Bewölkung und Sonnenschein des Mittelméergebietes.
27
Deren Wert als Zufluchtsstätten vor unserem rauhen Winter hängt ja neben anderen Faktoren von der
zugestrahlten Sonnenwärme ab, die ihrerseits zu der Bewölkung und Sonnenscheindauer in Beziehung
steht 1 ). Daneben ist auch die psychologische Wirkung nicht zu vergessen, die der tiefblaue, heitere
Himmel auf alle ausübt, die vor unserem „grämlichen, sauertöpfischen“ Wetter 2 * ) flüchten.
Tabelle 15 3 ).
Station
Nov.
Dez.
Jan.
Febr.
März
Winter
Mittel
Periode
Mogador
34
28
28
32
31
26
1894/1910
Malaga
37
42
38
38
47
39
1882/96
Nizza
42
38
37
36
38
37
. 1882/96 4 * )
San Remo
50
43
37
44
45
43
1882/96 8 )
Porto Maurizio . . .
50
44
42
45
45
44
1882/95
Riva
53
44
40 ■
43
49
42
1882/96
Abbazia
50
52
47
42
49
47
1886/96
Görz
55
57
48
45
54
50
1882/96
Venedig
59
59
52
43
53
52
1882/96
Lussinpiccolo ....
52
55
48
44
46
49
1882/96
Lesina
49
54
48
41
43
48
1882/96
Ragusa
53
55
50
44
51
50
1882/96
Algier
46
51
49
44
51
48
1882/96
Neapel
49
55
49
48
52
51
1882/96
Palermo
58
64
63
58
57
62
1882/96
Korfu
52
59
56
57
53
57
1894/1903
Kairo
37
49
49
45
37
48
1884/96
Unter den in Tabelle 15 angeführten Stationen hat Mogador die kleinsten Grade der Bewölkung; es
übertrifft an Heiterkeit des Himmels Malaga und besonders Kairo. Diese Stationen haben aber den
Nachteil, von unseren Breiten zu weit entfernt zu liegen. Den Vorzug leichter Erreichbarkeit haben
dagegen die Kurorte der Riviera und der südlichen Alpentäler, die nächst Mogador und Malaga trotz ihrer
nördlichen Lage die geringste Bewölkung aufweisen. Höher ist schon der Grad der Himmelsbedeckung
an den Küsten der Adria, auffällig hoch aber im Vergleich zu den Orten an der Riviera auf der Insel
Korfu. Darauf hat schon Partsch hingewiesen und empfohlen, an Stelle der Ausdehnung der Wolkendecke,
von der ja nur ein kleiner, die Sonne beschattender Teil ins Gewicht fällt, lieber die Sonnenscheindauer
zu berücksichtigen 6 ). Leider ist das für die meisten Kurorte und insbesondere für Korfu infolge des
fehlenden Materials noch nicht möglich.
Der wolkenfreie Himmel läßt aber nicht nur die strahlende Sonnenwärme zu uns, des Nachts
bewirkt er oft außerordentliche Wärmeausstrahlungen. Die Kälteinsel der Poebene ist hierfür ein beredtes
Zeichen, und auch die Riviera, die sich im Gegensätze zur Poebene des Gedeihens vieler südlicher Ge
wächse rühmt, hat bisweilen empfindliche Temperaturerniedrigungen zu beklagen. So schildert Straßburger
anschaulich, wie der Besitzer einer Zitronenkultur ängstlich den nächtlichen Gang der Temperatur verfolgte,
befürchtend, daß jene unter — 5 U C fallen und die Ernte eines ganzen Jahres vernichten könnte 7 ). Um
die Wärmeausstrahlungen zu verhindern, die fehlende Wolkendecke zu ersetzen, werden bisweilen künstliche
J ) Hann, Handbuch der Klimatologie Bd. 1, 3. Auf!., S. 245 u. 130/131.
2 ) Neumann und Partsch, a. a. 0. S. 66.
8 ) Vgl. über die anderen klimatischen Elemente: Hann, Handbuch der Klimatologie, Bd. 3, S. 35, 3. Äufl.
*) Die Mittelwerte dieser Periode wurden erhalten durch Reduktion auf die Perioden der Stationen San Remo und
Porto Maurizio.
! ) Das Jahr 1894 fehlt.
6 ) Partsch, Die Insel Korfu. Pet. Mitt. Ergli. Bd. 88, S. 48s. 1887.
7 ) Straßburger, Streifzüge an der Riviera. 2. Aufl. S. 282. Jena 1904.
4*