1(3 Aus dem Archiv der Deutschei) Seewarte. 1911, Nr. 1.
überhaupt nicht erreichen, der Einfluß auf die Verdunstungshöhe also durchschnittlich unter 0,1 nun bleiben,
d. h. aber, er kann im allgemeinen vernachlässigt werden.
Dagegen verderben direkte Spritzer vom Meere, die bei starkem Sturm das Gefäß erreichen, die
Beobachtung. Das ist besonders der Fall, wenn scharf beim Winde gesteuert wird. Es wurde dann
besonders darauf geachtet und, falls ein Spritzer in das Gefäß gelangte, der Tag ausgeschaltet.
Weitere Fehler nt ö glich keiten zeigen sich bei der Betrachtung des Verdunstungs
vorganges selbst. So muß die Verdunstung im Gefäß verringert sein gegenüber der im Meere, da
der Salzgehalt im Gefäß prozentual stärker zuninnnt und damit nach den Gesetzen des Dampfdrucks eine
Dampfdruckerniedrigung eintritt. Während auf dem Meere nur eine geringe Konzentrationszunahme statt-
findet, ist sie in den Gefäßen beträchtlich. Im Normalgefäß beträgt sie bei mittlerer Verdunstung von
5 mm etwa 2,5 °/oo, Auch die Unterschiede in den verschiedenen großen Gefäßen sind ziemlich groß.
So stieg am 4. Januar 1900 im Normalgefäß bei 4 mm Verdunstung der Salzgehalt von 34,09 °/oo auf
30,37, im 1-1-Gefäß bei 3,7 mm auf 38,91 °lm. Latham 1 ) gibt nach Dines an, daß Seewasser 4V2 °/o
weniger Verdunstung zeigt als Regenwasser, ein Wert, der mit dem von Oka da 2 ) fast übereinstimmt.
Erst von einer gesättigten Salzlösung verdunsteten 15 °/o weniger. In unseren Gefäßen ist die Zunahme
des Salzgehaltes zwar groß gegenüber der im Meer, aber doch an und für sich äußerst gering, so daß die
Unterschiede für die Verdunstung praktisch nicht in Frage kommen.
Eine Hauptrolle spielt ferner bei der Verdunstung die Temperatur des verdunstenden
Wassers. Es ist also die Erwärmung, die die Wassermasse in einem Gefäß durch die Lufttemperatur
erfährt, zu beachten, vornehmlich der Unterschied, der sich daraus gegenüber der Meerestemperatur ergibt.
Das Maß der Erwärmung hängt natürlich wesentlich von der Größe der Wassermenge ab. Im Normal-
gefäß stieg an sonnigen Tagen mit etwa 23—20 u Mittagstemperatur im Südostpassatgebiet die Temperatur
im Verdunstungsgefäß um 1—3° über die Meeresoberflächentemperatur, fiel aber nachts infolge des zur
Verdunstung nötigen Wärmeverbrauchs ebenso viel unter Meerestemperatur.
Tabelle 5.
Wassertemperatur am 31. Okt./l. Nov. 1908.
Zeit
Meeresoberfläche
Verdunstungsgefäß
()il
25,7 0 C
23,4 0 C
12
25 8 0
27,0« „
0 p
25 7 0
24,0 0 „
C> a
25 3 u
^ V 57
23,0 0 „
Die Mitteltemperaturen waren nicht wesentlich verschieden. In gemäßigten Breiten waren die Unter
schiede sehr viel geringer, und im Kap-Horn-Gebiet war die Gefäßtemperatur meist etwas niedriger als
die Wassertemperatur. Die großen Gefäße zeigten dagegen nachts eine merklich geringere Abnahme der
Temperatur. Damit dürfte die mit Zunahme des Gefäßinhaltes etwas steigende Verdunstungshöhe
(s. Tabellen S. 11) ihre Erklärung finden. Es zeigen die Tabellen, daß die prozentualen Unterschiede
mehr von der Größe der exponierten Wassermenge als vielleicht von der Verdunstungsoberfläche abhängen.
Durch das Volumen wird die Temperaturschwankung beeinflußt.
Schließlich bleiben beim Schwanken des Schiffes Flüssigkeitsmengen an der Wandung
des Gefäßes haften und verdunsten rascher. Wir erhalten so eine Fehlerquelle, die bei Schiffs
beobachtungen nie wird ausgeschaltet werden können. Auf Seglern ist aber dieser Fehler wesentlich
kleiner als auf Dampfern, da ein Segler im allgemeinen viel ruhiger im Wasser liegt und das Erzittern
des ganzen Schiffsrumpfes durch die Maschine fehlt. Ich habe häufig längere Zeit die Schwingungen und
Erzitterungen des Gefäßes beobachtet und glaube sagen zu dürfen, daß die Beeinflussung des Resultates
durch diese Fehlerquelle sehr gering bleibt. Wir könnten ihr auch entgegenstellen, daß die Verdunstung auf
J ) Latham, Evaporation and Condensation. Quaterly Journ. R. Met. 8. 1892, 8. 54.
“) A. a. O.