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Full text: 34, 1911

¡2 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1911, Nr. 1. 
Nun hat Ule in seinem Aufsatz zur Beurteilung der Evaporationskraft eines Klimas 1 ) zuerst 
Intensität und Geschwindigkeit der Verdunstung unterschieden. Letztere läßt sich z. B. mit dem Wild- 
sehen Apparat messen, der die Höhe der in der Zeiteinheit verdunsteten Wasserschicht gibt, die direkt 
proportional der Geschwindigkeit ist. Hiermit steht aber die absolute Feuchtigkeit und das .Sättigungs 
defizit in keinem Zusammenhang. Auch der Zusammenhang mit der relativen Feuchtigkeit ist nicht er 
sichtlich, wohl aber sind Psychrometerdifferenz und Wind proportional der Geschwindigkeit der Verdunstung, 
und Ule findet in den Verdunstungsmessungen in Chemnitz 1885—89 eine Bestätigung. In unsere Fig. 2 
ist die Psychrometerdifferenz nicht eingezeichnet, da die Kurve fast völlig parallel der relativen Feuchtigkeit 
verläuft und deshalb keine anderen Schlüsse als die Kurve der relativen Feuchtigkeit zuläßt. Aber auch 
Zusammenstellungen für die übrigen 'feile der Reise zeigen keinen derartigen Zusammenhang mit der Ver 
dunstung wie der Wind, obwohl bei wesentlichen Schwankungen der Lufttemperatur Unterschiede zwischen 
Kurven der relativen Feuchtigkeit und der Psyclirometerdifferenz eintreten müssen. 
Durch die Differenz zwischen trockenen und feuchten Thermometern, die frei an der Luvseite 
gegen den Wind gehalten werden, will Krebs' 2 ) ein Maß der Verdunstung gewinnen. Nach seinen Unter 
suchungen an Landseen gibt die Psychrometerdifferenz, in Zcntigradcn ausgedrückt, mit 2 multipliziert, 
die tägliche Verdunstungshöhe in Millimetern. Für Aspirationspsychrometer-Differenzen stimmt diese Be 
rechnung der Verdunstung auch nicht annähernd, und mit anderen Thermometern, so wie Krebs es 
eigentlich verlangt, konnte nicht beobachtet werden. Es liegt auch die Schwierigkeit vor, daß die Be 
obachtungen nur, während das Schiff still liegt, ohne weiteres verwendbar sind, daß beim Schiffe in Fahrt 
aber eine umständliche Rechnung nötig wird. Übrigens folgt einwandsfrei aus den wichtigen Versuchen 
Oka das*) in Japan im Gegensatz zu Krebs, daß die Verdunstung einer freien Wasserfläche in der Sonne 
nicht einfach proportional der psychrometrischen Differenz ist. 
Ein Faktor, der die Verdunstung beeinflußt, ist ferner der Luftdruck, der als Gegenkraft gegen 
den Dampfdruck, durch den die Moleküle in den gasförmigen Zustand getrieben werden, wirkt. Bei 
niedrigem Luftdruck steigt die Verdunstung. während sie bei hohem sinkt und Laboratoriumsversuche 
haben auch dementsprechende Ergebnisse gezeitigt. Auf die Verdunstung auf dem Meere ist aber erklär 
licherweise eia Einfluß nicht erkennbar. Die Luftdruckschwankungen sind relativ gering, so daß die übrigen 
Faktoren etwa hervorgerufene Änderungen verdecken. Da nun gerade im Passatgebiet das Luftdruck- 
maximuni sich vorfindet, in der Kalmcnzonc aber niedrigerer Luftdruck herrscht , so haben wir scheinbar 
sogar die entgegengesetzte Wirkung. Ebenso liegen die Verhältnisse in höheren Breiten. Im Kap Horn- 
Gebiet ist. der Luftdruck im Jahresmittel nach dem Atlas der Seewarte rund 20 mm niedriger als im 
Passat, af>er die dadurch möglicherweise vergrößerte Verdunstung wird mehr als kompensiert durch alle 
anderen Faktoren. Hinzu kommt der Einfluß, den die verschiedene vertikale Bewegungstendenz der Luft 
ausübt. In den Hochdruckgebieten ist die allgemeine Bewegungstendenz eine abwärts gerichtete. Die 
dabei eintretende dynamische Erwärmung macht diese Luftmassen aufnahmefähiger für Wasserdampf, be 
günstigt also die Verdunstung. Umgekehrt ist der Vorgang in ausgebreiteten Tiefdruckgebieten, während 
lokale Minima durch den größeren Gradienten auch eine verstärkte horizontale Luftbewegung zur Folge haben, 
die nun die Verdunstung vergrößern. Alle diese Komplikationen lassen in den erzielten Werten keinen 
Einfluß des Luftdrucks hervortreten. 
Tabelle 16. 
Gefäß 
Tag 
Anfangssalzgehalt 
Endsalzgchalt 
Verdunstung 
1000 ccm l 
3./4. I. 1900 
j 34,33 °/oo 
30,09 o/oo 
2,2 mm 
2400 „ i 
1 34,33 , 
35,25 „ 
2 3 
1000 „ 1 
4.1b. I. 1909 
I 84,09 „ 
38,91 „ 
^ n 
2400 „ ) 
1 34,09 , 
30,37 „ 
4,0 * 
1) Met, Ztaclir.. 1891. 
2) Met. Ztschr. 1905, 8. 211. 
3 ) Met, Ztsclir. 1903, S. 380 ff.
	        
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