Ergebnisse einer ozeanographisehen Forschungsreise in dem Atlantischen und dem südöstlichen Stillen Ozean. (}p
Zunächst zeigt die Tabelle 37, daß die Größe der relativen Feuchtigkeit auf dem Meere in den ver
schiedenen Gebieten verhältnismäßig sehr geringe Unterschiede aufweist. Wenn wir aus allen Werten
das Mittel bilden, so ergibt sich rund 80°/o (genau 70,8); eine Zahl, die sich völlig deckt mit dem von
Schott 1 ) aus seinen Reisen für den Atlantischen und Indischen Ozean ermittelten Durchschnittswert,
obwohl sich im einzelnen, wie wir noch sehen werden, ziemliche Unterschiede ergeben. Die
Zahl der Schottschen Beobachtungen dürfte über 1400 sein, die allerdings mit Standpsychrometer,
aber unter Beachtung aller Fehlerquellen, gemacht sind. Aus rund 300 Aspirationspsychrometer-
Beobachtungen II. Meyers 3 ) in der Tropenzone des Atlantischen Ozeans ergibt sich ein Mittelwert von
rund 70%, und ebenso berechne ich aus den 237 Aspirationspsychrometer-Beobachtungen Brenn eck es
auf dem „Planet“ 3 ) in allen drei Ozeanen einen Mittelwert von 78°/o. Auf der „Valdivia“ versagten gerade
in dem uns interessierenden Gebiet die Instrumente einige Zeit. Im nördlichen Teil des Nordostpassates
wurden die sehr hohen Werte von 80 — 8f> °/o gefunden. Im mittleren Teil dann allerdings nur Werte um
00 %. Von der „Gauß“-Ausreise sind die meteorologischen Werte bisher nicht veröffentlicht. Das aus
neuerer Zeit vorliegende Material, soweit es auf deutschen Schiffen gewonnen ist, gestattet also den
Schluß, daß die mittlere relative Feuchtigkeit der Luft in den befahrenen Breiten der Ozeane
etwas unter 80°/o ist; ein Ergebnis, das sich mit dem von Kämt/, 4 ) aus den gesammelten spärlichen
Beobachtungen früherer Zeit berechneten deckt.
Die Extremwerte der relativen Feuchtigkeit für die verschiedenen Klimagebiete sind
74,1 und 87,1 °/o, beides im südöstlichen Stillen Ozean. Die große Feuchtigkeit in dem Gebiet von
50—40“ südlicher Breite erklärt sich aus den vorherrschenden Nordwestwinden, die wärmere Luft süd
wärts führten. Durch die Abkühlung wurde die relative Feuchtigkeit erhöht. Nördlich vom 40. Breiten
grad ist die Windrichtung — besonders im südlichen Sommer, der hier in Betracht kam — schon mehr
südwestlich, wodurch die relative Feuchtigkeit der nordwärts gelangenden Luft herabgesetzt wird. Diese
Zusammenhänge zeigen sich auch bei einem Vergleich der relativen Feuchtigkeit in den unter
schiedenen Klimagebieten mit der beobachteten Differenz Wasser- minus Lufttemperatur
(Tabelle 30 und 37). Überall, wo diese Differenz negativ, d. h. die Lufttemperatur höher ist, und die Luft dem
gemäß eine Abkühlung an der Wasseroberfläche erfährt, haben wir eine relative Feuchtigkeit von über 80“/o.
Verhältnismäßig hoch ist die relative Feuchtigkeit im Atlantischen Nordostpassat
mit 7G“/o. Schott hatte 1891 GG% gefunden und Brennecke 1900 G8°/o. Allerdings liegen in beiden
Fällen nur wenige Messungen — ca. 20 und 11 — vor, und Schott fand auch 1892 auf der Heimreise
im westlichen Strich des Passates 79%. Schott 5 ) folgert daraus, daß einmal starke Unterschiede
zwischen dem östlichen und dem westlichen Strich bestehen können, und zwar erklärt er die geringere relative
Feuchtigkeit im östlichen Strich aus der Herkunft der Luftmassen aus der Sahara. Daraus ergibt sich weiter,
daß bei mehr östlicher Richtung des Passats die Feuchtigkeit geringer sein muß; ein Fall, der besonders
für den Winter gilt. An und für sich werden also mit den länger dauernden Schwankungen der Passat
richtung auch Schwankungen der relativen Feuchtigkeit verbunden sein. Durch diese Annahmen erklären
sich die hohen Werte der relativen Feuchtigkeit auf der „Pangani“ ganz zwanglos. Es herrschte überhaupt
kein ausgesprochener Passat, und unter den Winden aus östlicher Richtung kamen sogar häufig Südost
winde vor, die, w r eil sie Luft nordwärts führten, besonders hohe Feuchtigkeitsgrade zur Folge haben mußten.
In anderer Jahreszeit und bei anderer Gelegenheit werden beträchtlich andere Werte gefunden werden.
H. Meyer hatte auf der Ausreise hoch nördlichen Passat und fand infolgedessen sogar einen Mittelwert
von 83,2%, auf der Heimreise im westlichen Strich dagegen nur 77,9%.
Die übrigen Mittelwerte für die Gebiete bis zum Nordostpassat, für das Stillengebiet und den
Südostpassat stimmen fast überein mit den Werten von Schott, Brenn ecke und Meyer und zeigen
so, daß im allgemeinen auch die relative Feuchtigkeit über den Meeren in ihren Mittelwerten wenig schwankt.
Für die weiteren Abschnitte der Fahrt um Südamerika liegen von Aspirationspsychrometer-
Beobachtungen lediglich diejenigen Meyers vor; ein Zeichen, wie wenig doch noch für manche Gebiete
') Forschungsreise z. S. a. a. O. S. 112.
Brennecke a. a. O. S. 73.
3 ) A. a. O. S. 133.
*) Segelbaudb. f. Atl. Ozean, 111. Anfl., S. 115 cit.
B ) A. a. O. 8. 114.