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Full text: 34, 1911

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1911, Nr. 1. 
Stelle, und es wurden in dieser Zeit, bis das Schiff Fahrt machte, ununterbrochen Wasser aufgeschlagen 
und die Temperatur abgelesen. Ergebnis: 
25,0, 24,9, 25,0, 24,8, 24,7, 24,6, 24,6. 24,5, 24,6, 24,5 und weiter 24,5 u . 
Es war also eine E r w ftrmung nur in der aller obersten Schicht eingetreten, denn 
die leichte Brise hatte sofort genügt, um eine Durchmischung herbeizuführen und die 
Temperatur dadurch um 0,5 0 zu erniedrigen. Um 2 Uhr 15 setzte dann eine Regenbö von der Stärke 
4—5 und 25 Minuten Dauer ein, bei der das Schiff gute Fahrt machte. Dadurch muß es außerhalb des 
Regenbereiches gekommen sein, denn die'Wassertemperatur war um 2 Uhr 45 wieder 24,7°. Die 
Temperatur des Regens war 21". 
Am 14. Oktober war die Fortbewegung des Schiffes von 6a bis 6p rund 20 Seemeilen, so daß wohl 
wieder nur von einem Treiben die Rede sein kann. Es zeigte sich ein gleichmäßiges Ansteigen der Tempe 
ratur von 23,9 auf 25,0 0 und dann ein langsames und gleichmäßiges Sinken auf 24,2 0 am nächsten Morgen 
um 6 a. Es herrschte sonniges Wetter ohne Regenfall und Brisen. Diese Beobachtungen bestätigen die 
Behauptung Schotts *), daß für die Größe der täglichen Temperaturschwankung neben der Himmels 
bedeckung die Luftbewegung eine große Rolle spielt, denn die mittlere tägliche Periode ist nach 
allen bisherigen Untersuchungen 3 ) 0,4—0,5°; unsere Beobachtungen sind aber bei Stille gemacht. 
An dieser Stelle seien einige Bemerkungen über die Messung der Wassertemperatur auf 
Schiffen eingeflochten. Diesen Beobachtungen, die auf der Mehrzahl der deutschen Schiffe regelmäßig 
angestellt werden und das Rohmaterial für viele wichtige Untersuchungen liefern, haften manche Mängel 
an. Die Tatsache ist nicht unbekannt, jedoch wird sie meist bei der Bearbeitung von Schiffsmaterial nicht 
genügend berücksichtigt, und das ist auch schwer, weil fast stets ein Kriterium für die Genauigkeit fehlt. 
Ich habe durch häufige Vergleiche zunächst festgesteilt, daß die Beobachtungen selten die genauen Werte, 
meist größere Abweichungen ergaben. Rund 0,2— 0,5° war die normale Differenz. Über 0,5° stieg der 
Unterschied in etwa 10°,o aller Fälle, und gelegentlich war er sogar über 1". 
Weiter wurde dann versucht, die Ursachen der Abweichungen fcstzustellen. Bei geringen Ab 
weichungen ist es häufig nur die Ungenauigkeit in der Schätzung der Dezimalen. Die Seewartc hat Ein 
teilung in ganze Grade auf ihren Thermometern, so daß also die Dezimalen Schätzung sind. Früher war 
die Teilung in halbe Grade, doch kamen dann häufig Versehen im Ablesen der Grade vor. Deshalb sind 
die ganzen Grade vorzuziehen. Auf Dampfern werden die Beobachtungen häufig von Quartermeistern und 
Matrosen ausgeführt. Das Ergebnis kann nicht zweifelhaft sein. Einige Male konnte ich feststellen, daß 
Werte nicht beobachtet, sondern interpoliert waren. Aus irgendwelchen Gründen, meist augenblicklicher 
Arbeitsüberhäufung, unterblieb die Beobachtung, und statt einen Strich im Journal zu machen, wurde dann 
eine ungefähr passende Zahl hingeschrieben. Es ist nicht nötig, eine Kladde zu führen; im allgemeinen 
geschieht es aber auf Segelschiffen, da die Offiziere meist mit arbeiten und zum sauberen Einschreiben zu 
schmutzig sind. Dann können beim Abschreiben der Beobachtungen aus der Journalkladde in die Rein 
schrift Versehen Vorkommen. Schiffsoffiziere wiesen mich selbst auf diese Fehlermöglichkeit hin, da häufig 
zum Abschreiben Jungen angestellt werden. 
Neben diesen persönlichen sind eine Reihe weiterer Fehlerquellen vorhanden. Häufig ist die Wasser 
pütze, mit der das Wasser aufgeschlagen wird, viel zu klein. Pützen, die kaum 1,5 1 fassen, dürfen nicht 
benutzt werden, weil die geringe Wassermenge durch die große Holzschutzhülle des Thermometers in 
ihrer Temperatur stark beeinflußt wird. Am 25. Oktober ergaben zwei Messungen mit einer 5 l fassenden 
Pütze, die einige Minuten außerbords hing und mehrere Male ausgespült wurde, jedesmal 27,4 ü . Gleichzeitig 
beobachtete einer der Offiziere mit einer 1,5-1-Pütze 27°, worauf er mit der großen Pütze noch einmal beobach 
tete und gleichfalls 27,4° erhielt. Wenn das Thermometer mit Holzhülle an einem schattigen Ort wind- 
geschützt hängt, so trocknet das Holz in 4 Stunden nicht völlig aus und erhält durch die Verdunstung eine 
niedrigere Temperatur. Hängt es in der Sonne, so wird cs trocken und nimmt eine höhere Temperatur an. 
Dasselbe gilt von der Segeltuchpütze, die auch eine zu hohe oder niedrige Temperatur in der Zwischenzeit 
annehmen kann, und dann, falls sie nicht sehr groß ist und einige Male im Wasser ausgespült wird, die Messung 
fälscht. Schließlich habe ich feststellen können, daß die Nachtablesungen vielfach etwas zu hoch waren. 
Es wurde dann nämlich entweder mit dem Thermometer von der Reling zum Kompaß gegangen und erst dort 
1 ) Forschungsreise zur See a. a. O. S. 11. 
2 ) Siehe auch W Breuneckc, Ann. d. Hydr. 1911, S. 71.
	        
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