so zeigt sich eine große Übereinstimmung, die zwischen den Tageskurven des Pic du Midi und jenen
anderer Stationen nicht besteht.
Weit häufiger ist der zweite Typus vertreten, der dadurch gekennzeichnet ist, daß das Maximum
im Verlauf der Monate seine Lage auf immer andere Tageszeiten verlegt. Faßt man den Zeitverlauf vom
Winter zum Sommer ins Auge, so kann zunächst diese Verlegung vom Vormittag auf den Nachmittag
stattfinden.
Das ist der Fall bei der Station Madrid. Vom November bis Januar fällt die größte Bewölkung
auf den Vormittag (9 a ). Im Februar ist nur noch ein sekundäres Maximum vorhanden, das von dem
absoluten Maximum von 3p um Weniges übertroffen wird. Dieses prägt sich nach dem Sommer zu immer
schärfer aus, während gleichzeitig um 9« ein sekundäres Minimum erscheint, hervorgerufen durch die
Zunahme der Bewölkung in den Morgenstunden. Diese Erscheinung der Herausbildung zweier Maxima
bei gleichzeitiger Verlegung der absoluten Maxima vom Vor- auf den Nachmittag ist auch für Potsdam
eigentümlich, wie Meißner an der Hand von Kurven dargelegt hat 8 ). Ganz unverkennbar ist ferner die
große Ähnlichkeit des täglichen Verlaufes der Bewölkung von Madrid und Wien 4 ) während des ganzen
Jahres, wie ein Vergleich mit einer Tabelle in dem Aufsatze: „Über den täglichen Gang einiger meteoro
logischer Elemente in Wien“ 4 ) lehrt, in dem auch auf die Abhängigkeit des täglichen Ganges der Bewölkung
von dem der Temperatur hingewiesen ist.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in Lyon und Belgrad. Auch hier wird das absolute Vormittags
maximum der Wintermonate im Sommer zum Nachmittagsmaximum. Sekundäre Maxima sind im Gegen
sätze zu Lyon bei Belgrad gut ausgeprägt vorhanden; sie liegen zum absoluten Maximum meist symmetrisch
*) Hann, Handbuch der Klimatologie Bd. 1, 3. Aufl., S. 247.
2 ) Hann, Über den täglichen Gang des Luftdrucks, der Temperatur, der Feuchtigkeit, Bewölkung und Windstärke
auf dem Plateau der Kocky Mountains. Sitzungsber. d. mathem.-naturw. Klasse d. Kais. Akad. d. Wissensch. in Wien.
Bd. 83, II. Abt., S. 500.
8 ) Meißner, Bewölkung und Sonnenschein in Potsdam. Met. Zschr, Bd. 24, S. 407. 1907.
4 ) Hann, Über den täglichen Gang einiger meteorologischer Elemente in Wien (Stadt). Sitzungsber. d. Wien. Akad.
B d. 83, 11. Abt., Febr. 1881; Eef. Zschr. d. öst. Ges. f. Met. Bd. 16. 1881.
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