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Full text: 34, 1911

14 Aus dem Archiv' der Deutschen Seewarte. 1911, Nr. 1. 
Während die Messung der Verdunstung auf einem Segelschiff wohl viele Fehlerquellen, die in der 
Art des Vorganges selbst liegen, eröffnet, aber doch technisch leicht durchführbar ist, gilt es bei Be 
obachtungen auf einem Dampfer äußere Widerstände zu überwinden. Es wurde versucht, das an 
gewandte Verfahren ähnlich auf der Fahrt mit dem Postdampfer „Rhakotis“ zwischen den Salpeterhäfen 
und Valparaiso durchzuführen. Da die Aufstellung eines Gestelles nicht angängig war, wurde das Gefäß — 
die flache Schale von 298,8 qcm Oberfläche, die mit 1000 ccm Wasser gefüllt wurde — an einem von 
der Reling abstehenden Eisenarm in einem Stropp auf der Kommandobrücke aufgehängt. Dieser Ort kam 
allein in Betracht, da auf dem Achterdeck die störenden Schraubenbewegungen noch stärker waren und 
auch hier ein Gestell aus Platzmangel nicht aufgestellt werden konnte. Trotzdem geriet das Wasser in 
der Schale durch die Vibrationen des Schiffsrumpfes, welche die starken Maschinen des noch dazu leicht 
beladenen Doppelschraubendampfers hervorriefen, in Schwingungen. Dasselbe trat auch, wenn auch nicht 
so stark, durch die an den Ladewinden verursachten Erschütterungen ein. Da so eine ständige Benetzung 
der sonst trocken bleibenden Wandpartien des Gefäßes herbeigeführt wurde, stellt die Verdunstung nicht 
die der freien Oberfläche allein vor. Die Zahlen sind zu groß. Als dann ferner auf der Fahrt von 
Antofagasta nach Valparaiso sich Wind, und zwar nur der normale Passat von Stärke 4—5 Beaufortskala, 
einstellte und das Schiff etwas zu stampfen anfing, verstärkte sich die Wellenbewegung des Wassers im 
Gefäß, und es wurden die Wellenberge in der Mitte vom Wind ergriffen und hinausgespritzt, so daß die 
Untersuchungen überhaupt unmöglich waren. Noch schlimmer waren die Erfahrungen auf der Fahrt 
Santos—Lissabon mit dem Postdampfer „Rio Negro“. Das Schiff mußte fast ständig gegen steifen Passat 
bis Stärke 7 gegenan arbeiten und schlug häufig mit der Schraube aus dem Wasser, so daß es in allen 
Teilen heftig erschüttert wurde. Deshalb schlugen alle Versuche, die auch nur mit Aufhängungsarten wie 
auf der „Rhakotis“ gemacht werden konnten, fehl. Ein einziger Wert — 5 mm — wurde einwandfrei 
auf etwa 4° Süd 33° West erhalten. Wenn es Dr. de Quervain gelungen ist, auf einem Dampfer 
von Grönland nach Skagen Beobachtungen auszuführen, so dürfte es dadurch ermöglicht sein, daß das 
tiefgehende Schiff nur eine schwache Maschine hatte, daß Wind und Seegang meist acliterlich waren, und 
vor allem, daß nicht federnde Aufhängung im Stropp am Wagearm, sondern Benutzung des Gestells angängig 
war. An und für sich haben die Versuche nur das negative Ergebnis gezeitigt, daß Verdunstungsunter 
suchungen höchstens auf Frachtdampfern, auf denen feste Aufstellung möglich ist, mit Erfolg unternommen 
werden dürfen. Dann weicht aber die Verdunstung im Gefäß von der gleichzeitig auf dem Meere statt 
findenden wohl beträchtlich ab, falls viel achterliche oder Gegenwinde herrschen 1 ). Die beste Art 
ist sicher die Beobachtung auf einem Segelschiff. 
Drittes Kapitel. 
Die Fehlerquellen. 
Die im Prinzip einfache Art der Untersuchung wird nun kompliziert durch die mannigfachen 
Schwierigkeiten, die sich der Durchführung entgegenstellen. Sie sind teils äußere, die mit dem Be 
obachtungsort, dem lediglich Handelszwecken dienenden, schwankenden Schiff Zusammenhängen. Teils 
liegen in der Art der Vorgänge selbst Fehlerquellen. 
Im Englischen Kanal und während der ersten Woche nach Verlassen desselben waren Ergebnisse 
nicht zu erzielen. Das ständige Überstaggehen und Halsen, oft bei stürmischen Winden, führte an 
dauernd zu Kollisionen zwischen Verdunstungsapparaten und Besangut. Erst nach 
dem ein Schutzgerüst gezimmert und angebracht war, und nachdem die Mannschaft, die es an gutem 
Willen nicht fehlen ließ, die nötige Vorsicht anzuwenden gelernt hatte, konnte einwandfrei gearbeitet 
werden. Trotzdem war ein ständiges Aufpassen nötig, und wiederholt mußten auch später Beobachtungen 
ausgeschaltet werden, weil mehr oder weniger große Mengen Wasser verspritzt waren oder aber auch 
beim Deckwaschen hineingerieten. Ich behielt deshalb während der ganzen Reise tagsüber das Gefäß fast 
stets im Auge, und über eventuell beobachtete nächtliche Ereignisse berichteten die Offiziere. Es sei hier 
erklärt, daß nach meiner Überzeugung wirklich einwandfreie Verdunstungsbeobachtungen 
an Bord sich in Anbetracht der vielen Zwischenfälle nur bei ständiger Überwachung erzielen lassen. 
*) Siebe vorher S. 12.
	        
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