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Full text: 35, 1912

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1912, Nr. 2. 
Die auf Grund dieser Tatsachen von Steen gestellte Forderung, nur die Mittagsbeobachtungen beim 
Studium des jährlichen und säkularen Ganges zu verwenden, erscheint daher beachtenswert. Mit Recht 
verlangt er aber diese beschränkte Ausnutzung des Materials nur für jene beiden Untersuchungen. Unter 
Würdigung der Ungenauigkeit der nächtlichen Schätzung der Bewölkung wird man doch die Berechnung 
des täglichen Ganges nicht allein für die Tagesstunden vornehmen, steht doch z, B. die klimatologisch 
bedeutsame Wärmeausstrahlung mit der Bedeckung des Nachthimmels in unmittelbarem Zusammenhänge. 
Freilich gehören zur genaueren Kenntnis des täglichen Ganges hinreichend viele Beobachtungen 
während eines Tages, und da macht sich die geringe Zahl der öfter als dreimal am Tage beobachtenden 
Mittelmeerstationen unliebsam geltend. Diese Zahl hat sich wenig erhöht, seit von Liznar x ) die erste 
zusammenfassende Behandlung des täglichen Ganges der Bewölkung unternommen worden ist. Der Grund 
hierfür liegt wohl in der Zunahme der selbstregistrierenden Instrumente, speziell der Sonnenschein 
autographen. Bei Coimbra und Perpignan * 2 ) sind in der angeführten Abhandlung sogar die Beobachtungen 
für zwei, bei Turin für drei Stunden mehr mitgeteilt, als ich auf Grund der längeren Perioden angeben 
kann. Nur für die Stationen Belgrad, Lyon, Toulouse 2 ), Pic du Midi, Marseille 2 ) und Kairo, zu denen 
sich noch je ein Gradfeld südöstlich von Malta (I) und südöstlich von Kreta (II) gesellt, konnten auf eine 
größere Anzahl von Stundenmitteln sich stützende tägliche Perioden neu berechnet werden. (Vergleiche 
Tabellen 23—35 im Anhang.) 
a) Der tägliche Gang der Bewölkung von den Stationen, die mehr als dreimal 
täglich beobachten. 
Das Studium des täglichen Ganges führte Liznar zur Unterscheidung von vier Typen 3 4 ), denen Eifert 
drei Untertypen hinzugefügt hat. Auch im Mittelmeergebiet erscheint der tägliche Gang der Bewölkung 
als sehr mannigfaltig ausgebildet. Sieht man zunächst von den Tageskurven der einzelnen Monate ab, die 
sich zumeist im Laufe des Jahres stetig ändern und daher naturgemäß den verschiedensten Typen zu 
zuweisen sind, so lassen schon die täglichen Perioden, wie sie sich an den einzelnen Stationen im Jahres 
durchschnitt darstellen, eine große Mannigfaltigkeit erkennen. 
Allen gemeinsam ist das absolute Minimum nach Sonnenuntergang, abends oder nachts, d. h. der 
Liznarsche Typus 2, der durch ein Mittagsminimum gekennzeichnet ist, kommt nicht vor. Man kann 
dagegen die Tageskurven nach der Lage des Maximums einteilen. Zu Mittag liegt es in Lyon und 
Coimbra, kurz nach Mittag in Belgrad. Nachmittags haben die größte Bewölkung Marseille, Perpignan, 
Madrid und der Pic du Midi. Das genaue Spiegelbild zur Tageskurve der letzteren Station bietet jene 
von Kairo, die ebenso wie die tägliche Periode von Toulouse und Turin das Maximum am Vormittag auf 
zuweisen hat. In dem Gradfelde südöstlich von Kreta liegt das Maximum vor- und nachmittags (8 a und 4l'j, 
in jenem südöstlich von Malta übertrifft das absolute 4P-Maximum nur wenig das sekundäre von 8 a . Über 
haupt kann man sagen: Liegt das Maximum vor- oder nachmittags, so ist in den Tagesperioden des 
Jahres meistenteils in den korrespondierenden Tageszeiten ein relatives Maximum vorhanden. Nur für 
Marseille und Madrid gilt jener Satz nicht, was für die letztere Station schon Liznar hervorgehoben hat*), 
während ihn wieder von sieben russischen Stationen mit 24 stündigen Beobachtungen fünf bestätigen 5 ). 
Ein Zusammenhang der Verschiedenheiten unserer Tageskurven mit der geographischen Lage der 
betreffenden Stationen ist nicht zu finden. 
Betrachtet man die Monatskurven des täglichen Ganges für alle Stationen zugleich, so ergibt sich 
auch hier keine Regelmäßigkeit. Als einzige allen Kurven gemeinsame Eigenschaft ist wieder das Fehlen 
des absoluten Mittagsmaximums zu nennen, das nur die Augustperiode von Perpignan aufzuweisen hat. 
*) Liznar, Über den täglichen Gang der Bewölkung. Zschr. d. öst. Ges. f. Meteorologie Bd. 20, 8. 241. 1885. 
2 ) Eifert, a. a. 0., Pet. Mitt. S. 142. 1890. 
s ) Diese sind: 
1. Ein Maximum um Mittag, Minimum abends; 
2. ein Maximum am Morgen, Minimum mittags; 
8. zwei Maxima und Minima: Hauptmaximum am Morgen, Hauptminimum am Abend; 
4. zwei Maxima und Minima: Hauptmaximum um Mittag, Hauptminimum am Abend. 
4 ) Liznar, Zschr. d. öst. Ges. f. Met. Bd. 20, 8. 249. 1895. 
5 ) Schönrock, a. a. O. 8. 61/64. Zwei Polarstationen haben das Maximum zu Mittag.
	        
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