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Full text: 35, 1912

Bewölkung und Sonnenschein des Mittelmeergebietes. 
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überaus gesteigerte Verdunstung 1 ) gesellen. Höchstens des Morgens darf man Tau 2 ) als unzulänglichen 
Ersatz für den Regen erhoffen, wenn sich des Nachts die Luft durch Wärmeausstrahlung genügend ab 
gekühlt hat. Auf ihn legen daher die Mittelmeervölker einen besonderen Wert. Unter der Trockenheit 
und der Glut der Sonnenstrahlen stirbt die Vegetation ab, und nur Gewächse mit lederartigen Blättern 3 ) 
vermögen ihr Laub zu behalten. Auch der Mensch muß sich gegen die Glutstrahlen der Sonne zu schützen 
suchen. Die Säulenhallen der Alten weisen ebenso darauf hin wie die Bauart ihrer Häuser, die weniger 
der staubigen Straße, als vielmehr einem beschatteten inneren Hofraum sich öffneten 4 ), in dem oft ein 
fließender Brunnen Erquickung bot. Den Schatten sucht und preist man wie bei uns die ersten warmen 
Strahlen der Frühjahrssonne. 
d) Im Herbst schließlich nimmt die Bewölkung außerordentlich rasch zu, rascher, als sie im Früh 
jahr abnahm. Schon im Oktober hat sie, oft um 15—20°/o von einem Monat zum anderen wachsend, den 
Jahresdurchschnitt erreicht; nur hat auch diesmal, wie im Mai, der Osten unseres Gebietes etwas kleinere, 
der Westen etwas größere Mittelwerte aufzuweisen, als die Jahresmittel sind. Im Osten wird ja das 
Maximum der Bewölkung erst im Dezember bis Januar erreicht, so daß vom November bis Dezember noch 
eine beträchtliche Abnahme der Himmelsbedeckung stattfindet. Im Westen dagegen tritt die stärkste 
Bewölkung schon im November und Dezember ein, und zwischen den Isonephen dieser Monate bestehen 
nur geringe Unterschiede. 
Die Gebiete stärkster Bewölkung, die in den Sommermonaten an der Nordküste Spaniens und in 
der Südostecke des Schwarzen Meeres zu finden waren, rücken während des Herbstes wieder nördlicher. 
Die in diesen beiden Gebieten im ganzen Jahre sich fast gleich bleibenden Bewölkungsmittel werden jetzt 
mehr und mehr von den nördlicher gelegenen Stationen, besonders denen Südrußlands, übertroffen. Sonst 
finden keine bedeutenden Veränderungen in der relativen Verteilung der Bewölkung statt. Nur das Alpen 
gebiet macht wieder eine Ausnahme, gemäß dem Höhentypus der Bewölkung seiner Stationen. Die 
Himmelsbedeckung nimmt dort beständig ab, ist im Oktober etwa gleich der Bewölkung der benachbarten 
Tieflandstationen und im November beträchtlich geringer als jene. 
d) Zusammenfassung (Isoplethenkarte). 
Um diese Erscheinung sowie die anderen Eigenschaften des jährlichen Ganges zusammen mit der 
Verteilung der Bewölkung darzustellen, zeichnete ich eine Isoplethenkarte 5 ). Diese, wurde so erhalten, daß 
alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Linie Kl. St. Bernhard—Kephallenia—Canea—Beni Suef (Ägypten) 
gelegenen Orte entsprechend ihrem Abstande voneinander auf einer Geraden eingezeichnet, senkrecht zu 
ihnen in gleichen Intervallen die zugehörigen Monatsmittel eingetragen und jedesmal die Zahlen 5, 10, 
15 usw. durch Linien — Isoplethen — verbunden wurden. Diese lassen unter anderem den besonderen 
jährlichen Gang der Alpenstationen, die stärkere Bewölkung des Apennin, die Abnahme der Himmels 
bedeckung nach Südosten, die geringe Bewölkung an der Westseite Griechenlands besonders während des 
Sommers und die großen Schwankungen der Himmelsbedeckung im Ägäischen Meere erkennen. 
6. Die Veränderlichkeit der Bewölkungsmittel. 
Bisher betrachteten wir nur Mittelwerte der Bewölkung. Haben diese auf der einen Seite den 
Vorzug, der kürzeste zusammenfassende Ausdruck für den klimatischen Zustand eines Ortes zu sein, so 
haftet ihnen auf der anderen Seite der Fehler an, charakteristische Eigenschaften des Klimas zu ver 
schleiern. Ein Mittel aus extrem hohen und extrem niedrigen Werten kann dasselbe sein wie das aus 
Beobachtungen mittleren Betrags, und doch liegen beiden Fällen weit verschiedene Tatbestände zugrunde. 
Schon längst ist man daher dazu übergegangen, die Häufigkeit einzelner Grade zu berechnen, und Koppen 
*) Neumann und Partsch, a. a. O. S. 29; Leiter, Abhandl. d. k. k. Geogr. Ges. Wien Bd. 8, S. 35/36, 51, 1909; 
Nissen, a. a. 0. S. 375. 
2 ) Neumann und Partsch, S. 30; Nissen, S. 393; Leiter, S. 36, 52. (Überall Zitate aus der antiken Literatur.) 
3 ) Nissen, S. 403; Neumann und Partsch, S. 378. 
*) Neumann und Partsch, S. 42/44; Nissen, S. 409. 
6 ) Siehe Kurventafel.
	        
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