111.
Weitere Untersuchungen.
Krstes Kapitel.
Salzgehalt und Temperatur der Meeresoberfläche,
a) Der Salzgehalt (1er Oberfläche.
Neben den Verdunstungsuntersuchungen standen Beobachtungen über Salzgehalt und Tem
peraturen der Meeresoberfläche. Eine Orientierung über diese Größen ist in den befahrenen Gebieten zwar
überall gewonnen, aber immerhin läßt das Bild doch oft die gewünschte Schärfe vermissen, besonders beim
Salzgehalt. Genauere Forschungen ergeben vielfach wesentliche Verbesserungen, unter Umständen auch
große Änderungen, wie verschiedene neuere Untersuchungen zeigen '). Es galt auf der Reise dauernd
Beobachtungen auszuführen; zunächst im allgemeinen zur Gewinnung neuen Materials. Im besonderen
wurde aber in einem Falle eine umfangreichere Bearbeitung vorgesehen. Diese betraf die Meeresräume
um das südliche Südamerika, etwa von 30° Süd irn Atlantischen bis 20° Süd im Stillen Ozean. Hier
war zu erwarten, daß zahlreiche Beobachtungen das bisherige Kartenbild wesentlich umgestalten würden,
da in diesem Gebiet nur wenige zuverlässige Messungen ausgeführt waren. Doch darüber weiter unten.
Während der ganzen Reise wurde morgens und abends um <> Uhr Salzgehalt und Temperatur der
Oberfläche bestimmt. Falls das Schiff eine größere Strecke zurückgelegt hatte oder andere Veranlassungen
bestanden, wurde um 12 Uhr mittags und Mitternacht, gelegentlich auch in noch kürzeren Zwischenräumen
beobachtet. Das Wasser wurde an der Luvseite des Schiffes in einer mehrfach ausgespülten Putze von
3—4 1 Inhalt aufgeschlagen, die Temperatur mit einem Wasserthermometer der Seewarte, das aus der
Holzschutzhülle herausgenonnnon war, bestimmt und eine Probe in rund 200 ccm fassenden Glashaschen
mit Gummistöpscl, die mehrfach mit der Probe ausgespült waren. zur sofortigen oder späteren Titration
entnommen.
Die Bestimmnng des Sa 1 zgchaltes erfolgte also durch Chlortitrierung. Ein älterer Aräometer-
satz der Seewarte war zwar zur Reserve mitgenommen, ist jedoch nie gebraucht worden, da die Titrier-
cinrichtung Wind und Wetter wie auch Landtransporten standhielt. Abbildung 2 Tafel II zeigt die Titrier
einrichtung. Ich batte einen leicht auseinander zu nehmenden Tisch mit doppelter Platte anfertigen lassen.
Die obere Platte enthielt genau passende Ausschnitte für die Glasgefäße und ein Stativ, das die
Knud sc rische Bürette hielt. Mit einem Druckball konnte durch Luftdruck die Silbernitratlösung in die
Bürette gedrückt werden. Rechts auf dem Tisch steht eine Spritzflasche für destilliertes Wasser und die
kleine Tropfflasche mit Kaliummaoganat. Links liegt in einer länglichen Vertiefung die Knudsenschc
Pipette; dahinter steht die Normalwasserfhisclie. Die ganze Einrichtung konnte samt Vorratsflaschen und
Chemikalien in einer Kiste von einem halben Kubikmeter Inhalt verpackt werden. Titriert wurde meistens
in dorn mir eingeräumten Lazarett, bei schönem Wetter auch an Deck.
Die Bestimmung des Salzgehaltes mittels Aräometer ist jetzt wohl ganz aufgegeben. Sic hatte den
einen Vorteil, daß man sofort orientiert war und bei auffälligen Ergebnissen neue Proben nehmen konnte,
während man die Chlortitrierung, schon um Normalwasser zu sparen, nur alle paar Tage vorniimnt.
Diesem Vorteil stehen aber weit größere Vorteile der chemischen Methode gegenüber. Rein äußerlich ge
stattet die Chlortitrierung an Bord ein Arbeiten selbst bei schwerem Seegang und Sturm, und bei Auf-
b Z. 15. Schott, Salze;chalt und Richte der Meeresoberfläche in den westindischen Gewässern. Petennanns Mitt,
1908, Heft 1.