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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1911, Nr. 5.
bietet mit 1,08° Temperatursteigerung pro 100 m einen Wert, der bei Temperatur ab nah me nur aus
nahmsweise erreicht werden, niemals aber einen Mittelwert darstellen kann.
Je intensiver die Inversion, desto stärker ist auch der Gradient, und bei den größten beobachteten
Umkehrschichten ist der mittlere Wert der Temperaturzunahme pro 100 m doppelt so groß als der
größte Wert bei adiabatischer Temperatur abnah me. Im einzelnen kommen noch weit größere Beträge
vor. Theoretisch sind ja die Möglichkeiten nach dieser Richtung unbegrenzt, da warme Luft über kalter
eine stabile Schichtung ergibt, die bei Abwesenheit von Bewegungsunterschieden erst durch äußere Ein
flüsse zerstört werden kann, und um so beständiger sich verhält, je größer die Temperaturdifferenz ist,
von Diffusion abgesehen. Das ist auch der Grund für die auffallende zeitliche Konstanz starker Schicht
bildungen, die sich leider bei einem reinen Drachendienste nur unvollkommen verfolgen läßt.
Der jährliche Gang des Gradienten innerhalb der Inversionen prägt sich in den Jahreszeitenmitteln
deutlich aus. Bei den Inversionen von 1°—-4° liegt das Maximum im Frühling, bei den kleinen und größeren
im Sommer; das Minimum fällt in den meisten Gruppen auf den Winter. Im wesentlichen hat hier der
jährliche Gang einen Verlauf, der dem der mittleren Schichtdicke etwa entgegengesetzt ist: hei geringer
vertikaler Mächtigkeit zeigt sich ein stärkerer Gradient.
2. Häufigkeit und Intensität nach Höhenschichteu und Windrichtung.
Die linke Hälfte der Tabelle 18 zeigt die Verteilung der Temperaturinversionen nach Höhenschichten
für das Jahr und die vier Jahreszeiten. In jedem dieser Abschnitte zeigen die drei untersten Zeilen für
jede Höhonschicht die Gesamtzahl der Inversionen, sodann die Zahl der Aufstiege, welche diese Höhen.
Schicht ganz passiert haben, und endlich den mit 101) multiplizierten Quotienten beider Zahlen, der also
angibt, wieviel Inversionen in dieser Höhe auf 100 Aufstiege entfallen. Aus dieser letzten Zeile gebt
hervor, daß mindestens in der Tageszeit unserer Aufstiege und abgesehen von der untersten Luftschicht
die Häufigkeit der Inversionen zwischen 500 und 2000 m nicht sehr verschieden ist. Im Winter und
Frühling ist sie oberhalb 2000 m kleiner als unterhalb, aber im Sommer kehrt sich dies Verhältnis um:
die Häufigkeit der Temperaturumkehrungen ist dann oberhalb 2000 in größer als unterhalb 2000. Da die
Inversionen gewöhnlich an der oberen Grenze von Wolkenschichten auftreten, so hängt dies offenbar mit
der größeren Höhe der Wolken im Sommer zusammen.
Tabelle 18. Anzahl der Inversionen und Isothermien nach Höhe ihres Beginns und Windrichtung.
Höhe in
Metern
Windrichtung
Stufe
17
510
1010
1510
2010
2510
3010
3510
bis
bis
bis
bis
bis
bis
bis
bis
XNK-E
ESE-S
ssw-sw
WSVV-Wi WNW-N
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
J a li r :
0.0
15
15
22
21
J3
7
2
2
5
17
29
18
28
0.1—1.0. . . .
98
74
54
49
31
17
5
2
43
48
75
77
82
1.1—2.0. . . .
88
30
40
32
12
7
2
—
28
47
43
47
47
2.1—4.0 ....
07
42
23
17
9
4
1
—
32
40
9
35
41
4.1—6.0 . . . .
28
21
14
0
1
1
—
6
32
0
8
19
0.1 —9.0 ....
17
7
0
—
-
—
—
—
5
12
3
3
7
9.1—12.0 . . .
5
2
—
—
—
—
—
i
2
2
—
2
12.1—15.0 . . .
5
—
—
—
’
*
—
—
—*
5
—
—
—
Summe
813
197
159
125
00
35
11
4
120
209
1(37
188
220
Zahl der Auf
stiege
Auf 100 Aufst.
1174
1057
819
622
377
192
70
30
150
207
191
301
319
entfallen Inv.
u. Isotherm. .
27
19
19
20
18
18
!0 j
13
77
101
87
00
71