Ergebnisse einer ozeanograpliischen Forschungsreise in dem Atlantischen und dem südöstlichen Stillen Ozean. 43
Ebenso gebt es mit der Bedeutung des Salzgehaltes für die Verdunstung. Nach den Gesetzen des
Dampfdruckes tritt bei Zunahme des Salzgehaltes einer Lösung eine Dampfdruckerniedrigung und dem
entsprechend bei gleichbleibendein äußeren Luftdruck eine Abnahme der Verdunstung ein. Hierauf war
schon bei Besprechung der Fehlerquellen hingewiesen, da die Zunahme der Konzentrierung in Gefäßen
größer als auf dem Meere ist.
Aber sie wird ebenfalls wieder durch die übrigen Faktoren ausgeglichen, obwohl z. B. der Salz-
gchaltsunterschied zwischen Passat- und Kap Horn-Gebiet 3 °/ou, 37 °/oo gegen 34 °/oo, beträgt.
Das Ergebnis unserer Betrachtungen können wir nun zusainmenfassen in dem Satze, daß in ähn
lichen Klimagebieten der Wind für die Verdunstung auf dem Meere der wichtigste
Faktor ist, daß neben ihm die Wasserdampfführung der Luft und die Sonnenschein
dauer berücksichtigt werden müssen, während Luftdruck- und Salzgehaltsunter
schieden neben diesen Faktoren keinerlei Bedeutung zu kommt. Nun wäre ein letztes
Ziel erreicht, wenn man diese Beziehungen in eine Formel zusammen fassen könnte, die dann die
Berechnung der Verdunstung zuließe. Krümmel 1 ) hat es getan, indem er allerdings die Verdunstung
nur proportional der Quadratwurzel aus der Windgeschwindigkeit setzt.
V W
V = C (1 + 0,00367 t) (t — f) jj' S ,
worin V die tägliche Verdunstungshöhe in Millimetern, C eine Konstante, t die Temperatur des trockenen,
f die des feuchten Thermometers, w die Windgeschwindigkeit, B die Wirkung des Barometerstandes,
S die des Salzgehaltes bedeutet. Für Triest läßt sieb danach bei Einsetzung aller Werte unter Vernach
lässigung des Barometerstandes die Konstante berechnen. Da sie aber für die einzelnen Monate beträcht
lichen Schwankungen unterliegt, und da ferner die Beobachtungen im Schatten erfolgten, die Sonnenschein-
Wirkung also nicht zum Ausdruck kommt, so müssen alle Rechnungen fruchtlos bleiben. Dasselbe gilt
für die vorliegenden Versuche, da die Zahl der Beobachtungen nicht genügen, um für jede Zeit und
jeden Meeresteil Normalmittel zu bilden, aus denen die Konstante festzustellen wäre. Auch ist bei der
Bestrahlungswirkung nur die allgemeine Abhängigkeit, nicht die zahlenmäßige anzugeben. Es muß deshalb
vorläufig genügen, daß für die Verdunstung auf dem Meere die allgemeinen Beziehungen zu den sie beein
flussenden Faktoren nunmehr festgelegt sind, und von der Aufstellung einer Formel abgesehen werden,
die, wie so manche der gerade für die Verdunstung aufgestellten Formeln, bei relativ geringem Be
obachtungsmaterial nur scheinbar einen Schritt weiter bedeuten. (Siehe auch S. 9).
c) Der Verdaustungsvorgang selbst.
Betrachten wir nun den Verdunstungsvorgang selbst näher, so interessiert uns zunächst der täg
liche Gang und das Verhältnis der Tages Verdunstung zur nächtlichen. Es ist zu er
warten, daß die Verdunstung in ihrem 24stündigen Verlauf ein Maximum in den Mittagsstunden, ein
Minimum in den Nachtstunden besitzt. Um diese Tatsache festzustellen, wurde mehrfach von 4 zu
4 Stunden nach jedesmaligem Durchmischen ans dem großen KM-Gefäß eine Wasserprobe zur Titration
und Berechnung der Verdunstung entnommen. Das Ergebnis war stets dasselbe und sei deshalb nur für
einen Versuch am 31. Oktober bis 1. November gegeben (Tabelle 17 und Figur 3).
Tabelle 17.
Zeit
Temperatur
Salzgehalt
Verdunstung
e V.
25,7 0
36,01 °/oo
10*' V.
27,5 0
36,20 „
1,71 mm
2*> N.
26,0 0
36,50 ,,
2,63 „
G>‘ N.
25,0 0
36,71 „
1,80 ,.
10k N.
24,6°
36,89 „
1,50 „
2*> V.
24 2 0
37,03 „
1-14 „
61' V.
23,8 0
37,19 „
1,26 „
6*
) A. a. O. S. 247 nach den Beobachhingen Mnzelles in Triest.